Prof. Boerne ist Zeuge, wie eines Nachts ein alter Mann überfahren wird. Als er ihm helfen will, überrollt das Fahrzeug auch ihn – und gibt ihm für die kommenden Wochen ein kleines Handicap mit auf den Ermittlungsweg. Der Tote ist der besonders gestrenge Regens eines Münsteraner Priesterseminars. Der nicht bibelfeste Thiel wirkt ein wenig verloren bei den Ermittlungen im Kreis der ehrbaren Herrschaften in Schwarz. Außer dass die Taxi-Attacke mit dem Gefährt seines Vaters gefahren wurde, gibt es zunächst wenig brauchbare Spuren. Die erste führt zu einem Seminarist, die zweite zu einer ehemaligen weiblichen Schreibkraft, die offenbar vor 20 Jahren die Hormone der angehenden Priester zum Tanzen gebracht haben soll. Armut, Keuschheit, Gehorsam sind die drei Hauptregeln, die an den Wänden im Priesterseminar prangen. Das Gebot der Keuschheit ist sichtlich am schwersten zu befolgen.
„Tempelräuber“ beginnt gewohnt launig. Boerne mit zwei handfesten Frakturen krallt sich zunächst Thiel, doch der besorgt ihm eine Haushälterin, die auch etwas mit dem Fall zu tun haben wird. Wie überhaupt alles in diesem Münsteraner „Tatort“ miteinander zusammenhängt. So sprunghaft Autor Magnus Vattrodt und Regisseur Matthias Tiefenbacher auch zwischen den Tonlagen wechseln, so dicht und in sich geschlossen ist die Story dramaturgisch. Das ist alles nicht aufregend, schon gar nicht (trotz Kameramann Holly Fink) aufregend inszeniert. Nach 60 Minuten kriminalkomödiantischem Geplänkel nimmt der Krimi eine Wende ins Drama, das sich erwartungsgemäß aus dem Zölibat zeugt, und die Gast-Schauspieler und deren Charaktere übernehmen die Regie: Rosalie Thomass, Ulrich Noethen und Johanna Gastdorf bekommen die Gelegenheit, ihre Klasse anzudeuten. (Text-Stand: 25.10.2009)