Macho im Schleudergang

Jan Sosniok & Doreen Jacobi. Es darf ausgelacht, chargiert, geschwuchtelt werden

Foto: Pro Sieben / Stefan Erhardt
Foto Rainer Tittelbach

Ob Homosexualität, vorgespielte Orgasmen, Ego-Probleme oder Macho-Gebaren, alles wird in „Macho im Schleudergang“ zur Unkenntlichkeit verulkt. Gewitzelt wird vor allem auf Kosten derer, die nicht cool sind. Auslachen aber ist nicht abendfüllend. Und da auch das Objekt des Begehrens nicht mehr als ein dummes Blondchen ist, funktioniert selbst die Liebesgeschichte nicht. Trotz Hingucker Doreen Jacobi eines der peinlichsten TV-Movies der 00er Jahre.

Nach einigen wunderbar leichten TV-Movies und dem durchaus achtbaren Versuch, mit „Alles außer Sex“ deutschen Ersatz für „Sex and the City“ zu liefern, ist „Macho im Schleudergang“ ein Rückfall in die Phase der „American Pie“-Klone. Im Gewand der typisch deutschen Klamotte spielt der Film von Edzard Onneken allerdings in der Generation der Thirtysomethings. Der Humor ist dafür allenfalls pubertär und die Story ein schlechter Witz.

Mit zwei Sachen kennt sich Tom aus: mit Autos und Frauen. Nur eine Sekunde hat der Testosteron-gesteuerte Journalist seinen Sportwagen und die Hormone nicht unter Kontrolle. Resultat: der Testwagen ist Schrott und er seinen gut bezahlten Job los. Tom ist gezwungen, bei einer Frauenzeitschrift anzuheuern. Der Haken daran: der Chef will Hahn im Korb sein und stellt – wenn Männer, dann nur Schwule ein. Also schwingt sich Tom in den tülligsten Fummel und gibt die Tunte oder das, was er dafür hält. Er bekommt er den Job und natürlich machen die Frauen dem Aufreißer schwer zu schaffen. Ganz besonders Andrea – doch die ist in ihren Chef verschossen. Tom bleibt nichts anderes übrig, als ihr bester Freund zu werden.

Ob Homosexualität, vorgespielte Orgasmen, Ego-Probleme oder Macho-Gebaren, alles wird in „Macho im Schleudergang“ zur Unkenntlichkeit verulkt. Gewitzelt wird vor allem auf Kosten derer, die nicht cool sind. Auslachen aber ist nicht abendfüllend. Und da auch das Objekt des Begehrens nicht mehr als ein dummes Blondchen ist (trotz der aparten Doreen Jacobi), funktioniert selbst die Liebesgeschichte nicht. Der Film leidet darunter, dass nur Tom den Durchblick hat und allen etwas vorspielt, sich die Lust am Mehrwissen aber rasch erschöpft.

Die Autoren haben so ziemlich alles falsch gemacht, was sich falsch machen lässt. Und die Schauspieler haben das adäquat – sprich: entsprechend falsch – umgesetzt. Dass Regisseur Onneken bei „Berlin, Berlin“ mitgeschraubt hat, mag ihn ehren, für diesen 90-Minüter half ihm das wenig. Auch dass sich Sosniok & Jacobi aus den TV-Movies um des Mannes „Bestes Stück“ kennen, konnte einen Chargen-Donner nicht verhindern. Somit ist der Film heißester Anwärter auf den Titel „peinlichstes TV-Movie des Jahres“. (Text-Stand: 17.11.2005)

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Fernsehfilm

Pro Sieben

Mit Jan Sosniak, Doreen Jacobi, Christian Bergmann, Thomas Morris

Kamera: Jochen Stäblein

Szenenbild: Petra Albert

Schnitt: Eva López Echegoyen

Produktionsfirma: Janus Film

Drehbuch: Jens Urban, Anette Bott

Regie: Edzard Onneken

EA: 17.11.2005 20:15 Uhr | Pro Sieben

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