Das quirlige Landei Holly und der überzeugte Großstädter Owen finden schnell Gefallen aneinander. Er, ein Anwalt aus London, hat ein Landhaus in Cornwall von seinem Großonkel geerbt; sie, eine Agraringenieurin, stand in den Diensten des Verstorbenen. Eigentlich will Owen so schnell wie möglich verkaufen, doch seine Gefühle machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Kupplerin, Adele, die Frau des obersten Dorfpolizisten und einst die gute Seele des Landhauses, hat es gleich erkannt: die beiden sind wie für einander gemacht. Er trägt Boxer-Shorts mit Elefanten- und Froschmustern, sie kümmert sich liebevoll um Pferde und Schafe. Doch seltsame Zwischenfälle stören die Eintracht. „Ich weiß, was du getan hast“, droht eine Stimme am Telefon. Ein Erpresserbrief fordert 50.000 Pfund von Holly, die die Lebensversicherung ihres vor zwei Jahren spurlos verschwundenen Mannes soeben ausgezahlt bekommen hat. Was nur Dorfpolizist Lucas weiß, der Holly abgöttisch liebt: Bei einem Streit mit ihrem trunksüchtigen Ehemann ging dieser einst über die Klippe. Lucas versprach zu schweigen und riet Holly ab, den schwer zu beweisenden Unfall zu melden.
Soundtrack: Gossip („Heavy Cross“), Ray Charles („I can’t stop lovin’ you“), Elvis Presley („Party“)
Foto: ZDF / Jon Ailes
Dramaturgisch ist diese Pilcher-Mär „Die Frau auf der Klippe“ unterste Schublade. Anstatt die Erpressung von vornherein offen zu führen, belassen die Autoren die Bedrohung in einem seltsam unentschiedenen Zwischenstadium. Dabei kommt doch nur einer für diese Aktionen in Frage. So können Martin Wilke und Silke Morgenroth ein bisschen emotionales „Durcheinander“ bei der weiblichen Hauptfigur stiften und den vornehmlich hoch betagten Zuschauern, die so gut wie nichts mehr von der Geschichte mitbekommen, in dezente Aufregung versetzen. Die hält aber nie allzu lange an; bedrohliche Spannungsbögen sind offenbar nichts für die Zielgruppe. Die Autoren haben offenbar bei Pilcher stets die Order, vom dümmstmöglichen Zuschauer auszugehen. Dass da die Figuren ebenfalls schwerer von Begriff sein müssen als in anderen Romanzen mit Intrigenbegleitung – das versteht sich von selbst und ist entsprechend schwer zu ertragen. So wie es schwer zu ertragen ist, den personifizierten Sonnenschein, Mira Bartuschek, in dieser Produktion zu sehen.
Für die Filmwirkung insgesamt ist sie mit ihrem leicht burschikosen Liebreiz natürlich sehr viel besser als irgendeine dieser Soap-Blondinen. So statisch und muffig inszeniert die Innenszenen (ohne Bartuschek) auch sind, die Landschaftsbilder hat man in Pilcher-Verfilmungen schon schlechter gesehen. Gelungen sind – auch wenn der romantisch-dramatische Tonlagen-Mix hier so gar nicht funktioniert – die Rückblenden jener verhängnisvollen Nacht. Das hat Hitchcock in „Vertigo“ auch nicht sehr viel besser gemacht. Fazit: nichts gegen Romanzen, die jeder versteht, aber dramaturgisch ein bisschen klüger, inszenatorisch ein bisschen raffinierter und insgesamt ein bisschen frischer und frecher – das würde kein 75-Jähriger, der mit Elvis groß geworden ist, dem ZDF übelnehmen. Im Gegenteil. Der Gag mit den Boxer-Shorts war schon mal ein Anfang. (Text-Stand: 27.2.2013)