Pfarrer Braun – Schwein gehabt

Ottfried Fischer, Hansi Jochmann, Wannek, Brix, Rehberg. Vom Regen in die Jauche

Foto: Degeto
Foto Tilmann P. Gangloff

Autor Ralf Kinder bringt mit seinem Drehbuch zur „Pfarrer-Braun“Episode „Schwein gehabt!“ zumindest ein klein bisschen frischen Wind (die Geschichte spielt auf Usedom) Krimi-Komödien-Heimatfilm-Reihe für die Generation 60plus. Die Dialoge finden zu jener sanften Unbotmäßigkeit gegenüber dem Klerus zurück, die die Reihe so sympathisch macht. Kern der Geschichte ist der vermeintliche Jagdunfall eines Schweinezüchters, der kurz zuvor auf wundersame Weise zu erstaunlichem Wohlstand gekommen ist. Mehr als erträglich!

Krimi, Komödie, Heimatfilm: Das Muster der „Pfarrer Braun“-Filme scheint perfekt für die Zielgruppe der Generation 60+. Andererseits hat das starre Schema deutlich des öfteren zu unübersehbaren Abnutzungserscheinungen geführt: Sein Bischof schickt Braun in die Provinz, wo umgehend ein Mord geschieht. Der korpulente Kirchenmann löst den Fall sodann mit einem minimalen Aufwand an körperlichem Einsatz, aber um so beweglicheren grauen Zellen.

Um so erfrischender ist der Wind, den Autor Ralf Kinder mit seinem Drehbuch zur Episode „Schwein gehabt!“ in die Reihe bringt. Gerade die Dialoge finden zu jener sanften Unbotmäßigkeit gegenüber dem Klerus zurück, die die Reihe so sympathisch macht. Außerdem erzählt Kinder eine überraschend komplexe Geschichte, in der es keineswegs bloß um eine im Titel angedeutete Schweinemast geht, sondern auch um einen Priester, den Brauns Chef, Bischof Hemmelrath, gern selig sprechen würde: Seit er einem gräflichen Paar vor 100 Jahren dank eines selbstlosen Fasteneinsatzes zum erhofften Nachwuchs verholfen hat, gilt Pastor Mangelreich als Schutzpatron der ungewollt Kinderlosen. Hemmmelrath entsendet Braun daher in die Diaspora nach Usedom, wo er den Leumund des Kandidaten überprüfen soll. Diese Nebenhandlung ist fast interessanter als der Anlass für Brauns Kriminalisieren, zumal der geistliche Kollege auf durchaus weltliche Weise vom Weg abgekommen ist.

Kern der Geschichte ist jedoch der vermeintliche Jagdunfall eines Schweinezüchters, der kurz zuvor auf wundersame Weise zu erstaunlichem Wohlstand gekommen ist. Natürlich war es Mord; die Frage ist bloß, ob die Tat dem Geld galt oder ob sie andere Hintergründe hat. Als Braun rausfindet, dass eine geplante Schweinemast das Dorf polarisiert, weil die einen unter dem Gestank leiden, während die anderen der Meinung sind, Geld stinke nicht, kommt er der Wahrheit schon ziemlich nahe. Aufschluss könnte der Landrat geben, doch prompt ereilt auch ihn der Ruf ins Jenseits. Mit Heinrich Schafmeister, Alexander Held, Udo Schenk und Sonja Kirchberger ist die Episode zwar prominent besetzt, aber die schönsten Momenten hat trotzdem selbstredend Ottfried Fischer (Regie: Wolfgang F. Henschel). Dank der Dialoge haben sogar die in früheren Filmen mitunter kaum erträglichen Auftritte von Peter Heinrich Brix als beschränktem Ermittler einen gewissen Witz. (Text-Stand: 1.4.2010)

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Reihe

ARD Degeto

Mit Ottfried Fischer, Hansi Jochmann, Antonio Wannek, Peter Heinrich Brix, Hans-Michael Rehberg, Gilbert von Sohlern, Heinrich Schafmeister, Sonja Kirchberger, Alexander Held

Kamera: Randolf Scherraus

Szenenbild: Michael Möldner

Musik: Martin Böttcher

Produktionsfirma: Polyphon

Drehbuch: Ralf Kinder

Regie: Wolfgang F. Henschel

EA: 01.04.2010 20:15 Uhr | ARD

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