„Da ist man gerade mal 15 Jahre weg – und schon krempeln die alles um“, mosert Stubbe. Mit Kollege Zimmermann, der eine Städtereise für zwei Personen gewonnen hat, kehrt der Wahlhamburger nach 15 Jahren mal wieder für ein paar Tage in sein geliebtes Dresden zurück. Doch anstatt sich – wie sein Kollege – auf die touristischen Pfade der Elbmetropole zu begeben, rollt Kommissar Stubbe einen alten Fall aus DDR-Tagen wieder auf. Ausgangspunkt ist der Selbstmord seines ehemaligen Vorgesetzten und Mentors. Er soll sich in seinem Bootsschuppen in die Luft gesprengt haben. Obwohl er unheilbar an Krebs erkrankt war, will Stubbe an Selbstmord nicht glauben. Also ermittelt er – ohne jegliche Befugnis. Bald ist er mittendrin in einem Fall, bei dem ihm vor 22 Jahren eine schwere Ermittlungspanne unterlaufen ist. Ein Mann ist damals des Mordes an einer jungen Frau, die sich zu Messezeiten an reiche West-Männer herangemacht hat, überführt worden. Doch wahrscheinlich war alles ganz anders: jene Conny Fritsch war vielleicht gar keine so genannte „Wessi-Nutte“ und der zu 13 Jahren verurteilte Mann, ein politischer Dissident, saß unschuldig in Bautzen.
Der dritte Stubbe-Fall um den Jahreswechsel ist der schwächste. Die Grundidee ist gut. Auch muss nicht jeder Versuch, die DDR-Vergangenheit in den Krimi-Plot einzuweben, eine Generalanklage sein. Deutsch-deutsche Beziehungsgeschichten beiläufig in einen Whodunit einzubauen – einen solchen entspannten Umgang mit Geschichte würde man sich öfters wünschen. Das Manko von „Gegen den Strom“ liegt im Rückfall in eine altväterliche Tonlage mit einer Launigkeit, die für Zuschauer unter 60 und für solche, für die der Stumphi-Bonus nicht gilt, nur schwer zu ertragen ist. Diese Machart entwertet das Erzählte. Dass es nicht an Wolfgang Stumph liegt, hat er in „Sonnenwende“ und „In den Nebel“ bewiesen. Die Ernsthaftigkeit stand ihm gut. Fall und Drehbuch samt Und-dann-und-dann-Dramaturgie sind auch diesmal passabel. Doch alles andere enttäuscht: die guten Schauspieler werden (außer Volkmar Kleinert) zu laut geführt, Kamera und Montage machen aus dem Krimi eine Sightseeing-Tour und die Musik sülzt wie immer beim freundlichen Sachsen. Die Nebengeschichte der Tochter und ihre Erfahrungen in der Welt der Journalisten erweist sich als dramaturgische Krücke und als ähnlich halbherzig wie der gesamte Film.