Luises Versprechen

Die Hörbiger, Tim Bergmann, Caroline Peters & ein Film, der ein Versprechen ist

Foto Rainer Tittelbach

Kann es einen schönen Tod geben? Kann es einen schönen Film über den Tod geben? „Luises Versprechen“ hinterlässt von beidem eine Ahnung. Der Film versucht, zu erklären, was Tod bedeuten kann: für den Sterbenden und die Hinterbliebenen. Drehbuchautor Hardi Sturm zeigt, dass es möglich ist, dem Sterben auch im Unterhaltungsfilm seine Würde zu belassen.

Luise ist eine Frau die schwer loslassen kann. Noch immer spricht sie mit ihrem vor Jahren verstorbenen Mann. Er war ihre große Liebe; sie hatten ein erfülltes Leben miteinander. Weil ihre Kinder wenig Talent für ein solches Glück haben, mischt sie sich noch immer in deren Beziehungen ein: ihrer Tochter wünscht sie einen besseren Ehemann und für den Sohn, dem 35-jährigen Nesthäkchen und bindungsscheuen Womanizer, versucht sie sich noch vom Krankenbett aus als fröhliche Kupplerin. Luise ist nicht mehr viel Zeit gegeben. Der Krebs ist zurück. Und die Kinder sind geschockt. Noch mehr, als sie hören, dass ihre Mutter auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichten will. Sie will nur noch ihre (letzte) Ruhe!

Kann es einen schönen Tod geben? Kann es einen schönen Film über den Tod geben? „Luises Versprechen“ hinterlässt von beidem eine Ahnung. Der Film versucht, zu erklären, was Tod bedeuten kann: für den Sterbenden und für die Hinterbliebenen. Es wäre unfair, diese Degeto-Produktion an einem Ausnahmedrama wie „Marias letzte Reise“ zu messen. Drehbuchautor Hardi Sturm zeigt, dass es möglich ist, dem Sterben auch im Unterhaltungsfilm seine Würde zu belassen. Wer sagt, dass ein solches Thema nur als Drama behandelt werden dürfe? Die naiv volkstümliche und zugleich realistische Haltung, der Tod kommt und das Leben geht weiter, mag durch die Soaps zum trivialen Zerrbild verkommen sein: dem Film von Berno Kürten, einem Könner des Leichten, nimmt man sie ab.

Und vor allem nimmt man sie den Schauspielern ab: Christiane Hörbiger gibt die Mutter auf Lebenszeit, zunächst souverän und selbstbestimmt, dann ängstlich, abweisend, ruppig und schließlich demütig. Je länger der Film dauert, umso stärker mäandert sie durch die Stimmungslagen. Die Frau, deren Sache es nie war, Gefühle zu zeigen, kann auch anders – ein bisschen jedenfalls. In „Luises Geheimnis“ verfällt Hörbiger, die Trickreiche, die sich gern auf Bewährtes verlässt und deren Spiel gelegentlich etwas Manieriertes bekommt, weniger als gewohnt auf Hörbiger. Mehr und mehr lässt auch sie los – und zwar ihre angestammte Rolle der Grande Dame. Tim Bergmann, häufig als Klischee-Typ besetzt, sah man selten so gut. Auch Margarita Broich gehört seit Jahren zu den Auffälligsten der Unauffälligen. Und Caroline Peters ist einfach eine mimische Attraktion. Diese vitale Fülle an Ausdruck: Freude, Enttäuschung, Unsicherheit, Anteilnahme – jede Gefühlsregung ein Naturereignis!

Luises VersprechenFoto: Degeto / Susanne Dittmann
Der Sterbenden (im Unterhaltungsfilm) die Würde belassen. Caroline Peters, Ulrike Bliefert, Jytte-Merle Böhrnsen, Margarita Broich und Tim Bergmann

„Luises Versprechen“ ist ein Film der Gefühle, ein Film, der zu Tränen rühren kann. Dabei überrascht er mit knappen, knackigen, nie überpointierte Dialogen und mit einer großen Sorgfalt bei der psychologischen Familienkonstellation. Allein die Liebesgeschichte schlingert retardierend ins Konventionelle, weil sie mit der schleichenden Krankheit Schritt halten muss. Erst der Tod macht den Weg endgültig frei. So viel gut gesetzte Archetypen findet man selten in einem Fernsehdrehbuch aus dem Unterhaltungsfach. Aber auch die Bilder stimmen. Die Sterbeszene ist wahrhaftig in ihrer Darstellung und wird so zum Bild einer schönen Utopie.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Christiane Hörbiger, Tim Bergmann, Caroline Peters, Margarita Broich und Ulrike Bliefert

Kamera: Michael Tötter

Musik: Maurus Ronner

Redaktion: Stefan Kruppa

Produktionsfirma: Aspekt Telefilm

Drehbuch: Hardi Sturm

Regie: Berno Kürten

Quote: 6,72 Mio. Zuschauer (20,8% MA)

EA: 06.03.2010 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach