Stürmische Zeiten

Wolfgang Stumph, Max von Thun, Marie Zielcke, die Liebe, der Tod & zwei Sturköpfe

Foto: ZDF
Foto Rainer Tittelbach

Mit einem ausgedachten Konflikt zwischen Vater und Sohn strapazieren die Autoren die Schauspieler und die Zuschauer. Wolfgang Stumph, Max von Thun, Marie Zielcke retten, was zu retten ist in diesem leichtgewichtigen Allerwelts-Dramolett, das sich zu einem Melo um Liebe, Tod und Hoffnung entwickelt. Stumph: „Miteinander reden und sich tolerieren spart wegfließende Lebenszeit und löst Konflikte.“ Nur, bedarf es dazu dieses Films?!

Eine halbe Stunde vergeht in dem Fernsehfilm „Stürmische Zeiten“, bis die beiden Hauptfiguren das erste Mal aufeinander treffen. Das hat einen guten Grund. Obwohl sie Vater und Sohn sind, können sie seit Jahren nicht miteinander. Nicht einmal zum 60. Geburtstag kommt der Sohn, ein Hamburger Architekt, zu Besuch ins beschauliche Urlaubsparadies an die Ostsee, wo der Vater lebt. Dieser ist schwer getroffen, bekommt Schwindelanfälle. Signale des Herzens? Jedenfalls keine gute Werbung für einen Dachdeckermeister. Sollte er nicht doch versuchen, den Konflikt mit dem Sohn auszuräumen?!

Wolfgang Stumph und Max von Thun müssen einiges in die Waagschale werfen, um dieser Geschichte um zwei Sturköpfe, die nötige Glaubwürdigkeit zu geben. Denn es kommt ziemlich dicke in diesem TV-Film, der sich von einem leichtgewichtigen Allerwelts-Dramolett zu einem Melodram um Liebe, Tod und Hoffnung entwickelt. Das Erbe der Mutter, die früh an Krebs gestorben war und über deren Leidensweg sich die beiden Männer zerstritten haben, dieses Erbe der Krankheit muss nun der Sohn antreten. Plötzlich sind die komödiantischen, heiteren Töne verflogen. Der Tod zieht ein in das Haus an der Ostsee. Aber auch die Liebe kehrt zurück. Hilfreich ist den beiden bei ihrer Versöhnung eine junge Frau (Marie Zielcke) mit ihrem Sohn. Ihr hintergründig verständnisvoller Frohsinn färbt ab auf die Streithähne. Und der Junge erinnert den Vater an bessere Zeiten, als er und sein Sohn sich nahe waren.

„Miteinander reden und sich tolerieren spart wegfließende Lebenszeit und löst Konflikte“, betont Wolfgang Stumph. „Als Filmfigur kann ich diesen Dachdeckermeister verstehen, und ich fühle mich auch schuldig für die vergeudete Lebenszeit, als Wolfgang Stumph hätte ich es nie so weit kommen lassen.“ Der Schauspieler sagt es. Und das ist auch das Problem des Films. Jeder (Zuschauer) kann nur kopfschüttelnd vor diesem Pseudo-Problem stehen. In allen anderen Momenten berufen sich Michael Illner und Alfred Roesler-Kleint auf den gesunden Menschenverstand, ausgerechnet aber im zentralen Konflikt machen sie ihn nicht zum Maß der Dinge. So bekommt der Film ein Glaubwürdigkeitsproblem, über das die Schauspieler hinwegspielen müssen.

Das gelingt ihnen ganz passabel. Max von Thun und seine Rolle mit drei, vier verschiedenen Grundbefindlichkeiten (Verachtung, Wut, Resignation, Liebe, Schwäche) ist eher eine Übung für den Schauspieler-Workshop. Glaubwürdig spielbar ist es selbst im Rahmen eines Melodrams nicht. Der Sohn von Friedrich von Thun meistert es mit Hilfe der Cutterin, die immer dann schneidet, wenn ihm ein Gesichtsausdruck zu entgleiten scheint. Marie Zielcke bedarf keiner Montage, ihre Frische wirkt einmal mehr entwaffnend, nicht nur auf die Männer im Film. Bleibt der, um den sich alles dreht: Wolfgang Stumph, der Schauspieler für Figuren mit sonnigem Gemüt. In „Stürmische Zeiten“ darf Stumpi wie zuletzt bereits in „Das blaue Wunder“ oder „Eine Liebe in Königsberg“ auch zwischendurch mal ernstere Töne anschlagen. Die Sympathie, die ihm entgegenschlägt, hilft ihm dabei und sie hilft über die Unglaubwürdigkeit der Geschichte hinweg. „Im Kern bleibt er der unaustauschbare Volksschauspieler mit einer lebensklugen, warmherzigen Ausstrahlung“, bilanziert ZDF-Redakteur Günther van Endert Stumphs Ausflug ins Melodram.

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Wolfgang Stumph, Max von Thun, Marie Zielcke, Henry Stange, Sven Pippig, Carmen-Maja Antoni

Kamera: Dragan Rogulj

Szenenbild: Kai Antony

Schnitt: Magdolna Rokob

Produktionsfirma: Polyphon

Drehbuch: Michael Illner, Alfred Roesler-Kleint

Regie: Zoltan Spirandelli

Quote: 5,41 Mio. Zuschauer (16,7% MA)

EA: 07.04.2008 20:15 Uhr | ZDF

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