„Stirbt die Hütte, stirbt die Stadt.“ Ein geflügeltes Wort seit den 70er Jahren in Lotheim, dem fiktiven Ruhrpott-Städtchen in Mark Schlichters packendem Fernsehfilm „Rote Glut“. Jetzt ist es so weit. Das Stahlwerk steht vor der Schließung, die Stadt der Schlote vor dem Niedergang. Nur einer kann die Region retten: Robert Vegener (Roman Knizka), der Sohn eines legendären Arbeiterführers. Von seinem Gutachten hängt es ab, ob die Arbeiter ihren Job behalten werden. Der junge Karrierist aber kennt nur Zahlen und Fakten, kein soziales Gewissen plagt ihn und das Pathos des Vaters („Immer mit einer Stimme sprechen und niemand wird unseren Willen brechen“) ist ihm mehr als fremd. Doch hinter kühler Professionalität kommt immer wieder eine tief sitzende Kränkung zum Vorschein. Robert war immer schon anders, anders als sein Vater, anders auch als sein Bruder Adam (Richy Müller), der als Stahlwerker und Betriebsrat in der Heimat die Ehre des Vaters hochhielt. Er ging weg, studierte, begrub seinen ganz großen Traum vom Fliegen und seinen Traum vom kleinen Glück mit Judith (Meret Becker). Die wagte nicht den Sprung raus aus der Ruhrpott-Enge, hat heute einen Frisiersalon, singt bei Betriebsfeiern Country-Musik und ist mit Roberts Bruder verheiratet. Zwei unterschiedliche Welten. Doch die Liebe entbrennt aufs Neue.
„Der Film lebt von seinen glaubhaften Schauspielern und einer meisterhaften Kameraführung.“ (SZ Fernsehen)
„Der Film ist gewiss keine romantische Verklärung von Klassenkämpfen, die Schlichters Generation womöglich fremd ist. Dennoch ist es ‚ein politischer Film‘, findet ZDF-Fernsehspielchef Hans Jahnke. ‚Nicht im Stil der vielleicht hilflosen Filme der 70er Jahre. Wir sind ein gutes Stück vorangekommen‘.“ (Tagesspiegel)
„Nachdenklicher Film über Konflikte, Familie, Werte und die Macht der Vergangenheit“ (Spiegel)
Foto: ZDF
Autor Christian Jeltsch („Spiel um dein Leben”) packte vieles in die Geschichte hinein an Konfliktstoffen und Motiven, an Sozialem und allzu Menschlichem. Doch in bester Hollywood-Manier überlädt er damit nicht die Dramaturgie, sondern er verschraubt die Elemente geschickt und verzahnt so die Gefühlslagen zu einem dicht erzählten, sehr bewegenden Drama. Die glättende Schweißarbeit übernahm Mark Schlichter („Schimanski“). Und er bewies einmal mehr, dass er zu den deutschen Regisseuren gehört, die ein Auge für Kinobilder haben. Immer wieder öffnet er geschickt die Räume, koppelt verschiedene Geschichten durch die Blicke der Helden. Der wirkungsvolle Einsatz der Schauplätze tut ein übriges. Eine wahre Wucht ist die Sicht von einem Hügel auf die riesigen qualmenden Industriekolosse. Dem Film den nötigen Feinschliff gaben Kameramann Diethard Prengel und der Soundtrack von Claus Wagner und Andreas Kaufmann. Doch was wäre das alles ohne die Schauspieler Roman Knizka, Richy Müller und Meret Becker. (Text-Stand: 3.11.2000)