Eine junge Frau ist ermordet worden. Der Verdacht fällt auf ihren „geheimen“ Liebhaber. Allein, es fehlen die Beweise. Ein pubertierendes Mädchen könnte der Schlüssel zum Fall werden, doch das Mädchen schweigt, hat offenbar Angst… Leichenschau mit Angehörigen, kaputte Familienverhältnisse, Stochern im Ameisenhaufen – der Polizei-Alltag ist nichts für Zartbesaitete. Kommissarin Andrea Probst – selbstbewusst, einfühlsam, instinktsicher – stößt ständig an ihre Grenzen. Das hilft ihr im Job. Ihr Beziehungsleben ist dagegen desaströs.
Wenn Kunst sich in Gigantomanie verliert, ist es nicht verkehrt, sich mal wieder an die Ursprünge zu erinnern und an den Anfang einer Entwicklung zurückzugehen. Was fürs Kino gut ist, wo die dänischen „Dogma“-Filmer um Lars von Trier und „Unabhängige“ US-Filmemacher das Einfache neu entdecken – das könnte auch dem Fernsehen gut tun, wo der TV-Movie-Boom zwar Wohltat für die Branche ist, aber wo langsam auch für den Zuschauer der Sättigungsgrad an Serienmörder-Schauergeschichten und Thriller-Schmonzes erreicht ist. Gegen all die großspurig daherkommenden Geschichten, die von den abartigsten Handlungen getrieben werden, wirkt die Neuauflage des TV-Klassikers „Stahlnetz“ wohltuend „bemüht“. Bemüht um Authentizität, bemüht um eine realistische Mischung aus sachlicher Erzählung und Emotion, bemüht um ein plausibles Spiel, bemüht, bei aller aufkommender Krimi-Spannung die soziale Verantwortung nicht zu vergessen. Das Bemühen gelingt zum Auftakt der wiederbelebten Reihe und – das Wichtigste: „Die Zeugin“ wirkt keineswegs bemüht. In vielen Szenen wird das Beiläufige gesucht: die kleinen Gesten von Suzanne von Borsody oder Julia Hummer, die bewegliche Kamera, das Alltägliche der Ermittlungsarbeit – all das gab dem Film von Thomas Bohn etwas Nüchternes, fast Dokumentarisches.
Der Gedankenfluss der Heldin als Kommentar zu den „objektiven“ Bildern, die ästhetisch ganz auf der Höhe der Zeit sind, wirkt angenehm altmodisch. Fazit: „Stahlnetz“, kein Retrokult, keine Masche, einfach nur ein gut gemachter, selbstbewusster Krimi.