Als VIVA-Moderatorin war sie das Zeitgeist-Girlie vom Dienst. Doch dann wollte sie nicht mehr nur „blond und sooo jugendlich und sooo spritzig und naiv“ sein. Nach dem Flop als Talkmasterin hatte Heike Makatsch vom Fernsehen ganz die Nase voll. Jetzt wollte sie Schauspielerin werden. Bei Detlev Bucks Knastkomödie „Männerpension“ hatte sie Blut geleckt. Es folgten Tops und Flops in stetem Wechsel. Heute hat sie einen überzeugenden Auftritt in einer nicht ganz so überzeugenden Komödie der „Lauter tolle Frauen“-Reihe.
„Männer und andere Katastrophen“ heißt der 90-Minüter von Grimme-Preisträger Ulli Baumann („Nikola“). Heike Makatsch spielt die BWL-Studentin Judith, die ihr Leben nicht im Griff hat. Wo sie auftaucht, ist das Chaos vorprogrammiert. Auto weg, Freund weg, Job weg. „Ich brauche keine Hilfe, bei mir ist alles in Ordnung“, sagt sie und bricht im nächsten Moment in Tränen aus. Doch wie in der Vorlage von Autorin Kerstin Gier (12 Romane in vier Jahren!) findet sie langsam zu sich selbst und ihrer wahren Passion, der Kunst, und lässt sich dazu noch von einem schüchternen Prinzen, gespielt von Dominic Raacke, wachküssen.
Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Eine Heldin, die sich in Situationen wähnt, wie sie einst dem HB-Männchen widerfahren sind. Doch die Makatsch geht nicht in die Luft, sondern macht die Katastrophen mit sich selbst aus: sie quiekt, sie heult, sie dreht durch und lässt sich von der Verunsicherung packen. Doch es gibt auch glückliche Momente: da strahlt sie, lässt die Kulleraugen rollen, grinst, lacht, arbeitet mit Händen und Füßen. Sie ist einfach die Ideal-Besetzung für die Rolle der 24jährigen Judith. Sie ist ein postfeministischer Wirbelwind, den nur die Dramaturgie mitunter ausbremst. So wie der Roman (Gier: „ein Zufallsprodukt“) eine wenn zwar pointierte, aber recht lose Aneinanderreihung alltäglicher Erlebnisse und Beziehungskisten ist, so fehlt auch dem Drehbuch-Plot etwas der Zug.
Der Comedy-erfahrene Regisseur Ulli Baumann suchte deshalb sein Heil zunehmend in kleinen Slapstick-Einlagen. Außerdem verpflichtete er mit Ulrike Folkerts, Steffen Wink, Walter Kreye, Stefan Jürgens und Fassbinder-Muse Irm Hermann (herrlich verbiestert!) eine Menge namhafter Nebendarsteller. Und in Raacke („Um die 30“) fand er die richtige Nase für den verschlafenen Traumprinzen. Angenommen habe der auch als Autor tätige Raacke („Die Musterknaben“) die Rolle hauptsächlich wegen Heike Makatsch. (Text-Stand: 1999)