Als Autor wäre man vermutlich stinksauer, als Zuschauer ist man angenehm unterhalten. So schamlos sich die Autoren von Sat-1-Filmen mitunter bei Vorbildern aus Hollywood bedienen: Die Filme sind fast immer sehenswert. Das gilt auch für die Romantic Comedy „Liebesgruß an einen Engel“, die sich im Detail an „Message in a Bottle“ orientiert, einem Melodram mit Kevin Costner, in dem ein Witwer Liebesbriefe per Flaschenpost an seine verstorbene Frau schickt. Eine dieser Flaschen landet bei einer Journalistin, deren Interesse gleich doppelt geweckt ist: beruflich wie privat. Die Geschichte endet allerdings tragisch, was bei Sat-1-Romanzen grundsätzlich ausgeschlossen ist; insofern können die Drehbuchautoren Herbert Kugler und Tom Maier mit Fug und Recht behaupten, ihre Handlung sei eine ganz andere. Außerdem sind die Briefe bei ihnen nicht in der Flasche, sondern per Luftpost unterwegs.
Andernfalls hätten die herzerreißenden Zeilen des emotional verwaisten Absenders, der auf einer Nordseeinsel lebt, die Berlinerin Sara (Marie Rönnebeck) allerdings auch nie erreicht. So aber rummst eines Morgens ein Vogel gegen ihr Fenster, und anstatt sich um das leblose Tier zu kümmern, zupft sie erst mal das zusammengerollte Papier von seinem Bein. Der Brief an einen Engel kommt der Journalistin gerade recht: Seit einiger Zeit sind ihre Texte kraft- und ideenlos. Ihre Chefin (Caroline Beil) will Sara eigentlich kündigen, gibt ihr aber eine letzte Chance und setzt sie auf den Verfasser der Zeilen an. Der ist zwar ziemlich wortkarg, aber dank ihrer Hartnäckigkeit findet Sara schließlich die Vorgeschichte raus: Georg (Raphaël Vogt) ist eigentlich Pilot, mag aber nicht mehr fliegen, seit bei einer Notwasserung seine Freundin ertrunken ist. Georg seinerseits findet in Sara eine Seelenverwandte: Ihre Schreibblockade begann just an jenem Tag, als ihr Freund einem Herzinfarkt erlag, während sie schlief.
Natürlich hat man eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie’s weitergeht, aber da sich die beiden potenziellen Partner zieren, kann Regisseur Jakob Schäuffelen die sich anbahnende Liaison geschickt in die Länge ziehen. Auf diese Weise ist Platz für einen sympathischen Nebenschauplatz. Georgs Freund Bengt (Oliver Korittke) hat auf der Insel ein Nobelrestaurant eröffnet, steht aber nun ohne Gäste da: Georg sollte die betuchte Kundschaft eigentlich mit seinem Flugzeug auf die Insel bringen. Als Sara die im Hangar verstaubende Maschine versehentlich demoliert, müssen Bengt, sein Koch (Arndt Schwering-Sohnrey) und ihr Kumpel Jörg (Bürger Lars Dietrich) bei Nacht und Nebel einen Propeller klauen und bleiben bei einsetzender Ebbe prompt im Watt stecken. Schäuffelen inszeniert das angenehm lakonisch, wie der Film ohnehin gerade dank Georgs Maulfaulheit nicht viel Worte macht. Um so mehr sind die kaum bekannten Hauptdarsteller gefordert. Beide haben ihr Handwerk bei Serien gelernt (Vogt bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und „Schmetterlinge im Bauch“, Rönnebeck bei „Schulmädchen“ und „Hinter Gittern“), beide machen ihre Sache richtig gut.