Sat 1 versucht offenbar mit aller Macht, gängige Krimikonventionen gegen den Strich zu bürsten. Nach der mehr als unkonventionellen Berliner Kommissarin Eva Blond schickt der Sender nun ein gemischtes Doppel ins Rennen, das auf dem Weg zum Tatort erst mal genüsslich Beziehungsprobleme wälzt. Gesprächsstoff gibt’s genug: Kommissarin Nina Metz (Elena Uhlig) kommt einfach nicht von ihrem Freund los, mit dem sie immer wieder Schluss macht. Kollege Leo Kraft (Henning Baum) hingegen lebt zwar in einer glücklichen Beziehung, aber mit einem Mann; sehr zum Befremden nicht nur einer neugierigen Nachbarin, sondern auch seines Assistenten, der es nicht verkraftet, dass ein Kommissar schwul sein kann.
„Mit Herz und Handschellen“ ist erneut einer jener so genannter „Backdoor“-Pilotfilme: Weil das Publikum Leo und Nina in sein Herz geschlossen hat, durften die beiden in Serie gehen, und das war auch gut so. Allerdings beschränkte sich das Drehbuch zum Auftakt darauf, sein einziges Kapital aus der zugegeben reizvollen Konstellation der beiden Hauptfiguren zu ziehen: Auch wenn der Fall zunächst recht rätselhaft beginnt (eine Pianisten wird erst erdrosselt, dann erstochen), so findet Regisseur Andreas Senn die gegenseitigen Frotzeleien der Polizisten doch offenbar viel spannender. Immerhin kommt bald ein veritabler Verdächtiger ins Spiel: Bauunternehmer Köhler (Michael Brandner) hat ein heftiges Interesse an einem Haus, das schon so gut wie an die Tote verkauft war, weil er dort einen ganzen Komplex errichten will. Unbedingt verdächtig ist auch die finstere Schwiegerfamilie der Pianistin; absonderliches Verhalten allein ist aber noch kein hinreichendes Motiv für einen Mord.
Sehenswert ist „Mit Herz und Handschellen“ also vor allem wegen des blendend aussehenden Henning Baum, der für die eher einfühlsamen Momente zuständig ist, und der zotteligen Elena Uhlig, die mit frechen Sprüchen genüsslich die diversen Schwulenklischess entlarven darf.