Diese Verfilmung einer Kurzgeschichte von Rosamunde Pilcher zeigt, wie schmal der Qualitätsgrad bei den „Herzkino“-Produktionen ist. Die Handlung besteht aus den üblichen Versatzstücken, einige der Hauptdarsteller sind nicht mal besonders überzeugend, aber trotzdem zeichnet sich „Ghostwriter“ durch einen gewissen Charme aus. Gerade optisch verbreitet der Film dank seines warmen Lichts und der in entsprechenden Farben gehaltenen Ausstattung eine nicht zu unterschätzende Behaglichkeit, die dem Film einen großen Wohlfühlfaktor verleiht. Die Grundzüge der Geschichte scheinen zunächst von gewohnter Schlichtheit, und da es gleich zwei Liebespaare gibt, ist auch die Spekulation auf Zuschauerinnen unterschiedlichen Alters durchschaubar, doch dann entwickelt die Handlung eine unerwartete Komplexität, und die Umsetzung (Stefan Bartmann) ist durchaus kurzweilig.
Dabei ist die Romanze nicht mal originell eingefädelt: Gerade will Muffin-Bäckerin Zoe (Jeanette Biedermann) ihrem langjährigen Freund einen Antrag machen, als der gesteht, er habe sich in eine andere verliebt. Zoe flieht in ihr Cottage am Meer, doch ihre Patentante Harriet (Angela Roy) hat das Ferienhaus bereits vermietet: Owen (Patrick Fichte) ist frisch geschiedener Physiker und nimmt sich eine Auszeit. Weil auch Zoe ein Faible für Physik hat, fühlt sie sich prompt zu ihm hingezogen, was er jedoch zunächst eher lästig findet.
Hätte der Pilcher-erfahrene Autor Martin Wilke nicht mehr zu bieten, „Ghostwriter“ wäre kaum der Rede wert, zumal Jeanette Biedermann ihre Rolle allzu komödiantisch interpretiert und viel zu oft die Augen aufreißt oder die Stirn in Falten legt. Patrick Fichte wiederum ist etwas langweilig, was andererseits natürlich zum Klischee des Universitätsprofessors passt. Vergleichsweise komplex wird die Handlung erst durch jene Ebene, auf die sich der Titel bezieht: Owens Frau hat ihn für einen schnöseligen Kollegen verlassen, der Unternehmens-Berater geworden ist und für seine Karriere unbedingt einen Doktor braucht. Der etwas halbseidene Titelvermittler Desmond (Ohrt) will Owen schon länger als Dissertations-Ghostwriter gewinnen, und weil der Physiker nun eine Möglichkeit sieht, sich an dem Nebenbuhler zu rächen, willigt er ein, damit er den Mann später bloßstellen kann. Daher auch der Rückzug ins Cottage, wo er in Ruhe arbeiten will, was die übergriffige Zoe allerdings zu verhindern weiß: Sie hatte ihren Freund mit einem Verlobungsring im Muffin überraschen wollen, und weil der über Umwege bei Owen gelandet ist, glaubt sie an ein Zeichen.
In der Rolle der Nervensäge, die den Physiker permanent bei der Arbeit stört, ist Jeanette Biedermann deutlich glaubwürdiger als beim Rezitieren physikalischer Formeln und Gesetze. Ähnliches gilt für Angela Roy als verwitwete Richterin, doch der Beruf ist Voraussetzung für die zweite Romanze: Harriet hat Desmond zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, findet ihn aber ziemlich anziehend und lässt sich auf eine Liebelei mit ihm ein. Für ein bisschen Spannung sorgt zudem ein von ihr verurteilter entflohener Sträfling, der ums Haus schleicht.
Gerade die ersten 15 Minuten des Films sind ausgesprochen abwechslungsreich, zumal Wilke die Handlung mit einigen originellen Einfällen würzt. Der Auftakt wirkt auch dank der passenden Musik von Patrick Schmitz wie eine Parodie auf „Fluch der Karibik“; tatsächlich handelt es sich um einen Werbespot für Zoes Muffins. Und weil ihr Großvater sie einst als Meermädchen gezeichnet hat, zieht sich im Hintergrund Hans Christian Andersens Märchen von der kleinen Meerjungfrau durch die Geschichte. Da Regisseur Bartmann, Experte für Seichtes vor fremdländischer Kulisse, jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um die Figuren vor dem gewohnt malerischen Küstenhintergrund zu positionieren, kommen auch die obligaten Landschaftsbilder nicht zu kurz. Owens Foxterrier Sir Isaac, der dem Nebenbuhler seines Herrchens gern mal ans Bein pinkelt, ist ohnehin liebenswert. (Text-Stand: 7.1.2015)