Tatort – Das zweite Gesicht

Prahl, Liefers, Kempter, Wilson, Seelig. Wettbewerb an Bosheiten & Seitenhieben

Foto: WDR / Thomas Kost
Foto Tilmann P. Gangloff

Auch im zehnten Fall sind sich der Kommissar und sein Pathologe in brummiger Hassliebe verbunden. Ein alter Mordfall wird wieder aufgenommen: Vor sechs Jahren ist eine Familie ermordet worden; die Leichen waren spurlos verschwunden… Geschickt verschachtelte Handlung, deren kleine Logiklücken von den Hauptdarstellern mit großer Leichtigkeit und makabren Dialogen überspielt werden. Besonders gelungen: die Slapstick-Einlagen!

Die Münster-Mischung bleibt unerreicht: Auch im zehnten Fall sind sich der Kommissar und sein Pathologe in brummiger Hassliebe verbunden. Für das kleine Jubiläum verpflichtete der WDR Matthias Seelig, Autor des großartigen (und Grimme-preisgekrönten) Nico-Hofmann-Thrillers „Der Sandmann“. Seelig konfrontiert das Duo nicht bloß mit einer toten Hellseherin, sondern auch mit einer schlagzeilenträchtigen Vergangenheit: Vor sechs Jahren ist eine Familie ermordet worden. In dem Haus fand sich zwar das Blut der Eltern und eines Sohnes, aber die Leichen waren spurlos verschwunden. Für Boerne (Jan Josef Liefers) war der Fall schon damals klar: Mörderin musste die Tochter (Lavinia Wilson) sein, die zum Zeitpunkt der Tat allerdings im Internat war. Die Leiche der Hellseherin (Gudrun Ritter) wird ausgerechnet in der bis heute leer stehenden Mordvilla entdeckt. Als sich auch ihr Tod als Mord entpuppt, muss Kommissar Thiel (Axel Prahl) die Tat von einst wieder aufrollen.

Schon die geschickt verschachtelte Geschichte ist enorm reizvoll, zumal auch Seeligs verschiedene Ablenkungsmanöver, etwa ein toter Obdachloser, immer wieder zu dem Mordfall aus der Vergangenheit zurückführen. Dessen Auflösung ist schließlich zwar nicht völlig unerwartet, aber doch recht geschickt eingefädelt, wenn auch am Ende einige Fragen offen bleiben. Etwaige Logiklücken überspielen die beiden Hauptdarsteller mit Leichtigkeit, zumal auch Friederike Kempter als Thiels Assistentin Nadeshda beweist, dass sie weit mehr als bloß Stichwortgeberin sein kann. In einer Liga für sich agieren dennoch Prahl und Liefers, die sich unter der Regie von Tim Trageser beinahe einen Wettbewerb an Bosheiten und Seitenhieben bieten. Anlässe dafür gibt es zur Genüge; dafür sorgt nicht zuletzt die kaputte Heizung im Haus des blasierten Boerne, weshalb sich der sture Thiel kurzerhand bei seinem Vermieter einnistet. Schon allein für die schlagfertigen, gern auch mal makabren Dialoge gebührt Seelig ein Sonderlob, während Trageser vor allem die verschiedenen Slapstick-Szenen, in denen Prahl und Liefers nie zu dick aufgetragen, ausgezeichnet gelungen sind.

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Reihe

WDR

Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Lavinia Wilson, Hans-Jochen Wagner, Friederike Kempter, Gudrun Ritter, Christine Urspruch, Paul Faßnacht, Mechthild Großmann

Kamera: Eckhard Jansen

Szenenbild: Alexander Scherer

Musik: Ulrich Reuter

Produktionsfirma: Müller & Seelig Filmproduktion

Drehbuch: Matthias Seelig, Claudia Falk

Regie: Tim Trageser

Quote: 7,84 Mio. Zuschauer (20,7% MA)

EA: 12.11.2006 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

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