Götz ist 29, sieht gut aus und hat ein wenig Probleme mit dem Erwachsenwerden. Statt an Familienplanung zu denken, eröffnet er mit seinem Kumpel lieber einen Plattenladen. Doch insgeheim, wenn er so seine LP-Fächer in Gedanken versunken durchblättert, träumt er davon, dass die Tür aufgeht – und sie, die Frau seines Lebens, vor ihm steht. Bevor das passiert, geht zuvor erst einmal seine Auslage zu Bruch – und Götz blutend zu Boden. Das ist die richtige Situation für „ihren“ großen Auftritt – wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
Soundtrack: Fatboy Slim („Praise you“), Eric Carmen („All by myself“), Dexy’s Midnight Runners („Come on, Eileen“), Madonna („Hung up“), Coldplay („Talk“), Blur („Song 2“), Radiohead („No surprises“), David Gray („Please forgive me“)
Die Ausgangssituation von „Meine verrückte türkische Hochzeit“ erinnert ein wenig an „High Fidelity“ und „Notting Hill“. Musik, Liebe und zwei Menschen, die aus zwei völlig unterschiedlichen Welten kommen und deren Beziehung auf eine extreme Probe gestellt wird. Die große Liebe des Filmhelden ist Türkin. Sie heißt Aylin und lebt wie Götz in Berlin Kreuzberg, sogar in der gleichen Straße. Doch was so schicksalhaft aussieht, erweist sich als problematisch: für die streng muslimische Verwandtschaft kommt eine Verbindung Aylins mit einem Deutschen nicht in Frage. Außerdem ist sie einem anderen versprochen. Trotz dieser widrigen Umstände verlieben sich der Deutsche und die Türkin ineinander. Und Götz steigert sich so sehr in seine Liebe hinein, dass er alles tut, um seine Traumfrau zu bekommen. Das fängt beim Ramadan an und endet bei seiner freiwilligen Beschneidung.
Foto: Pro Sieben / Dirk Plamböck
Der Film von Stefan Holtz überdreht zwar so manche dramaturgische Schraube, um als realistisch durchzugehen, doch ähnlich wie der hintergründig-gewitzten ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ gelingen dieser kurzweiligen Komödie immer wieder wunderbare Momente, in denen ein ethnisches Klischee das nächste jagt (und bricht). Besonders komisch wird es, wenn sich in die Hochzeitsvorbereitungen auch noch die von Katrin Sass gespielte deutsche Mutter mit Sätzen wie „Ich finde die Ausländer ja auch nett, aber muss man sie deswegen gleich heiraten“ einschaltet. Dann ist das deutsch-türkische Pingpongspiel perfekt.
Florian David Fitz spielt den ewigen Jungen, der zwischenzeitlich alles vergisst, was ihm 29 Jahre wichtig war. Es spricht für ihn, dass man ihm die Rolle abnimmt. Auch Hilmi Sözer als Vater der Braut findet immer wieder die richtigen Zwischentöne. Noch wichtiger für die Glaubwürdigkeit der Geschichte ist aber die weibliche Hauptrolle. Es musste eine Darstellerin sein, der man abnimmt, dass ihre Figur einen Menschen völlig verändern kann. Aylin ist im Film „die schönste Frau von Berlin Kreuzberg“. Für Mandala Tayde scheint dieser Titel eher noch untertrieben. (Text-Stand: 30.3.2006)