Kein Geist für alle Fälle

Wiederbelebung der Geister-Liebeskomödie: Amft rettet, was gerettet werden kann!

Foto: Sat 1 / Dirk Dunkelberg
Foto Rainer Tittelbach

„Kein Geist für alle Fälle“ lässt dem Zuschauer viel (Frei-)Zeit. Der Film erzählt in der ersten Stunde wenig zielgerichtet, allein das Genremuster legt die Spur der Geschichte aus. Ein Geist, der nur für das Liebesobjekt sichtbar wird, ist keine abendfüllende Idee. Auch die Intrige um den Toten und die geplante Hochzeit der Heldin tragen kaum über das „Was-sich-liebt-das-neckt-sich“-Gekaspere hinweg. Ans Herz gehen allein die letzten 30 Minuten.

Liest man die vollmundigen Pressetextzeilen, in denen Sat 1 die Fantasy-Liebeskomödie „Kein Geist für alle Fälle“ in eine Reihe stellt mit Filmen wie „Ghost“, „Stadt der Engel“ oder „Rendezvous mit Jack Black“, vergeht einem schon ein bisschen die Lust, sich diesen Film anzuschauen. Automatisch schließt man von dieser dummdreisten PR auf einen geistlosen Film. Außerdem gab es solche romantisch eingefärbten Geister-Komödien ja schon zuhauf in den etwas goldeneren TV-Movie-Zeiten bei den Privatsendern. Von daher dauert es, bis sich dann doch ein gewisser Reiz dieser Unterhaltungsseifenblase zu erkennen gibt.

Man guckt also so vor sich hin, aha, Tom läuft Jana ins Auto, sie bekommt eine Halskrause, er fällt ins Koma… Man geht mal nach nebenan, holt sich was zu essen, schaut nach seinen E-Mails und kichert kurz über einen Gag: er guckt blöde durch die Wand, während sie auf der Toilette sitzt. Ach ja, diese Diana Amft, toller, wummiger Typ, nicht einer dieser Hungerhaken. Und dieses Dekolleté! Man erinnert sich nebenbei, dass sie bei der letztjährigen Grimme-Preis-Verleihung aussah wie die kleine Schwester von der moderierenden Barbara Schöneberger, wundert sich darüber, dass Stephan Luca im letzten Jahr nur „einen“ Film gedreht hat, der aber unter verschiedenen Titeln bei verschiedenen Sendern zu sehen ist, und fragt sich, wie es kommt, dass Gaby Dohm und Rüdiger Vogler (müsste mal wieder „Im Laufe der Zeit“ gucken) selbst noch in Chargenrollen eine passable Figur abgeben.

„Kein Geist für alle Fälle“ lässt dem Zuschauer viel (Frei-)Zeit. Die Gründe: der Film erzählt in der ersten Stunde wenig zielgerichtet, allein das Genremuster legt die Spur der Geschichte aus. Ein Geist, der allein für das Liebesobjekt sichtbar wird, ist keine abendfüllende Erfindung. Die Intrige um den Toten (der falsche Freund) und die geplante Hochzeit der Heldin (der falsche Ehemann) tragen auch nur ein wenig über das schlappe „Was-sich-liebt-das-neckt-sich“-Gekaspere hinweg. Aus dem Puzzle wird kein Ganzes. Erst als die Liebe ins Spiel kommt, findet der Film von Comedy-Experte Ulli Baumann („Nikola“) zu seinem Kern. Dann bekennen sich Autorin Jago & Co offen zum Gefühl, zum Rührstück, das nach der Liebe auf den ersten Kuss dem Kitsch ein wohliges Bettchen bereitet und zwischenzeitlich an die Himmelspforte anklopft. Gut für Sat 1, dass es Diana Amft gibt. Ohne sie würden wohl nur wenige Zuschauer zu diesem letzten Drittel der schniefenden Nasen vordringen – und ohne sie wären die letzten 30 Minuten auch weniger erträglich. (Text-Stand: 19.1.2010)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Diana Amft, Stephan Luca, Lucas Gregorowicz, Gaby Dohm, Rüdiger Vogler, Astrid Meyerfeldt, Rudolf Krause

Kamera: Fritz Seemann

Schnitt: Antonia Fenn

Musik: Michael Kadelbach

Produktionsfirma: Cinecentrum Hamburg

Drehbuch: Barbara Jago

Regie: Ulli Baumann

EA: 19.01.2010 20:15 Uhr | Sat 1

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