In einer Tierfalle findet ein Wildhüter einen Fuß, der in einem Schuh steckt. Wenig später taucht eine Hand auf. Ebenso säuberlich abgetrennt, jedoch von einem anderen Opfer. Der Pathologe erwartet ein Bilderrätsel aus Körperteilen. Kommissar Borowski will das verhindern. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf eine dekadente Jagdgesellschaft, die wilde Tiere aussetzt, um sie mit großspuriger Pose zu erlegen. Das erste Opfer gehört zu diesem Club der Snobs. Der zweite Tote ist der Mann, der die Raubtiere für die Millionäre zerlegt hat. Für Borowski sieht es ganz nach Rache aus. Was verbindet die beiden Toten? War da ein Geldanlage-„Spiel“ im Gange? „Wir suchen den Kopf“, sagt Borowski. Er wird ihn serviert bekommen.
„Ich habe meine Geschichte mit sehr vielen Details versehen. Es war nicht nur eine Skizze oder nur der Plot, sondern eine gründlich durchdachte Geschichte mit psychologischen Details.“ (Henning Mankell)
„Der Zuschauer soll in jedem Moment die unausgesprochenen Geheimnisse, die diese Jagdgesellschaft miteinander teilt, hinter den verschlossenen Mienen ahnen.“ (Regisseurin Claudia Garde)
Ein Hauch Skandinavien-Krimi durchweht den neuen „Tatort“ aus Schleswig-Holstein. Das Exposé wurde von Henning Mankell erdacht. Das Szenario mit abgetrennten Körperteilen und einer kapitalen Menschenjagd hat ebenfalls etwas von den Schweden-Schockern, die gern in die schwarzen Seelen ihrer Protagonisten leuchten. Und der schneereiche vergangene Winter sorgte auch von der Inszenierung her für entsprechende Stimmung. „Borowski und der vierte Mann“ entfernt sich wie schon der Finnland-Fall angenehm vom TV-Realismus mit den klassischen Verhörsituationen aus der Nachbarschaft. Das ganz alltägliche Grauen wird wie immer bei Mankell existenzialistisch überhöht und zugleich von Drehbuchautor Daniel Nocke in einen psychologisch und soziologisch stimmigen Mikrokosmos eingepflanzt. Resultat: ein faszinierender Krimi, in dem die Figuren mehr sind als Funktionen eines rätselhaften Puzzles.
Jede Figur hat etwas Besonderes. Die Regisseurin spricht von „Alleinstellungsmerkmal“. Ausgewählt hat sie dafür Schauspieler, denen das Exzentrische gut zu Gesicht steht: Tonio Arango, Matthias Matschke oder Sven Pippig als subproletarischer Eigenbrötler. Michael Rotschopf und Valerie Koch dürfen ihre Rollen aus Nockes „Der tote Bruder“ variieren. Und Susanne Wolffs stilvolle Großgrunderbin ist mit rhetorisch-zynischer Brillanz ausgestattet – was Borowski intellektuell herausfordert und ihn an Psychologin Jung erinnern lässt. Sie geistert auch noch durch diesen „Tatort“. Vermisst wird sie aber nur noch von den Kollegen.