Tatort – Der Fremdwohner

Nemec, Wachtveitl, Zirner, Fratzscher. Krimi mit ungewöhnlichem Verdächtigen

Foto: BR
Foto Tilmann P. Gangloff

„Der Fremdwohner“ sind Menschen, die sich in ihrer eigenen Existenz derart unwohl fühlen, dass sie unerkannt in das Leben anderer schlüpfen. August Zirner verkörpert solch einen unzufriedenen „Psycho“ in dem Münchner „Tatort – Fremdwohner“ (2002) von Peter Fratzscher nach dem Buch von Markus Fenner. Die Kommissare Leitmayr & Batic haben wie so oft ein Herz für Freaks & Außenseiter. Starker, selten wiederholter Bayern-„Tatort“.

Dass sich Kinder gelegentlich mit unsichtbaren Gefährten umgeben, die nur sie sehen können, ist bekannt. Der „Tatort“ aus München stellt diesem Phänomen ein neues zur Seite: den „Fremdwohner“. Solche Menschen fühlen sich in ihrer eigenen Existenz derart unwohl, dass sie unerkannt in das Leben anderer schlüpfen. Einen Tag oder womöglich länger halten sie sich in fremden Wohnungen auf, um anschließend penibel alle Spuren zu beseitigen. Den Kommissaren Leitmayr und Batic kommt ein solcher Fremdwohner im jüngsten Fall wie gerufen: Er hat den Mord an einer jungen Frau beobachtet, die vom Freund tot im Aquarium gefunden wird. Allerdings meidet der scheue Mann jeden Kontakt zu seinen Mitmenschen, was die Ermittlungen der Kommissare nicht eben erleichtert und ihn selbst in Verdacht bringt.

„Wie so oft haben die Münchner Kommissare ein Herz für Freaks & Außenseiter. Hier rankt sich der Fall um eine wahre Schattenexistenz, hervorragend verkörpert von August Zirner. Dazu gibt’s wie immer schönes Lokalkolorit.“ (TV-Spielfilm)

August Zirner legt sein trauriges Phantom geradezu zerbrechlich an. Ständig gibt er zu spüren, dass die fragile Leihexistenz jeden Moment zerstört werden kann. Meist sind es einschneidende Erlebnisse, die die Fremdwohner aus der Bahn geworfen haben (in diesem Fall der Tod von Frau und Sohn). Mit einem simplen Trick – der „unsichtbare Gefährte“ bewahrt ein kleines Mädchen davor, in den Tod zu stürzen – gelingt es Autor Markus Fenner, den Mann als Sympathieträger zu etablieren. Reizvoll ist auch der Schauplatz der Geschichte. Fenner siedelt die Handlung im beschaulichen Münchener Ortsteil Au an, dem neuen Wohnort von Leitmayr: ein Dorf in der Stadt, in dem jeder jeden kennt, vor allem der lebenslustige redselige Apotheker, der seinen Obstler in der Arsenflasche verwahrt und die Geschichte um einige komische Elemente bereichert. Bei so vielen Zutaten ist der Fall selbst fast zweitrangig, aber trotzdem nicht uninteressant: Nach der jungen Frau stirbt auch ein Anwalt. Verbindung zwischen den beiden ist die Fotografin Ana Gramm, eine Frau mit Vergangenheit, die zudem höchst zwielichtigen Umgang pflegt. Regisseur Peter Fratzscher inszenierte den „Tatort“ auf hohem Niveau und hat auch nicht vergessen, was das eigentlich Schönste an den Münchener Geschichten ist: die brummelig-freundschaftlichen Wortgefechte zwischen Leitmayr & Batic.

Tatort – Der FremdwohnerFoto: BR
August Zirner legt sein trauriges Phantom geradezu zerbrechlich an. Ständig gibt er zu spüren, dass die fragile Leihexistenz jeden Moment zerstört werden kann. Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec

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Reihe

BR

Mit Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl, Michael Fitz, August Zirner, Claudia Lössl, Barbara Philipp, Daniela Ziegler, Bettina Redlich

Kamera: James Jacobs

Schnitt: Karin Fischer

Musik: Joachim J. Gerndt

Produktionsfirma: Bavaria Fernsehproduktion

Drehbuch: Markus Fenner

Regie: Peter Fratzscher

EA: 17.11.2002 20:15 Uhr | ARD

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