Tatort – Kopper

Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Richter. Aktionsgeladener Abgang nach 21 Jahren

Foto: SWR / Roland Suso Richter
Foto Harald Keller

In „Kopper“ absolviert Schauspieler Andreas Hoppe seinen letzten Auftritt an der Seite von Ulrike Folkerts im SWR-„Tatort“ aus Ludwigshafen. Dies hätte Anlass sein können, die von ihm verkörperte Figur des Mario Kopper tiefer auszuloten. Jugend, Herkunft, auch sein Glaube kommen zur Sprache, werden aber nur angerissen. Fluchtbewegungen und Verfolgungsjagden lassen dafür keine Zeit. Auslöser des Geschehens ist die Wiederbegegnung mit einem alten Weggefährten aus Jugendtagen, der sich mit der Mafia eingelassen hat, aber aussteigen möchte. Dienstpflicht oder Loyalität zum Freund? Ein sehenswerter Abgang

Hobbykoch Mario Kopper (Andreas Hoppe) versorgt sich gerade auf dem Wochenmarkt mit frischen Zutaten, als mit Sandro Giangreco (Michele Cuciuffo) ein alter Freund aus Jugendtagen seinen Weg kreuzt. Eine Rückblende im verwaschenen Super-8-Stil zeigt sie als verschworene Freunde im Schulalter, wie sie vor dem Schaufenster eines Musikgeschäfts eine Gitarre bewundern und das Kino ansteuern, wo gerade „Der Pate II“ läuft. Aber die Mafia ist in Ludwigshafen auch real präsent. Vor dem Filmtheater hat sich eine Gruppe italienischer Männer versammelt, deren Geflüster und witternde Blicke auf zwielichtiges Treiben schließen lassen. Und das hat Auswirkungen bis in die Gegenwart.

Tatort – KopperFoto: SWR / Roland Suso Richter
Solche Szenen wird es im SWR-„Tatort“ nicht mehr geben. Koppers Freundschaft & Loyalität gegenüber Lena werden auf eine harte Probe gestellt. Folkerts & Hoppe

Kopper und Giangreco bekommen es schon bald zu spüren. In einer Bar schwelgen sie in Erinnerungen. Zwei weitere junge Italiener gesellen sich hinzu. Ihr Ton wird hitzig. Plötzlich zückt der eine eine Waffe, Kopper auch, er schießt den Italiener nieder. Der zweite flieht mit quietschenden Reifen. Kopper will sich um den Verletzten kümmern, aber Giangreco drängt ihn zur Flucht. Die Mörder würden wiederkommen, sagt er. Sie suchen Zuflucht in Koppers Wohnung, der vergeblich versucht, Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) zu erreichen. Giangreco berichtet, dass die Verfolger von der Stidda, einem Mafia-Ableger, gesandt wurden, in deren Geschäfte er als Steuerberater Einblick nehmen konnte. Die Stidda hat sich in Ludwigshafen unternehmerisch etabliert, hat Giftmüll nach Italien geschafft und dort illegal in Stollen und im Meer abgekippt. Das Zeug wurde entdeckt, soll jetzt offiziell zurück nach Deutschland gebracht und dort fachgerecht vernichtet werden. Wieder hat die Mafia ihre Hände im Spiel.

Odenthal, ihre Kollegin Stern (Lisa Bitter), das Team der Spurensicherung examinieren den Tatort in der Bar. Kopper trifft mit Verspätung ein, erkennbar übernächtigt. Da Geld aus der Kasse fehlt, denken die Ermittler zunächst an einen Raubüberfall. Odenthal bemerkt Koppers ungewöhnlich verschlossenes Verhalten. Er erklärt sein Schweigen damit, dass seine sizilianische Verlobte sich weigert, zu ihm nach Ludwigshafen zu ziehen. Aus Personalmangel bekommt das Team gleich noch einen zweiten Fall übertragen. In der Justizvollzugsanstalt Frankenthal hat sich ein Häftling umgebracht, ein Italiener, der als Kronzeuge gegen die Mafia aussagen wollte. Eine unmissverständliche Botschaft hat ihn zu seinem Verzweiflungsschritt getrieben. Mit den frischen Handtüchern bekam er ein Foto seiner Familie, ein Seil, eine Rasierklinge. Aus Sorge um seine Angehörigen wählte er den Freitod. Der italienische Staatsanwalt, der eigens zur Vernehmung angereist war, tobt. Die LKA-Beamtin Manz (Saskia Vester), eine Zeugenschutzspezialistin, erklärt den Kolleginnen die Hintergründe.

Tatort – KopperFoto: SWR / Roland Suso Richter
Wie ein alter Fiat: Kopper geht zerbeult, aber fahrtüchtig aus dem Abenteuer hervor. Zum TRAILER-Foto unten: Kopper (Andreas Hoppe) hat nach Jahren Sandro (Michele Cuciuffo), seinen Freund aus Kindheitstagen, wiedergetroffen. Der steht unter Druck, weil die Mafia ihn bedroht.

Kopper steckt in einer argen Zwickmühle. Wieder muss er in einer waghalsigen Aktion mit Giangreco vor den Mafia-Mördern fliehen, sieht die Todesangst des Freundes, möchte ihm aus alter Verbundenheit beistehen. Das bedeutet aber, die Wahrheit vor der Kollegin, die ebenfalls eine gute Freundin ist, zu verbergen. Im Lokal, in dem der Italiener ums Leben kam, werden Koppers Fingerabdrücke gefunden. Odenthal bringt eine Ausrede vor. Kopper habe bei der Tatortbegutachtung nicht aufgepasst. Aber sie ahnt bereits die Zusammenhänge. So wie Kopper längst klar ist, dass die Begegnung mit Sandro auf dem Markt kein Zufall war.

Andreas Hoppe, seit 21 Jahren der männliche Hauptdarsteller im SWR-„Tatort“, als Mario Kopper Berufskollege, zeitweise Wohngenosse, vertraute Person der Kommissarin Lena Odenthal, nimmt mit dieser Episode Abschied von dieser Rolle. Darum rückt er einmal ganz nach vorn. Drehbuchautor Patrick Brunken schrieb einen Plot nach Maß, der Koppers italienische Abkunft und seine Jugend einbezieht und ihn in schwere Loyalitätskonflikte stürzt. Desungeachtet erhält Hoppe wenig Gelegenheit, sich als Charakterschauspieler zu beweisen. Die vielen Action-Szenen, die ständigen Fluchtbewegungen und Verfolgungsjagden, zu Fuß, mit dem Auto oder dem Boot, von Regisseur Roland Suso Richter versiert in Szene gesetzt, lassen dafür keinen Raum. Wohl wissend, dass ihm das Ende seiner Karriere bevorsteht, geht Kopper mit steinerner Miene seinen Weg. Ganz in der Manier jener Action-Kino-Helden, die stets nur einer Maxime folgen: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Selbst eine Szene, die Kopper im Beichtstuhl zeigt, bringt keine Nuancierung in Richtung Zweifel, Zerrissenheit, Selbstvorwürfe. All das will nicht so recht passen zu jenem Kopper, den man über so viele Jahre hinweg als empathischen Mitmenschen kennenlernen und begleiten durfte. Zur Tragödie wird die Episode für Kopper nicht, obwohl es eigentlich dazu hätte kommen müssen. Denn Giangreco schreckt nicht davor zurück, einen Komplizen auf Koppers auf Sizilien lebende Verlobte anzusetzen, um den alten Freund zu erpressen. Da es mit Giangreco kein gutes Ende nimmt, wäre sie in tödlicher Gefahr. Aber mit Kopper verhält es sich so wie mit seinem alten Fiat: Er geht zerbeult, aber fahrtüchtig aus dem Abenteuer hervor. Produktionsstrategisch natürlich eine kluge Entscheidung: gelegentliche Gastauftritte, eine Rückkehr gar sind für die Zukunft nicht ausgeschlossen. (Text-Stand: 18.12.2017)

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Reihe

SWR

Mit Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe, Lisa Bitter, Annalena Schmidt, Michele Cuciuffo, Saskia Vester, Peter Sattmann, Davide Brizzi, Bozidar Kocevski

Kamera: Jürgen Carle, Christoph Schmitz

Szenenbild: Söhnke Noé

Schnitt: Isabelle Allgeier

Musik: Matthias Klein

Soundtrack: Damien Rice („One“)

Redaktion: Katharina Dufner

Produktionsfirma: Südwestrundfunk

Produktion: Nils Reinhardt

Drehbuch: Patrick Brunken

Regie: Roland Suso Richter

Quote: 9,99 Mio. Zuschauer (27,4% MA)

EA: 07.01.2018 20:15 Uhr | ARD

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