Männer und andere Katastrophen

Heike Makatsch, Ulli Baumann. Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

Mit Detlev Bucks Knastkomödie „Männerpension“ kam der Durchbruch für die Moderatorin Heike Makatsch als Schauspielerin. In dem Degeto-Fernsehfilm „Männer und andere Katastrophen“ spielt sie eine BWL-Studentin, die ihr Leben nicht im Griff hat. Auto weg, Freund weg, Job weg – doch ein schüchterner Prinz naht. Makatsch ist Dreh- und Angelpunkt einer nicht ganz so überzeugenden TV-Komödie nach Kerstin Giers Roman.

Als VIVA-Moderatorin war sie das Zeitgeist-Girlie vom Dienst. Doch dann wollte sie nicht mehr nur „blond und sooo jugendlich und sooo spritzig und naiv“ sein. Nach dem Flop als Talkmasterin hatte Heike Makatsch vom Fernsehen ganz die Nase voll. Jetzt wollte sie Schauspielerin werden. Bei Detlev Bucks Knastkomödie „Männerpension“ hatte sie Blut geleckt. Es folgten Tops und Flops in stetem Wechsel. Heute hat sie einen überzeugenden Auftritt in einer nicht ganz so überzeugenden Komödie der „Lauter tolle Frauen“-Reihe.

„Männer und andere Katastrophen“ heißt der 90-Minüter von Grimme-Preisträger Ulli Baumann („Nikola“). Heike Makatsch spielt die BWL-Studentin Judith, die ihr Leben nicht im Griff hat. Wo sie auftaucht, ist das Chaos vorprogrammiert. Auto weg, Freund weg, Job weg. „Ich brauche keine Hilfe, bei mir ist alles in Ordnung“, sagt sie und bricht im nächsten Moment in Tränen aus. Doch wie in der Vorlage von Autorin Kerstin Gier (12 Romane in vier Jahren!) findet sie langsam zu sich selbst und ihrer wahren Passion, der Kunst, und lässt sich dazu noch von einem schüchternen Prinzen, gespielt von Dominic Raacke, wachküssen.

Männer und andere KatastrophenFoto: Degeto
Heike Makatsch als postfeministischer Wirbelwind, und Stefan Jürgens gehört offenbar zu den besagten männlichen Katastrophen.

Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Eine Heldin, die sich in Situationen wähnt, wie sie einst dem HB-Männchen widerfahren sind. Doch die Makatsch geht nicht in die Luft, sondern macht die Katastrophen mit sich selbst aus: sie quiekt, sie heult, sie dreht durch und lässt sich von der Verunsicherung packen. Doch es gibt auch glückliche Momente: da strahlt sie, lässt die Kulleraugen rollen, grinst, lacht, arbeitet mit Händen und Füßen. Sie ist einfach die Ideal-Besetzung für die Rolle der 24jährigen Judith. Sie ist ein postfeministischer Wirbelwind, den nur die Dramaturgie mitunter ausbremst. So wie der Roman (Gier: „ein Zufallsprodukt“) eine wenn zwar pointierte, aber recht lose Aneinanderreihung alltäglicher Erlebnisse und Beziehungskisten ist, so fehlt auch dem Drehbuch-Plot etwas der Zug.

Der Comedy-erfahrene Regisseur Ulli Baumann suchte deshalb sein Heil zunehmend in kleinen Slapstick-Einlagen. Außerdem verpflichtete er mit Ulrike Folkerts, Steffen Wink, Walter Kreye, Stefan Jürgens und Fassbinder-Muse Irm Hermann (herrlich verbiestert!) eine Menge namhafter Nebendarsteller. Und in Raacke („Um die 30“) fand er die richtige Nase für den verschlafenen Traumprinzen. Angenommen habe der auch als Autor tätige Raacke („Die Musterknaben“) die Rolle hauptsächlich wegen Heike Makatsch. (Text-Stand: 1999)

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Heike Makatsch, Dominic Raacke, Ulrike Folkerts, Irm Hermann, Steffen Wink, Jeannette Arndt, Barbara Philipp, Walter Kreye

Kamera: Konstantin Kröning

Szenenbild: Monika Nix

Schnitt: Susanne Peuscher

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Regina Ziegler

Drehbuch: Jessica Schellack, Kerstin Oesterlin – nach dem Roman von Kerstin Gier

Regie: Ulli Baumann

EA: 30.04.1999 20:15 Uhr | ARD

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