Nicht mit mir, Liebling

Ursula Karven, Hans-Werner Meyer, Henning Baum. Ehekomödie & Polit-Gekaspere

Foto: Degeto / Christiane Pausch
Foto Rainer Tittelbach

Rosenkrieg in Rosenberg. Die belogene und betrogene Ehefrau des Bürgermeisters fordert ihren Mann als Gegenkandidatin der Opposition heraus. Nett ausgedacht, gut besetzt und recht vergnüglich, aber harmlos ist diese Ehekomödie. Das Happy End ist so unterträglich versöhnlich, dass man sich schon fast lieber auf die Seite der „Nicht-Guten“ schlägt.

Rosenkrieg in Rosenberg. Die Frau des Bürgermeisters muckt auf. Sie will nicht länger „die Frau an seiner Seite“ sein. Drei Amtszeiten waren ausgemacht. Jetzt muss Nina von der Heyden aus dem Lokal-TV erfahren, dass ihr Gönnergatte Robert noch vier Jahre dranhängen will. Als sie dann auch noch Zeuge wird, wie der „Sonnenkönig“ von Rosenberg mit seiner PR-Beraterin Jacqueline Clinton-like seine muffige Amtsstube zum „Oral Office“ umfunktioniert, hat es Nina endgültig satt. Früher selbst politisch aktiv in Sachen Öko-Bewegung, wollte sie ohnehin wieder ins Berufsleben zurück. Jetzt kann sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ihre Sandkastenliebe Philipp macht die „First Lady“ zur Gegenkandidatin der Opposition. Ein gefundenes Fressen für die Presse. Nina und Robert wollen keine schmutzige Wäsche waschen, sondern mit Sachthemen überzeugen. Doch die PR-Abteilungen ihrer Parteien sind anderer Meinung. Die Schlammschlacht kann beginnen!

Nett ausgedacht, recht vergnüglich, aber erwartungsgemäß harmlos ist dieses Beziehungsprovinzkomödchen mit Ursula Karven, Hans-Werner Meyer und Henning Baum. „Nicht mit mir, Liebling“ bedient sich zwar einiger Stereotypen aus dem Wahlkampf, die das Spiel dramaturgisch anzuheizen in der Lage sind, hat aber mit Politik sonst nicht viel im Sinn. Wer da mehr erwartet, hat übersehen, dass es sich hier um einen ARD-Freitagsfilm handelt. Als eine Art Kasperltheater-Aufführung mit einer großen Portion Schadenfreude, bei der aus der Großmutter eine schöne Mutter wird, die dem zum Politiker und sanften Chauvi mutierten Krokodil eins mit der Pritsche gibt, funktioniert der Film von Thomas Nennstiel durchaus.

Nicht mit mir, LieblingFoto: Degeto / Christiane Pausch
„Nicht mit mir, Liebling“. Sie (Ursula Karven) hat es satt, die „First Lady“ zu spielen und dann geht der Gatte auch noch fremd.

Soundtrack: u.a. Katie Melua („Just Like Heaven“, „Shy Boy“), Duffy („Mercy“, „Warwick Avenue“), Amy Winehouse, Tanita Tikaram („Something new“)

Beziehungstechnisch frecher, böser bei den gesellschaftspolitischen Anspielungen und konsequenter bei der Darstellung von Machterhalt und Arroganz der politischen Klasse wünscht man sich solche Filme. Auch bei einer Komödie. Sie könnten ja auch am Mittwoch in der ARD oder am Montag im ZDF laufen. Doch daran wagt sich nach „Kanzleramt“-Flop und Wedels „Die Affäre Semmeling“ hierzulande sobald niemand mehr. Also muss man sich begnügen mit einer solchen Ehekomödie mit einem bisschen Polit-Gekaspere drum herum, eine Ehekomödie, die als solche in (Schluss-)Botschaft und Machart arg bieder und versöhnlich daherkommt. Das Happy End tut ein Bisschen weh. Da ist alles so glatt, dass man sich schon fast einen Triumph des sexy-Teufelinchens (Jana Klinge) wünscht oder es zumindest gerne sehen würde, wenn der knuffige Öko-Politiker (Henning Baum) etwas mehr Liebesglück ernten würde als der Oberschleimer. Die konsequenteste und interessanteste Figur ist ohnehin die erzkonservative, blaublütige Mama des Bürgermeisters, deren abnorme Standesdünkel die vorhersehbare Handlung ein wenig belebt. (Text-Stand: 23.3.2012)

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Ursula Karven, Hans-Werner Meyer, Henning Baum, Ronja Mittelstädt, Jana Klinge, Gertraud Jesserer, Kathrin Ackermann, Michael Brandner, Lucas Confurius

Kamera: Reiner Lauter

Szenenbild: Jost Brand-Hübner

Schnitt: Regina Bärtschi

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Christoph Silber, Stefan Schaefer

Regie: Thomas Nennstiel

Quote: 4,10 Mio. Zuschauer (13,2% MA)

EA: 23.03.2012 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach