Millennium Love – Ich hab dich nie vergessen

Floriane Daniel, Roman Knizka, Heinzen, Timm. Leben, Liebe, Jahrtausendwende

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“Millennium Love – Ich hab dich nie vergessen” (1999) ist weniger ein Film über die Liebe als vielmehr über persönliche Träume – über Lebensentwürfe und Enttäuschungen, die einem die ersten Jahre des Erwachsenwerdens beigebracht haben. Sympathische Paare ziehen in dieser Romantic Comedy von Peter Timm Bilanz. Es wird viel geredet – und das ist insgesamt wohltuend, gemessen an dem, was RTL Ende der 90er Jahre an Fiction produziert hat.

Die Jahrtausendwende zieht ihre Kreise auch im Fernsehfilm. Ausgerechnet RTL hat sich mit “Millennium Love – Ich habe dich nie vergessen” an den Gegenentwurf zum beliebten Weltuntergangs-Szenario gewagt. In der Romantic Comedy von Drehbuchautor Georg Heinzen und Erfolgsregisseur Peter Timm (“Rennschwein Rudi Rüssel”) stürzen weder Computer ab, noch fliegen Kernkraftwerke in die Luft. “Wir sind den Weg der Bescheidenheit gegangen, wollten eine kleine, sehr private Geschichte erzählen”, betont Heinzen.

Heiligabend ‘99 steht vor der Tür – und private Situationen werden auf den Punkt gebracht. Katja ist mit Dominik zusammen, doch was heisst “zusammen”: am 24. fliegt der Pilot nur kurz zum Schäferstündchen ein. Auch Tom hat mit seiner Vera und ihren ewigen “Gewichtsproblemen” nur wenig gemeinsam. Grund genug, dass sich Katja und Tom zurückerinnern an das Jahr 1990. Da lernten sie sich in Hamburg kennen: sie, das unerfahrene Landei, und er, der charmante Bengel. Sie redeten sich ihre Teenager-Träume von der Seele und ließen sich in die Nacht fallen. Unvergesslich für beide. Dann musste Tom, der Jungseemann, auf sein Schiff. Das Abenteuer rief. Katja machte Karriere bei einer Frauenzeitschrift. Sie sind sich nie mehr begegnet. Doch sie gaben sich in jener Nacht das Versprechen, sich zur Jahrtausendwende an den Landungsbrücken zu treffen.

Kritik: “Millennium Love – Ich habe dich nie vergessen” (RTL, 1.12.99)

Udo Lindenberg hätte gesungen: “Es haute so richtig rein, dubidubidu.” Es war die vielzitierte Liebe auf den ersten Blick, die in dem Hamburg-Movie “Millennium Lo- ve” beschworen wurde. Es war dazu noch die erste große Liebe – das richtige Sujet also für den “Großen RTL-Roman”. Nur, warum haben die beiden in den kommenden neun Jahren nicht versucht, miteinander Kontakt aufzunehmen: Wenn es einen sooo erwischt, wäre das doch die logische Folge gewesen… So genau durfte man diese Romantic Comedy dann doch nicht hinterfragen. Das Genre hat seine eigene Logik – und eigentlich bestehen Sinn und Wert einer solchen augenzwinkernden Liebesgeschichte doch ausschliesslich darin, dass ein Paar endlich zusammenkommt. Das erfüllte “Millennium Love” genregerecht, so gut wie kaum eine andere “TV-Love-Affair” eines Privatsenders in der letzten Zeit. Das lag vor allem an den mehr als passablen Dialogen von Autor Georg Heinzen, die deutlich machten, dass es um mehr geht als um den großen Mythos Liebe. Es ging vielmehr auch um Lebensentwürfe, um Träume, um Enttäuschungen, die einem die ersten Jahre des Erwachsenwerdens beigebracht haben. Aufgeladen wurde dieses existenzielle Spannungsfeld durch die (Körper-)Sprache zweier liebenswerter Hauptdarsteller. Das Bild, das man von den Figuren hat, und das Spiel von Floriane Daniel wie Roman Knizka verschmolzen auf sympathische Weise. Beiden wünschte man ein gemeinsames Glück. Und Timm inszenierte die gute Vorlage schnörkellos, mit Blick für die Schauspieler. Für Romantiker. tit.

Millennium Love – Ich hab dich nie vergessenFoto: RTL
„Millennium Love“ ist mehr als eine Romanze, es ist ein Film über persönliche Träume, über Lebensentwürfe und Enttäuschungen, die einem die ersten Jahre des Erwachsenwerdens beigebracht haben. Floriane Daniel, Roman Knizka

“Millennium Love” ist weniger ein Film über die Liebe als vielmehr über persönliche Träume – Lebensziele. Die Helden ziehen Bilanz: Enttäuschung und kleines Glück liegen nah beieinander. Auch wenn schon mal eine Träne fließt, man hat sich arrangiert. Tom ist Sanitäter, nicht sein Traumberuf, aber ein sinnvoller Job. Katja kämpft gegen den Mainstream, so gut es eben geht bei ihrer Mode-Postille. Millennium ist für beide Augenblick der (Rück-)Besinnung. Sie suchen weder Rausch noch Konsumorgie. Sie verzichtet auf eine Fernreise, er auf ein Musical-Event. “Man muss nicht mit der Concorde dreimal ins Millennium fliegen”, glaubt Georg Heinzen. “Die ewige Frage, was mach’ ich an diesem Abend, hat uns nicht interessiert?” Diskutiert wird vielmehr die Qualität von Beziehungen. Und so lässt er sein Pärchen, zum Verlieben gespielt von Floriane Daniel (“Winterschläfer”) und Roman Knizka, reden, reden, reden. Und das ist durchaus wohltuend. Und altmodisch, glaubt Heinzen: “Die meisten jungen Leute heutzutage landen eher im Bett, als dass sie in der Lage sind, sich zu öffnen und mitzuteilen.”

Vor 15 Jahren schrieb der Autor den vielleicht wichtigsten Zeit(geist)-Roman der 80er Jahre: “Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden”. Von diesem analytischen Geist ist noch einiges zu spüren in diesem für RTL ungewöhnlich guten TV- Movie. Doch zwischen seinem Helden von damals, dem arbeitslosen Germanisten, der überall zu spät kommt, und den heute 30- jährigen gibt es gehörige Unterschiede. “Die haben heute eine klare Vorstellung davon, wie sie ihr individuelles Leben und wie sie eine Karriere planen. Aber anders als in den Achtzigern verstehen sich die heute 30jährigen nicht mehr als Generation.” (Text-Stand: 1.12.1999)

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Fernsehfilm

RTL

Mit Floriane Daniel, Roman Knizka, Chantal De Freitas, Oliver Stokowski, Brit Gülland, Frank Stieren

Kamera: Achim Poulheim

Szenenbild: Axel Werner

Schnitt: Bettina Staudinger

Musik: Rainer Michel

Produktionsfirma: Relevant Film

Produktion: Heike Wiehle-Timm

Drehbuch: Georg Heinzen

Regie: Peter Timm

EA: 01.12.1999 20:15 Uhr | RTL

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