„Die Autos fliegen, drehen sich und explodieren im Flug. Action wird liebevoll in Zeitlupe oder rasanten Montagen dargestellt“, befindet Borris Brandt, TV-Movie-Chef von Pro Sieben. „Aber der Mensch, der danebensteht und sich entsetzt dieses Schauspiel anguckt, wird nicht groß gefilmt.“ Diesem Mangel an nachvollziehbarer Emotionalität in gängigen TV-Action-Movies will Brandt ein Ende setzen. Mit dem Thriller „Das Finale“ machte Pro Sieben den Anfang, und demnächst zeigen Moretti und Ferch in „Todfeinde“, was Psycho-Action heißen kann.
Heute darf erst einmal Jungregisseur Achim Bornhak („School’s out“) sein Händchen für Action, Thrill und menschliches Drama unter Beweis stellen. In „Operation Noah“ setzt er gleichermaßen auf digital erzeugte Bildwelten und mit Jörg Schüttauf, Uwe Ochsenknecht und Stephanie Philipp auf namhafte Schauspieler. Identifikationsangebote und die von Brandt geforderte Emotionalität ergeben sich so fast von selbst. Die hat man sich mit vier Millionen Mark – sprich: 35 Drehtagen und fast doppelt so langer Post-Produktion (Schnitt, Special Effects) als bei einem normalen TV-Movie – auch einiges kosten lassen.
Weihnachten auf einer Bohrinsel. Die harten, abgearbeiteten Männer bekommen überraschend Besuch von ihren Kindern. Tränen der Freude kullern – dann explodiert ein Hubschrauber. Dabei wird der Sohn eines Bohrarbeiters schwer verletzt. Wenig später die nächste Hiobsbotschaft: noch zwei weitere Bomben sind auf der Bohrplattform versteckt. Nur wenn der Bundeskanzler in einem Weihnachtsgottesdienst die totale Kehrtwende in der Energiepolitik verkündet, kann die Katastrophe verhindert werden. Die Bombe tickt. Und alle Hoffnungen ruhen auf einer Bomben-Entschärferin, der es an Erfahrung fehlt, einem übelgelaunten Kommissar und einem höchst engagierten Bohrarbeiter.
Die Dramaturgie ist einfach, ganz nach Hollywood-Muster gestrickt. Der Look ist für Fernseh-Verhältnisse (anno 1998!) geradezu grandios: eine Aura von Künstlichkeit liegt – höchst passend zum Genre – über den Bildern, was die Emotionen keineswegs hemmt. Und die Schauspieler, allen voran J”rg Schttauf, veredeln das kleine Montage-Kunstwerk (rund 3000 statt 1500 Schnitte). „Schttauf war gut für den Film, weil er nicht so dieser Dolph-Lundgren-Haudrauftyp ist. Sein Jan Brand ist eher ein bisschen ein Verlierer, der sich nicht mit seinem Schicksal abfinden will“, betont Bornhak. Der 29jährige Regisseur wollte schon immer Action machen – auch wenn das Genre extreme logistische Anforderungen stellt. Fast immer müssen mehrere Kameras gleichzeitig im Einsatz sein (Drehverhältnis: 1:18 statt 1:8). Bornhak: „Denn man kann im Vorfeld nie wissen, wie die Explosion genau aussieht, wie dicht der Rauch und wie gut daher die Kamerasicht sein wird.“ (Text-Stand: 18.10.1998)