Tatort – Rache-Engel

Jochen Senf & der peinliche Abschied seines Saarbrücker „Tatort“-Kommissars Palu

Foto: SR
Foto Tilmann P. Gangloff

Nach 17 Jahren hängt Max Palu den Drahtesel an den Nagel. Der „Tatort – Rache-Engel“ ist so schlecht, dass man Palu keine Träne nachweint. Die Idee hatte Jochen Senf selbst, Thomas Letocha & Andreas Föhr haben ein Drehbuch daraus gemacht. Alle wollten es noch mal richtig krachen lassen. Krachledern ist vor allem das Spiel der namhaften Besetzung!

Eigentlich ist er nie richtig angekommen: nicht bei den Fans und schon gar nicht bei den Kritikern. „Salü Palu“ hieß die „Tatort“-Folge, mit der Jochen Senf als Saarbrücker Kommissar Max Palu 1988 eingeführt wurde. Weil zwischen den einzelnen Auftritten aber mitunter über zwei Jahre verstrichen, konnte sich der rotweintrinkende Fahrradfahrer nie etablieren. Nach 17 Jahren hängt er den Drahtesel nun an den Nagel. Die Episode „Rache-Engel“ ist alles andere als ein würdiger Abschied. Oder andersrum betrachtet: Der Film ist so schlecht, dass man Palu keine Träne nachweint. Die Idee hatte Senf selbst, Andreas Föhr und Thomas Letocha haben dann ein Drehbuch draus gemacht. Offenbar wollten es alle zum Abschied noch mal richtig krachen lassen. Das hat geklappt: „Krachledern“ ist in der Tat ein passendes Prädikat für die darstellerischen Leistungen der meisten Beteiligten.

Dabei ist die Grundidee gar nicht mal schlecht: Eine schwerkranke Frau ist in den Tod gestürzt. Mindestens drei Menschen kommen als Täter in Frage: Ihr Gatte Heinz, der sie längst verlassen hat und sich lieber mit der gemeinsamen Adoptivtochter vergnügt; ein Einbrecher, der Musterganove einer Stiftung für die Resozialisierung Strafgefangener; die Tote war die Vorsitzende der Stiftung. Und noch zwei Frauen führen sich reichlich verdächtig auf: Adoptivtochter Marion sowie Eva-Maria Klein, die Bürochefin der Stiftung. Bloß für den Polizeipräsidenten ist der Fall klar: Der Einbrecher war’s. Aber dann gesteht Marion die Tat.

Reizvoll ist die Geschichte, weil man als Zuschauer auch nicht weiß, wer’s war. Allerdings kürzt sich die Liste der Verdächtigen derart rasch radikal zusammen, dass die vermeintlich verblüffende Auflösung nun wirklich keinen mehr überraschen kann. Doch das ist gar nicht das Problem dieses Films: Robert Sigl, vor vielen Jahren für sein Debüt „Laurin“ immerhin mal als Bester Nachwuchsregisseur mit einem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet, macht den Krimi mehr und mehr zur Posse. Die Schauspieler sind grundsätzlich zu laut und führen sich auf, als grimassierten sie vor distanziertem Publikum auf einer Freilichtbühne. Klaus Peter Webers Kamera zeigt die Personen mit Vorliebe aus extremen Perspektiven, was auf Dauer bloß noch bemüht wirkt. Dabei ist die Besetzung durchaus namhaft (Alexander Held, Sylvester Groth, Renée Soutendijk, Annett Renneberg); aber nicht nur wegen Nikolai Kinski erinnert das Unternehmen mitunter an die alten Edgar-Wallace-Filme. (Text-Stand: 2005)

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Reihe

SR

Mit Jochen Senf, Gregor Weber, Alexander Held, Annette Kreft, Nikolai Kinski, Annett Renneberg, Renée Soutendijk, Aykut Kayacik, Sylvester Groth

Kamera: Klaus-Peter Weber

Szenenbild: Frank D. Geuer

Schnitt: Biljana Grafwallner-Brezovska

Produktionsfirma: Telefilm Saar

Drehbuch: Jochen Senf, Andreas Föhr, Thomas Letocha

Regie: Robert Sigl

Quote: 7,59 Mio. Zuschauer (20,3% MA)

EA: 13.11.2005 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

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