Eigentlich war es ein Routine-Eingriff an der Prostata, doch der Patient stirbt. Traurig, gewiss; aber so was kommt nun mal vor. Einer gibt trotzdem keine Ruhe: Der Tote arbeitete beim Hamburger Rauschgiftdezernat, und sein Partner ist überzeugt: Das war Mord. Die beiden standen kurz vor der Entlarvung der berüchtigten „H-Connection“, die Heroin aus Afghanistan über Russland nach Hamburg schmuggelt. Tatsächlich ergibt die Autopsie die tödliche Menge eines Beruhigungsmittels. Der Russe, den der besessene Beamte hasserfüllt verhaften lässt, entpuppt sich allerdings als V-Mann des BND. Dafür stolpert Kommissar Casstorff über etwas ganz anderes: Der tote Kollege lebte offenbar auf großem Fuße; seine hübsche Frau (Dana Vávrová) erklärt den Reichtum zwar mit der Großzügigkeit einer Erbtante in der Schweiz, doch bei den Recherchen findet sich keine Tante.
Nach durchaus respektablen Auftaktfällen ist Jan Castorff in der „Tatort“-Realität angekommen: Da die Geschichten viel stärker als etwa die Bücher für die Teams aus Köln oder München auf Robert Atzorn zugeschnitten sind, muss er die Handlung weitgehend alleine tragen. Wo also die Kölner Behrendt und Bär etwaige Durchhänger mit gegenseitigen Frotzeleien auffangen können, ist Atzorn auf sich selbst gestellt. Die Entscheidung des NDR, den „Tatort“ voll und ganz in die Obhut von Thomas Bohn (Buch und Regie) zu geben, könnte sich als Nachteil erweisen; schon Bohns „Tatort“-Beiträge aus Ludwigshafen blieben irgendwann die Spannung schuldig und verstiegen sich sogar in schräge Science-Fiction-Märchen. Bei „Undercover“ macht es zwar Spaß, den Schauspielern bei der Arbeit zuzuschauen, doch rechte Krimi-Spannung will nicht aufkommen. Reichlich konstruiert wirkt zudem Bohns Einfall, Casstorffs Sohn Daniel an Jans Vaterschaft zweifeln und einen Gentest in Auftrag geben zu lassen. Immerhin führt dies dazu, dass der Krimi zum Schluss gleich zwei verblüffende Auflösungen zu präsentieren hat.