„Drei Väter sind besser als keiner“ wäre auch ein treffender Titel für dieses romantische Drama gewesen, aber der war leider schon (an eine ARD-Komödie) vergeben: Die New Yorker Buchhändlerin Karin (Julia Malik) ist seit 13 Jahren alleinerziehende Mutter ihres Sohnes, weil sich der Vater noch vor der Geburt aus dem Staub gemacht hat. Als Luke während des Eishockeytrainings dehydriert zusammenbricht, ergibt sich bei der Untersuchung im Krankenhaus der Verdacht auf einen genetisch bedingten Herzfehler; und der kann nur aus der Familie des Vaters kommen. Nun wird Karin mit einer Situation konfrontiert, vor der sie sich schon seit Jahren fürchtet: Lukes Erzeuger ist in Wirklichkeit ein Samenspender, und den will der Junge jetzt um jeden Preis kennenlernen; aber die Spende war anonym.
Mit der Einführung schafft das Drehbuch die Basis für eine Geschichte, die lauter verschiedene Vorzeichen haben könnte; vom Drama bis zur romantischen Komödie ist alles möglich. Geschickt verteilen die Autorinnen (Alexa Oona Schulz, Jenny Maruhn) die unterschiedlichen Tonfälle auf die Hauptfiguren. Aus Sicht von Luke überwiegen selbstredend die dramatischen Züge. Der Junge ist ohnehin in einem schwierigen Alter, und ausgerechnet jetzt zieht auch noch Daniel (Heiko Ruprecht), der neue Lebensgefährte seiner Mutter, in die Wohnung. In diesen Szenen ist die ansonsten gelöste Stimmung des Films realitätsnah bedrückend: Luke unterstellt Daniel, sein Interesse an ihm sei bloß geheuchelt, und in der Tat wirken Daniels Annäherungsversuche ziemlich aufgesetzt. Karin, von Julia Malik sehr sympathisch und als perfektes Identifikationsangebot verkörpert, ist als Figur zumindest potenziell ebenfalls dramatisch angelegt. Weil sie aber gleichzeitig die aktivste Rolle verkörpert, steht sie für den dynamischen Part der Geschichte, die deshalb auch heitere Momente hat: Karin weiß ein paar Details über den Vater, der zum Zeitpunkt der Spende in New York Sinologie studiert hat. Die entsprechenden Kandidaten stehen alle im Jahrbuch der Universität, und die klappert sie nun der Reihe nach ab, was zu einigen skurrilen Begegnungen führt. Überraschenderweise gehört auch Lukes kerniger Eishockeytrainer dazu; er hat sein Studium damals zugunsten einer Profikarriere abgebrochen. Aus Karins Sicht wäre er jedoch keine gute Wahl. Sie macht ihn für einen Trainingsunfall von Luke verantwortlich; nachdem sie sich bei der Vereinsvorsitzenden beschwert hat, droht Todd sogar der Jobverlust. Immerhin stellt sich beim erneuten Krankenhausaufenthalt heraus, dass Lukes Herz kerngesund ist.
Foto: ZDF / Keiko Hiromi
Weil „Mein Sohn und seine Väter“ ein „Herzkino“-Film ist, muss es natürlich auch eine romantische Ebene geben. Deshalb sorgen die Autorinnen dafür, dass die Liebesgeschichte mit Daniels Einzug nicht auserzählt ist. Karins Freund bepflanzt Dächer, hat aber einen Liquiditätsengpass, als es auf einem Gründach zu Problemen kommt, und bedient sich, da er eine Kontovollmacht hat, bei ihren Ersparnissen, und zwar just dann, als sie das Geld dringend selbst braucht: Ihr Vermieter will das Haus mit der Buchhandlung verkaufen; der Käufer verlangt mehr Miete und eine höhere Kaution. Daniel ärgert sich ohnehin darüber, wie fixiert Karin auf die Vatersuche ist, und stellt fest, dass in ihrem Herzen neben Luke kein Platz mehr ist. Außerdem ist er genauso empört wie der Sohn, dass sie auch ihm nicht die Wahrheit über die Zeugung des Jungen gesagt hat. Dieses Detail ist die einzige Schwäche des Buchs: Daniels Ärger wirkt ebenso aufgebauscht wie die Reaktion von Karins Mutter, als sie von der Samenspende erfährt; sie ist derart schockiert, als handele es sich um einen höchst verwerflichen Vorgang. Dabei müsste die Frau eigentlich liberal sein, denn wie alle 70jährigen Amerikanerinnen ist sie selbstredend Woodstock-Veteranin. Gila von Weitershausen passt ohnehin nicht recht in den Rahmen. Vermutlich sollte ihre Figur die Handlung auflockern, aber das funktioniert nicht; die indignierten Gespräche mit dem Vermieter wirken fast unbeholfen.
Ansonsten aber ist der Inszenierung und vor allem der Darstellerführung von „Katie Fforde“-Spezialist Helmut Metzger nichts vorzuwerfen. Schon der flott geschnittene Vorspann mit seinen vielen New Yorker Straßenbild-Impressionen weckt Vorfreude. Mit Geschick hat Metzger vermieden, einen der Männer zum Antagonisten aufzubauen, sodass tatsächlich lange offen bleibt, wem Karin am Ende ihr Herz schenken wird. Selbst Todd hat nach einem gemeinsamen Eislaufabend gute Karten. Luke findet ihn ohnehin cool. Dass die beiden wie aus einem Mund ihren Cheeseburger ohne Zwiebeln bestellen, ist allerdings nur im Fernsehen ein untrüglicher Verwandtschaftshinweis. Mit Ausnahme der subjektiven Einstellungen aus Lukes Perspektive beim Eishockeytraining (mit dem Schutzgitter des Helms vor der Kamera) verzichtet Metzger auf spezielle Bildgestaltungseinfälle. Dafür inszeniert er einige Momente, die andere womöglich mit großer Geste nach vorn gerückt hätten, angenehm beiläufig; etwa, als Luke zu seiner Großmutter ausreißt und Daniel lakonisch den Inhalt des dritten Smoothie-Glases auf die beiden anderen verteilt.