Es sieht lange so aus, als ob dieser „Tatort“ ohne Mord auskommen würde. Die Alibis der Verdächtigen in „Schleichendes Gift“ um das Duo Ritter und Stark sind wasserdicht und die Krebserkrankung des Beamten im Gesundheitsministerium scheint als möglicher Grund für einen Selbstmord durchaus plausibel zu sein. Doch der ehemalige Lobbyist, der sich für kostspielige Spezialtherapien seiner MS-kranken Frau von der Pharmaindustrie bestechen ließ, wollte das perfide Spiel endgültig beenden und eine Liste mit anderen erkauften Politikern an die Presse weitergeben. Zu dieser Übergabe kommt es aber nicht mehr. Also doch Mord!
Den konstruierten Plot sieht man dem fertigen Film nicht an. Das Meiste in den 90 Minuten kommt locker und logisch, spannend und dynamisch herüber. Es ist vor allem die stilsichere Inszenierung von Uwe Janson, die aus dem klassischen Whodunit einen ästhetisch stimmigen Film macht. Pompöse High-Tech-Fassaden und postmoderne Optiken sind in diesem Hauptstadtkrimi nicht schöner Selbstzweck, sondern reflektieren sowohl das Thema als auch das Milieu, in dem das Design über das Sein und die Macht über die Moral obsiegen. Bei so viel knallhartem Ermitteln gegen deutsche Alpha-Männchen bleibt dem Buddy-Team wenig Energie für das übliche Gefrotzel. Wenn Ritter und Stark so weitermachen, dann könnte aus dem längst abgeschriebenen „Tatort“-Duo doch noch etwas werden. (Text-Stand: 9.12.2007)