Eine Frau hat so wenig Geld, dass sie nur überleben kann, wenn sie das Obst aus ihrem Garten verkauft. Jetzt soll sie raus aus dem Haus – und das, obwohl sie ein Wohnrecht auf Lebzeiten hat. Und dann sitzt sie mit einem Strick um den Hals am Fenster… Der Gnadenhof des alten Obermeiers ist ein Paradies für Tiere. Ein Immobilienmakler ist hinter dem Grundstück her, gibt sich als Tierfreund und künftiger Betreiber des Hofs aus. Dabei will er ein Hotel errichten und die Tiere grausam entsorgen lassen… Es wird betrogen und gelogen im schönen Loisach. Und auch die Justiz sorgt nicht immer für Gerechtigkeit. Die junge Anwältin Sandra Koch, keine Leuchte in Sachen Buchstabe des Gesetzes, findet das unerträglich und will sich nicht mit diesen Zuständen abfinden. Mit ihrem Bruder Ingo, seines Zeichens Pfarrer des Ortes, dem Staatsanwalt Christian und dem Polizisten Florian hat sie drei Verbündete gegen die Verantwortungslosigkeit, die längst auch das schöne Bayernland erreicht hat. Am Stammtisch im Wirtshaus treffen sie sich regelmäßig zum Schafkopf – denn „A bissel was geht immer“ im Kampf um eine bessere Welt. Denn auch ihre Gegner haben Schwächen oder eine Leiche im Keller. Manchmal genügt auch nur ein Augenaufschlag oder ein adretter Dirndl-Auftritt der fidelen Anwältin – und alles sieht anders aus…
„Schafkopf – A bissel was geht immer“ ist ein Serien-Versuchsballon. Was das ZDF da am frühen Abend versucht, ist ausnahmsweise mal kein Krimi, aber auch keine herkömmliche Familienserie. Wie oft hierzulande ist auch diese weitgehend unaufdringlich von sozialem Engagement und dezenter Zivilcourage durchdrungene Serie von vielem etwas: Anwaltsserie, Heimatserie, Komödie. Freunde werden zur Wahlfamilie, Geschäftemacher in ihre Schranken verwiesen, Bayern wird zum Nabel der Welt. Ein bisschen „Franzi“, ein bisschen „Hubert und Staller“ und vom sozialen Impetus und den seltsamen Methoden her natürlich auch ein bisschen „Danni Lowinski“. Das ist alles ganz launig erzählt und apart bayerisch überzogen gespielt. Es wird deutlich Dialekt gesprochen, ein Dialekt, der auch über dem Weißwurst-Äquator zu verstehen sein dürfte. Gegen die Besetzung gibt es wenig einzuwenden. Marlene Morreis, die so ein bisschen spielt, als ob sie Kathrin von Steinburg sein wollte oder sollte (oder ist das ein besonderer bayerischer „Fräulein“-Typus?), ist schon eine kleine Entdeckung fürs Komödienfach. Mit Frederic Linkemann, der schon in „Blaubeerblau“ angenehm auffiel, wird künftig sicher auch zu rechnen sein. Von den Deutschland weit bekannten Bayern-Nasen gehört nur eine zum Hauptcast: Gerd Anthoff, bekannt als Gegenspieler von Senta Bergers in der ZDF-Krimireihe „Unter Verdacht“, darf zwar hier kein komödiantischen Feuerwerk zünden, aber er ist ein Garant für gepflegte weißblaue Unterhaltung. Sein Richter lässt in der ersten Folge gleich den Spruch los: „Schön ist das nicht – aber juristisch ist das nicht zu beanstanden.“ Und weil das eben oft so ist bei den „Fällen“ der Schafkopf-Runde, versuchen sie, Gerechtigkeit außerhalb des Gerichtssaals zu finden. (Text-Stand: 24.10.2012)
Foto: ZDF / Bauriedl