Hansjörg Felmy zählte bei Umfragen auch nach seinem Ausstieg noch viele Jahre zu den beliebtesten „Tatort“-Kommissaren. Angeblich hat er 1980 seinen Abschied genommen, weil der Sender den sympathischen und stets sehr gelassen auftretenden Kommissar Heinz Haferkamp härter und dadurch negativer konturieren wollte. Eine gewisse Ruppigkeit im Umgang mit Hinterbliebenen, die er aufgrund seiner Intuition – „Ich hab’ da so ein Gefühl“ – als Verdächtige betrachtete, hatte den Essener Ermittler schon immer ausgezeichnet; aber auch ein großer Charme, eine ausgesuchte Höflichkeit und formvollendete Manieren gegenüber Frauen. Diese Eigenschaften helfen ihm auch bei der Aufklärung eines Verbrechens, das zunächst gar nicht sein Fall ist (Buch: Uwe Erichsen, Martin Gies): Auf äußerst raffinierte Weise raubt ein Trio am späten Freitagabend die Tageseinnahmen eines Großmarktes, immerhin eine halbe Million. Weil der alte Brehm (Werner Eichhorn), der den Ganoven die Pläne für das Gebäude besorgt hat, einen höheren Anteil will, wird er vom Anführer, Michalke (Dieter Prochnow), erschossen; die beiden kannten sich aus dem Gefängnis. Die Leiche deponiert das Trio auf dem Gelände einer stillgelegten Zeche, wo sie prompt entdeckt wird, als ein Mann seinen Müll illegal entsorgen will.
Brehm hatte ein Hotelzimmer im Sauerland reserviert, und dort verbringt Haferkamp nun das Wochenende, was zur Folge hat, dass die Stimmung des Films rapide umschlägt: Ein örtliches Unternehmen, Roeder’s Mühle, feiert in dem Hotel mit großem Trubel ein Jubiläum. Haferkamp darf mitfeiern, und als auch noch Ex-Frau Ingrid (Karin Eickelbaum) auftaucht, schlägt sein vorheriger Sarkasmus in gute Laune um. Der alte Roeder (Dirk Dautzenberg) ist ein Patriarch von altem Schrot und Korn, der den Betrieb einst als Ein-Mann-Firma gestartet hat und mit seinen Cornflakes heute die halbe Welt beliefert. Sohn Theo (Peter Millowitsch) ist allerdings ein Nichtsnutz, und als Haferkamp herausfindet, dass der Junior einst zusammen mit Michalke bei der Bundeswehr war und dass die Leiterin des Hotels (Birke Bruck) den Ex-Häftling mehrfach im Gefängnis besucht hat, ist der Fall fast gelöst. Ohne die Beute hat der Kommissar jedoch nichts in der Hand. Da die Polizei nach dem Überfall alle Autos, die den Parkplatz des Großmarkts verlassen wollten, durchsucht hat, muss sie sich noch im Gebäude befinden. Eine Suche würde angesichts der zahllosen Kartons Wochen dauern; aber es genügt ja auch völlig, sich auf die Lauer zu legen, bis Michalke oder einer seiner Helfer auftaucht.
„Schönes Wochenende“ war eine der letzten Arbeiten des gut drei Jahre nach der Ausstrahlung verstorbenen Wolfgang Staudte; der Regisseur hatte 1946 mit „Die Mörder sind unter uns“ für die Defa den ersten deutschen Nachkriegsfilm gedreht. Seine „Tatort“-Beiträge zeichneten sich stets durch Sachlichkeit und Gelassenheit aus, zwei Eigenschaften, mit denen auch das Naturell von Heinz Haferkamp gut beschrieben ist; Staudte hat fünf der insgesamt zwanzig Haferkamp-Krimis inszeniert. Ähnlich wie bei „Schussfahrt“, dem 19. Fall, verzichtet Staudte auf eigens komponierte Filmmusik. Für Atmosphäre sorgt das bekannte Pink-Floyd-Stück „Shine On You Crazy Diamond“ (die Instrumentalversion); rasante Szenen wie den Überfall unterlegte Staudte mit entsprechend dynamischen Deodato-Kompositionen.
Interessant sind auch die Schauspieler. Dieter Prochnow ist nicht annähernd so berühmt geworden wie sein jüngerer Bruder Jürgen, aber für Rollen wie den grimmigen Anführer der Ganoven war er immer eine gute Wahl. Michalkes Kumpane sind zwar bloß Handlanger und daher nur Nebenfiguren, aber mit dem Ruhrpottoriginal Willi Thomczyk und vor allem Uwe Ochsenknecht ebenfalls treffend besetzt. Für Ochsenknecht, der sein Handwerk an der Schauspielschule Bochum gelernt hatte, war der Kleinkriminelle eine seiner ersten größeren Rollen. 1981 gehörte er zu den vielen jungen Männern, die durch Wolfgang Petersens „Das Boot“ bekannt wurden; 1985 folgte der Durchbruch mit „Männer“. „Schönes Wochenende“ lässt jedoch keinerlei Rückschlüsse auf die spätere Karriere mit an die zweihundert Rollen zu, im Gegenteil; Ochsenknecht erinnert frappierend an seine beiden Söhne, die sich ebenfalls als Schauspieler versuchen. Gleiches lässt sich auch über Peter Millowitsch sagen; der Sohn des legendären Kölner Humoristen fällt als einziger Darsteller negativ aus dem Rahmen.
Der Film endet mit der Klärung des Falls und der Überführung aller Beteiligter; der Schluss lässt nicht erahnen, dass sich Heinz Haferkamp verabschiedet. Es folgte ein Zwischenspiel von Jörg Hube als Kommissar Enders. Anschließend gewährte der WDR Haferkamps treuem Mitarbeiter Kreutzer (Willy Semmelrogge) noch ein Solo, dann wagte sich der Sender mit dem Duisburger Raubein Schimanski an eine völlig neue „Tatort“-Figur. (Text-Stand: 2017)