Richard (Mario Adorf), ein Schriftsteller, der sich zur Ruhe gesetzt hat, führt ein zurückgezogenes Leben in einem prächtigen Landhaus. Seine einzigen Kontakte scheinen Martha (Dagmar Manzel), seine Haushälterin, und sein Angel-Freund Gabriel (Michael Mendl) zu sein. Seine einzige Leidenschaft gilt dem blank gewienerten Jaguar, einem historischen Schätzchen, Baujahr 1957, mit dem er die Landschaft unsicher macht. Als direkt vor seiner Haustür eine junge Frau mit ihrem fünfjährigen Sohn verunglückt und sich mit ihrem Auto überschlägt, gerät Richards geordnetes Leben durcheinander. Die attraktive Judith (Alwara Höfels) hatte sich vor dem Unfall gerade von Christian (David Roll) getrennt und findet nun bei Richard Unterschlupf, bis sie selbst wieder gesund und ihr Auto repariert ist.
In gemessenem Tempo wird hier erzählt, wie die Liebe wieder die Lebensgeister eines alten Mannes weckt. Richard ist ein Misanthrop, unfreundlich zu allen, und ein ehemaliger Dandy, der sich als Schriftsteller mit schönen Frauen umgab. „Was hat man denn vom Leben noch zu erwarten“, jammert er beim Angeln, wo er gegen Gabriel leider auch immer den Kürzeren zieht. In fast jeder Szene stand der mittlerweile 82-jährige Mario Adorf vor der Kamera, was allein schon Respekt abnötigt. Souverän trägt er die Hauptlast des Films, auch in den Szenen, die leicht unangenehm werden könnten. Jedenfalls kommt das Drehbuch von Karl-Heinz Käfer (nach einer Kurzgeschichte von Philippe Djian) ohne Altherren-Witze über Frauen und peinliche Schlüpfrigkeiten aus. Ob alte Männer, die sich in junge Frauen verlieben, peinlich sind oder nicht, interessiert hier im Grunde weniger. Der Film erzählt glaubwürdig und nicht ohne Humor von jemandem, der sich im Alter noch zu einer neuen Liebe aufraffen will.
Seine glänzende „Partnerin“ ist Alwara Höfels, die eine chaotische, selbstbewusste Judith gibt, die ihrem Gastgeber Paroli bieten kann. Mit der Zeit freunden sich die beiden ungleichen Protagonisten an, auch weil Richard einen Zugang zu dem schüchternen, fünfjährigen Dominik findet. Hier flattert ein bisschen „Der kleine Lord“ durchs Drehbuch, das Ambiente ist ebenfalls wohlhabend, aber bildungsbürgerlich. Ein altes Telefon mit Wählscheibe statt Internet, eine gut sortierte Bibliothek statt Fernseher. Zur gediegenen Wohlfühl-Atmosphäre tragen auch die Musik, die Landschaftsaufnahmen und die Szenen am Fluss bei.
Der Schweizer Grimme-Preisträger Urs Egger („An die Grenze“) lässt den Figuren in seiner Inszenierung Zeit, sich zu entwickeln, ohne dass die Erzählung unter Längen leiden würde. Auch die Dialoge und die gute Besetzung heben diesen Film von Fernseh-Schmonzetten ab. Sehr schön vor allem Dagmar Manzel in der Nebenrolle der rauchenden, muffigen Haushälterin. Langsam, aber konsequent steuert die Geschichte auf ihr tragisches Ende zu. Der alte Schriftsteller macht sich Hoffnungen und verliert den Sinn für die Realität. Als Christian wieder auftaucht, um Judith zurück zu gewinnen, phantasiert Richard davon, Christian umzubringen. Oder ihn in den Fluss zu stoßen, wo ihn ein Krokodil verschlingt.