Mein süßes Geheimnis

Schwarzenberger, von Thun, von Weitershausen. Zuckerwerk und Stachelbeere

Foto: Degeto
Foto Tilmann P. Gangloff

Xaver Schwarzenbergers heitere Romanze „Mein süßes Geheimnis“ (2006) gehört zu den wenigen frühen Kleinodien am ARD-Freitagabend. Friedrich von Thun und Gila von Weitershausen geben das (anfangs) streitbare Paar zwischen Back-Wettbewerb & Tanzkurs. Das Drehbuch von Sophia Krapoth kommt komplett ohne süßlichen Rührseligkeiten aus und der Regie-Meister verzichtet wohltuend auf jegliche Verzierungen. Beziehungsspiel pur!

Sie ist die Meisterin des Vollkorns, er heißt nicht nur Puccini, sondern komponiert in seiner Pasticceria auch die tollkühnsten Backkaskaden: Katharina und Alberto könnten kaum unterschiedlicher sein. Das macht sie zum perfekten Gespann für „Mein süßes Geheimnis“, eine heitere Romanze, die zu den wenigen Kleinodien am ARD-Freitag gehört. Die kalorienbewusst backende bodenständige Katharina, der die Männer ohnehin suspekt sind, seit sie einst dem Vater ihres ungeborenen Kindes den Laufpass gab, und der lebenslustige verwitwete Italiener sind einander spinnefeind. Vermutlich hätten sie ihre Auslagen gegenseitig noch ewig eifersüchtig mit dem Fernglas beobachtet, wenn sich nicht der neue Vorstand der Bäcker-Innung eigenhändig als Hefe ins Beziehungsspiel gebracht hätte. Der hat ein Auge auf Katharina geworfen und schmeißt sich kräftig an sie ran. Als sie leichtfertig verspricht, ihn zum Tanzkurs zu begleiten, falls ihre Stachelbeertorte den Innungspreis gewinnen sollte, bekommt sie prompt die Goldmedaille. Alberto, mit seinen köstlichen Kreationen eigentlich auf diese Auszeichnung abonniert, fühlt sich in seiner Konditorenehre verletzt, will es Katharina heimzahlen und unbedingt den Preis fürs beste Vollkornbrot ergattern. An ihr „Kraftmeierbrot“ aber kommt er nicht ran. Also verdingt sich Enkel Leo als Lehrling bei der Konkurrentin, um dem Geheimnis der Backmischung auf die Spur zu kommen. Derweil tummelt sich auch Alberto im Tanzkurs und bringt in Katharina vergessene Saiten zum Klingen.

Zum Glück verzichtet Xaver Schwarzenberger darauf, der Romanze auch noch Verzierungen aufzusetzen. Verglichen mit Puccinis kunstvollen Torten inszeniert der Österreicher geradezu schnörkellos. Jede Form von Dekoration wäre auch deplatziert gewesen, denn das Drehbuch von Sophia Krapoth kommt komplett ohne jene süßlichen Rührseligkeiten aus, die die Freitagsfilme oft so unerträglich machen. Selbst die Musik (Jochen Schmidt-Hammberbrock) verzichtet auf die sonst doch stets unvermeidlich scheinende Klebrigkeit, die auch in die letzte Einstellung zu tropfen pflegt. Statt dessen setzt Schwarzenberger völlig zu Recht ganz auf seine Darsteller. Einziger, aber vergleichsweise zu vernachlässigender Einwand: Es klingt ja mancherlei Dialekt an in diesem Film (bayerisch, berlinerisch, österreichisch). Gedreht wurde allerdings in Tübingen; ausgerechnet schwäbisch aber spricht hier keiner.

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ARD Degeto, ORF, SWR

Mit Friedrich von Thun, Gila von Weitershausen, Sanne Schnapp, Hans Peter Korff, Felix Eitner, Franziska Stavjanik, Johann von Bülow

Kamera: Xaver Schwarzenberger

Produktionsfirma: Multimedia Film- und Fernsehproduktion

Drehbuch: Sophia Krapoth

Regie: Xaver Schwarzenberger

EA: 08.12.2006 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach