Sie heißt Carla Hahn, nennt sich on Air Christin und gilt als „die erotischste Stimme der Hauptstadt“. Zu Gesicht haben sie bisher nur wenige bekommen, denn die beliebte Radio-Moderatorin führt seit zwei Jahren ein Doppelleben. Während sie ihren Hörern eine bewusste und gesunde Ernährung ans Herz legt, hat sie sich selbst aus Liebeskummer eine stattliche Schicht Kummerspeck angefressen. Predigt sie vorm Mikro Kalorienbewusstsein, heißt im wahren Leben ihre Devise: Aber bitte mit Sahne. Ins Grübeln gerät sie, als sich ein Mann für sie interessiert und ihr am Telefon Avancen macht. Doch diesem gut gewachsenen Typ mit Waschbrettbauch kann sie ihre Figur nicht zumuten. Also verschiebt sie das Date und begibt sich in einen Diät- und Fitness-Marathon, nimmt 12 Kilo ab und mausert sich zum flotten Partyfeger. Dumm nur, dass es dem Schönling nicht um Carla geht, sondern allein um Christin, die er als Werbeträger einer Diätdrink-Kampagne gewinnen will.
„Zu viel essen macht dick, zu wenig essen macht krank.“ Sachbuchbestseller lieben es einfach. Man sollte schreiben, was jeder weiß oder noch einmal hören möchte. Und so zwängte Susanne Fröhlich ihren autobiografischen Leidensbericht „Moppel-Ich“ nicht in die Diktion einer Diätwahn-Moralistin, sondern machte lieber ihrem Namen alle Ehre. Mit Witz, Selbstironie und Mut zur bitteren Wahrheit machte die Journalistin in ihrem Diät-Tagebuch all den deutschen Bridget-Jones-Verschnitten klar, dass es kein Zuckerschlecken ist, die Pfunde purzeln zu lassen. Gemeinsam leiden, etwas lachen und dabei so gut wie nichts lernen, moppel-ich, moppel-du, moppel-sie – das ist das Erfolgsprinzip. Problematisch wird es nur, wenn man aus einem solchen Buch ohne Geschichte einen Film zu machen versucht.
Foto: ZDF / Reiner Bajo
Eine Stunde lang werden den Zuschauern Frauen zwischen 35 und 45 Jahren vorgeführt, die das Weltbild von 15jährigen Teenagern besitzen und die sich schleunigst auf die Couch legen sollten, gemeinsam mit Autor Lars Albaum, Produzentin Regina Ziegler und den Redakteuren vom ZDF, die uns solch deformierte Egos als Zeitgeist verkaufen wollen. Eine Stunde lang operiert der Film mit zwei dummdreisten Extremen: „sich voll fressen ist sinnlich“ versus „gesundes Essen ist lustfeindlich“. Was auch der weiß, der keinen Abendkurs in Ernährung belegt hat – diese Erfahrung fällt eine halbe Stunde vorm Happy End der Heldin wie Schuppen von den Augen. „Genießen ja, aber nicht mit zwei Liter Sahne in der Soße.“ Was für ein kluges Vollweib! „Denken Sie daran, fühlen Sie sich wohl in Ihrem Körper.“ Was bei Fröhlich schon mal augenzwinkernd rüberkommt, wirkt im Film betulich, banal, platt.
Dass dieser hochnotpeinliche Versuch, einen Sachbuchbestseller fürs Fernsehen zu fiktionalisieren, aus der Feder von „Stromberg“-Autor Lars Albaum stammt, zeigt einmal mehr, dass Comedy nicht Komödie und Pointe nicht Spannungsbogen bedeutet. Allenfalls eine – im wahrsten Sinne des Wortes – gute Figur macht Christine Neubauer, die sich uneitel die Pobacken auspolstern ließ und sich immer wieder im Trainingsanzug durch den Film moppelt. Doch vor den Texten musste auch sie kapitulieren. Ihre unerträglichen Dialog-Kommentare aus dem Off spricht sie in einem ähnlich unerträglichen Leier-Ton. Einziger Lichtblick: Henning Baum. Der macht seinem Namen alle Ehre, steht einfach nur da und grinst sich einen ob dieses lauten Geschreis um die zu vielen Pfunde. (Text-Stand: 12.3.2007)