Der Film beginnt mit einem Prolog auf dem Kölner Hauptbahnhof: Kressin (Sieghardt Rupp beobachtet, wie das Verbrechergenie Sievers (Ivan Desny) einen Zug besteigt; die Kamera betont dabei die mit einer auffälligen Schnalle versehenen glänzenden Lackschuhe des Ganoven. Da der Zollfahnder stets das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden versteht, spricht er eine Frau an, die nach einem Gepäckträger Ausschau hält. Das klingt zwar nicht sonderlich aufregend, ist aber dank Rupps unverwechselbarer Art und der amüsanten Dialoge ein kurzweiliger Auftakt, zumal Kressin trotz seiner originellen Anmache („Haben Sie was zu verzollen?“) auf Granit zu beißen scheint. Erst geraume Zeit später zeigt sich, dass seine Hartnäckigkeit bei Elisabeth (Katrin Schaake) doch noch von Erfolg gekrönt ist. Zunächst widmet sich die Geschichte jedoch in allzu großer Ausführlichkeit einem Fernfahrer, der sich als verdeckter Ermittler entpuppt: Vondracek (Manfred Seipold), ein Kollege Kressins, hat sich unter eine Bande gemischt, die hochprozentigen Alkohol aus Osteuropa nach Deutschland schmuggelt. Als es dem Mann gelingt, die Zentrale der Ganoven ausfindig zu machen, wird er ertappt und auf ziemlich widerwärtige Weise umgebracht.
Allerdings ziehen sich die Szenen bis zum Mord viel zu lange hin. Was heutzutage in wenigen Einstellungen angedeutet würde, etwa das Ausladen der Fässer, zeigt Toelle in fast schon dokumentarischer Kleinteiligkeit. Auch die Musik, ein sehr cool klingender Jazz von Klaus Doldinger, wird ungewohnt eingesetzt: Sie dient nur selten als Spannungsverstärker, sondern füllt vor allem die eher entspannten Phasen. Das hat jedoch zur Folge, dass die potenziell packende Wirkung vieler Szenen – etwa wenn Vondracek um das Versteck der Schmuggler herumschleicht – vollkommen verpufft. Als Kressin die gleiche Methode probiert, der Bande einen Laster klaut und sich am belgischen Bestimmungsort als Fahrer ausgibt, wird sich das wiederholen. Auch er fliegt auf, auch ihm trachten die Verbrecher nach dem Leben, aber die entsprechende Schlägerei wirkt ohne Musik wenig überzeugend. Originell ist immerhin die anschließende Verfolgungsjagd über die Autobahn, als Kressin mit seinem schweren Lkw von zwei Männern in Kleinlastern in die Zange genommen wird; so etwas gibt es wegen des enormen logistischen Aufwands heute nur noch in der RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“. Es gelingt dem Zollfahnder, die Verfolger von der Straße zu drängen; einer der Transporter stürzt dabei in die Panzersperren des sogenannten Westwalls. In diesen Szenen erklingt endlich auch wieder Musik, aber wegen des Lasterkrachs ist sie kaum zu hören.
Ähnlich spannend wird es erst wieder im Schlussakt, als Kressin den Gangstern doch noch in die Falle geht und übel zusammengeschlagen wird. Am Ende gibt es eine große Western-Ballerei, als die Polizei das Versteck der Bande umstellt und alle Beteiligten plötzlich Maschinenpistolen in der Hand haben. Einzig Kressin wagt sich aus der Deckung und tanzt durch den Kugelhagel, denn er hat es plötzlich sehr eilig: Kopf der Bande ist selbstredend Sievers, der sich in jedem Kressin-Krimi als eigentlicher Drahtzieher entpuppt. Woher der Zolloberinspektor weiß, dass der Schurke auf dem Weg zum Bahnhof ist und welchen Zug er nehmen wird, bleibt ebenso ungeklärt wie das verblüffende Auftauchen von Elisabeth, die pünktlich zur Verfolgung des Oberbosses mit Kressins flottem Zweisitzer (ein Triumph) vor dem Versteck der Bande erscheint. Und natürlich spielen die Lackschuhe noch mal eine Rolle. Auch das am helllichten Tag mitten im Bahnhofsgewimmel gedrehte Finale kann allerdings nicht verhindern, dass „Kressin und der Laster nach Lüttich“ der schwächste der sechs „echten“ Kressin-Krimis ist (in „Tote Taube in der Beethovenstraße“ spielt der Zollfahnder ja nur eine Gastrolle). Sehenswert ist der Film vor allem wegen des Hauptdarstellers; gerade die Szenen mit Freundin Elisabeth, die sich als Besitzerin eines Spielwarenladens entpuppt, sind sehr amüsant, zumal Rupp in dem Geschäft das Kind im Manne von der Leine lassen kann.
Sympathisch ist auch die Idee, ihn bei allen möglichen Gelegenheiten einen Spielzeugfrosch aus Blech hervorkramen zu lassen, mit dem er sich die Zeit vertreibt. Für ein bisschen Tempo sorgen jedoch allein die munteren Dialoge, die der Oberinspektor mit seiner Freundin oder mit seinem Chef führt. Typisch für Toelles ansonsten recht gemächliche Inszenierung ist eine Szene, in der Elisabeth versucht, den mittlerweile entführten Kressin telefonisch in ihrer Wohnung zu erreichen: Die Kamera schwenkt in aller Seelenruhe über die geschmackvolle und moderne Einrichtung, die aber schon vorher ausführlich zur Geltung gekommen ist, weil sich Kressin bei Elisabeth eingenistet hat, und verharrt schließlich bei dem vergeblich klingelnden Telefon. Und so wirkt der Film nicht zuletzt auch wegen der unübersehbaren Rückprojektionen bei Autofahrten insgesamt doch recht betulich, was keineswegs in erster Linie an Entstehungszeit liegt, wie der Vergleich mit den anderen „Kressin“-Krimis zeigt.