Tatort – Feuertaufe

Mit Salonen, Sass, Simon & Mendl sieht der MDR-„Tatort“ nicht mehr ganz so alt aus

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Foto Rainer Tittelbach

Das Altväterliche und die moralischen Fingerzeige des Leipziger „Tatort“ um Ehrlicher/Kain sind in „Feuertaufe“ angenehm zurückgenommen. Michael Mendl als charismatischer Mistkerl hat bei weitem ein größeres Verführungspotenzial als die kleinen Volks-Kommissare.

Das Altväterliche und die moralischen Fingerzeige, die den „Tatort“ aus Leipzig um die Kommissare Ehrlicher und Kain ans untere Ende der Qualitätsskala in Sachen Krimireihe beförderten, sind in „Feuertaufe“ angenehm zurückgenommen. Mit Hannu Salonen übernahm endlich einmal ein Junger die Regie beim MDR. Dem Finnen mit „Tatort“-Erfahrung gelang ein thematisch dichter, spannender und bestens besetzter Krimi.

Michael Mendl spielt den Chef einer großen Immobilienfirma, der die Puppen tanzen lässt. Er steigert die Leistungsfähigkeit seiner ausschließlich weiblichen Mitarbeiter mit suggestiven Motivationskursen. Für ihn, den Blender und Verführer, gehen seine aufgescheuchten Karrierefrauen im wahrsten Sinne durchs Feuer. Und wenn es beruflich nicht so gut klappt oder die Schulden die Frauen auffressen, dann lässt er sich seine „Güte“ gern in körpereigenen Naturalien bezahlen. Doch in seinem so gut funktionierenden Unternehmen ist Sand im Getriebe. Eine seiner erfolgreichsten Verkäuferinnen ist ermordet worden. Außerdem ist ein Machtkampf im Gange zwischen der Geschäftsführerin des Immobilienunternehmens und einer jüngeren Konkurrentin, die der „große Meister“ offenbar an der Firmenspitze wie neuerdings auch im Bett bevorzugt. Dass auch er selbst immer weniger zur Ruhe kommt, dafür sorgen Ehrlicher und Kain, denen dessen Geschäftspraktiken sichtlich zuwider sind.

Nicht Sodann und Lade geben dem Krimi Konturen. Michael Mendl als charismatischer Mistkerl hat auch für den Zuschauer ein größeres Verführungspotenzial als die kleinen Männer aus dem Volk, die in diesem Krimi mal nicht alles mit der moralischen Keule niederknüppeln. Autor Andreas Pflüger erinnerte sich offensichtlich an die durch Hitchcock kultivierte Erkenntnis, dass Charakterschweine spannendere Helden sind als brave Biedermänner.

Die stärksten Szenen in „Feuertaufe“ haben zwei Frauen, gespielt von Katrin Saß und Maria Simon, auch sie keine Anwärterinnen auf den Titel „Liebling der Nation“. Aus ihrem Duell, geführt mit den Mitteln einer reifen und einer jungdynamischen Frau, resultiert die menschlich eisige Tonlage des Films. „Ich glaube, dass sich Frauen auf dem Weg nach oben so brutal verändern, wie ich es bei Männern noch nie beobachtet habe“, betont Saß. Vor allem die junge Aufsteigerin scheint über Leichen gehen zu können. „Ihr ganzes Auftreten ist eine einzige Masche, sie will perfekt sein, ist aber verkrampft“, charakterisiert Simon die ihr wesensfremde Figur, deren Geheimnis am Ende für ein überraschendes Finale sorgt.

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Reihe

MDR

Mit Peter Sodann, Bernd Michael Lade, Michael Mendl, Katrin Saß, Maria Simon, Hans-Joachim Wagner, Mathias Herrmann, Julia-Maria Köhler

Kamera: Andreas Doub

Schnitt: Julia Oehring

Musik: Habib Benedikt Elias, Karim Sebastian Elias

Produktionsfirma: Saxonia Media

Produktion: Jan Kruse

Drehbuch: Andreas Pflüger

Regie: Hannu Salonen

EA: 06.02.2005 20:15 Uhr | ARD

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