Beim Brand in einem Leipziger Jugendzentrum stirbt ein Mann. War es Brandstiftung mit unglücklicher Todesfolge oder war es Mord? Die Liste der Verdächtigen ist lang. Ein junger Mann, der Streit mit dem Toten hatte, gibt sich aufreizend cool. Auch der Boxtrainer und ehemalige Volkspolizist, der dem Jungen ein Alibi gibt, scheint nicht „sauber“ zu sein. Das jedenfalls glaubt Kommissarin Saalfeld, die von ihrer Mutter üben diesen Mann einiges erfährt aus grauen DDR-Zeiten. Vom Brand profitieren auch die Besitzer des Grundstücks, auf dem das Jugendhaus steht: der greise, hoch verschuldete Auktionshausbesitzer und dessen Tochter. Und auch die Kunstprofessorin und Betreuerin des Toten benimmt sich verdächtig.
Heute ist es ein Jugendzentrum, das abgefackelt wird, vor 41 Jahren war es die Leipziger Paulinerkirche, die gesprengt wurde, um den Widerstand gegen das DDR-Regime zu brechen. Autor Andreas Pflüger (17 „Tatorte“!) hat den sechsten Fall des neuen Leipziger Ermittler-Duos um diesen einzigartigen Kulturfrevel herumgebaut und angereichert mit ein paar spannenden Details der DDR-Devisenbeschaffung („KoKo“). Keine schlechte Idee, zumal es mit der regionalen Verortung des MDR-„Tatorts“ oft hapert. Der Handlungsort jedenfalls ist in „Falsches Leben“ nicht austauschbar. Dennoch ist der Versuch, ein paar vergessene Sünden der DDR-Vergangenheit in den Ermittlerkrimi einzubauen, nicht geglückt.
Die Liste der Mankos ist noch länger als die der Verdächtigen. Thekla Carola Wied spielt in den ersten Szenen viel zu großes Drama. Die Allerweltsdialoge und ungelenken Aufsager nerven und das verbale Saalfeld-Keppler-Genecke wirkt als Kontrastfarbe zum überkonstruierten Krimidrama wenig entlastend. Das Motto „Ausflug in die Geschichte“ nimmt Hajo Gies leider wörtlich und wählt einen Erzählstil, der längst Geschichte sein sollte. Autor Pflüger legt dem Regisseur allerdings auch nichts anderes nahe: brav und oft umständlich hangelt sich die Handlung von Szene zu Szene. Der Film hinterlässt so den Eindruck eines Stückwerks, weil es Gies nicht gelingt, das szenische Kleinklein atmosphärisch zu binden. Lieber lässt er die Schauspieler machen. Bei einem Allerweltsbuch ist das aber auch keine Hilfe. Allein Lavinia Wilson und Volkmar Kleinert widersetzen sich dem altbackenen Stil des Overactings und geben ihren Figuren ein wenig Charakter.
„Früher haben ich verrückte Dinge gemacht. Das kann ich immer noch“, sagt Wieds zutiefst verbitterte Kunsthistorikerin. Sie beweist es am Ende des Films. „Schimanski“-Erfinder Gies indes tritt diesen Beweis leider nicht an. Der neue MDR-„Tatort“ geht in die Vergangenheit – und das Team tritt auf der Stelle. So wird das nichts mit Wuttke und Thomalla!