Beim Kölner WDR nutzt man die Krimireihe „Tatort“ immer wieder gern als Plattform für anwaltschaftliche Anliegen. Das ist anfangs einige Male schief gegangen, weil vor lauter Botschaft nicht mehr genug Platz für den Krimi war. Auch diesmal mutiert der Film mitunter zum Faltblatt, wie man es samstags vormittags in der Fußgängerzone in die Hand gedrückt bekommt: Alle 20 Minuten explodiert irgendwo auf der Welt eine Mine; allein in Angola sind 12 Millionen Minen (und damit eine pro Einwohner) vergraben; eine Mine mit 200 Gramm Sprengstoff kostet drei Dollar, ihre Beseitigung bis zu tausend. Und das erste Opfer eines Krieges ist nicht die Wahrheit, sondern ein Kind. Dieser letzte Satz fällt so zwar nicht, doch das ist auch nicht nötig; diverse Bilder einbeiniger Kinder auf Krücken legen ihn beredt nahe.
Trotzdem ist „Minenspiel“, der grimmig doppeldeutige Titel deutet es an, weit mehr als bloß ein plumpes Pamphlet; auch wenn Autor Käfer und Regisseur Torsten C. Fischer nie einen Hehl daraus machen, dass sie alles andere als einen gewöhnlichen Sonntagskrimi im Sinn hatten. Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der durch den Kölner Stadtwald joggt, auf eine Mine tritt und verblutet: ein spektakulärer Einstieg. Doch der Anschlag galt dem scheinbar falschen: Der Tote ist Vorstandsmitglied einer Organisation „Land statt Minen“; sie beseitigt Bomben in Angola. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass der Tote wie auch sein Partner Schauff mehr als nur humanitäre Motive haben: Sie sind der Fuß, der die Tür nach Angola für deutsche Firmen ganz weit öffnet. Die Organisation entfernt die Minen, ihre Spender die Bodenschätze. Prompt fällt der Verdacht auf einen angolanischen Asylbewerber, der sich als Bruder der angolanischen Witwe des Opfers entpuppt. Kurz darauf geht eine zweite Mine hoch, aber sie trifft nicht, wie geplant, Schauff, sondern seinen kleinen Sohn. Die Bomben stammen von einem Waffenexperten, der noch eine dritte vermisst. Erst am Ende offenbart Käfer, dass die Spur nach Afrika führt; aber nicht zu den angolanischen Rebellen.
Ungewohnt ruppig, sogar aggressiv ist diesmal der Tonfall zwischen Ballauf und Schenk. Vielleicht, weil beide nicht ganz frei von Befangenheit sind: Ballauf verhält sich gegenüber der afrikanischen Witwe (Sheri Hagen) reichlich unhöflich, ist aber spürbar fasziniert. Und Schenk schließt Krankenschwester Hannah (Maria Simon) rasch in sein großes Herz, was ihm vermeintlich zum Verhängnis wird. Am Ende muss Ballauf hilflos aus dem Polizei-Hubschrauber zusehen, wie sein Freund und Kollege mit dem Auto geradewegs auf die dritte Mine zusteuert. In der Schlussszene fährt das Duo mit einem Sack voller Schuhe zur Domplatte, denn dort entsteht eine riesige Schuhpyramide: Das Mahnmal steht für Hunderttausende Minenopfer, die keine Schuhe mehr brauchen. (Text-Stand: 8.5.2005)