Die Handlung beginnt mit einem verpatzten Weihnachtsurlaub. Die New Yorker Anwältin Alicia Charles (Ursula Karven) will gerade mit ihrem Freund John (Christian Erdmann) in die Berge aufbrechen, als sie ein Anruf ereilt: Will Hillinger (Marek Erhardt), der Vormund des Waisen, dessen Vermögen sie verwaltet, ist im Schlafzimmer einer prominenten Sängerin verhaftet worden. Da er seine Vormundschaft vorerst nicht mehr ausüben darf, muss sich Alicia um Linus (Nick Julius Schuck) kümmern. Schockiert stellt sie fest, dass Will der Sängerin offenbar heimlich 100.000 Dollar vom Konto des Jungen überwiesen hat.
Hat man Teil 1 gesehen, weiß man, dass Will der Patenonkel des Jungen ist; in Teil 2 wird dies aber zu keiner Zeit erwähnt, weshalb man sich unwillkürlich fragt, in welcher Beziehung der etwas abgerissen wirkende Mann zu dem offenkundig äußerst wohlhabenden Linus steht. Dass sich die Anwältin um den Jungen kümmert, ist Teil ihres Jobs, aber dass sie am Unfalltod von Linus’ Eltern beteiligt war und sich daher für ihn verantwortlich fühlt, erfährt man nicht. Das überrascht umso mehr, als das Drehbuch diverse „Du weißt doch“-Dialoge zu bieten hat („Du weißt doch, der Junge hat letzten Sommer seine Eltern verloren“); derlei ist immer die denkbar einfallsloseste Lösung, um Zuschauer auf den Stand der Dinge zu bringen.
Die Geschichte konzentriert sich allerdings ohnehin auf die Frage, welche Beziehung es zwischen Will und Sängerin Peggy Bloom (Elena Uhlig) gibt. Der Film macht ein ziemliches Geheimnis daraus, zumal Will nicht mal gegenüber Alicia, die ihn doch vor Gericht vertreten soll, mit der Wahrheit herausrückt. Die Auflösung ist allerdings eher unspektakulär: Er war vor zwanzig Jahren mit Peggy liiert, hat sie dann aber mit dem gemeinsamen Baby sitzen gelassen. Jetzt ist die Sängerin mit einem Weihnachtslied in den Charts, das Will einst geschrieben hat und dessen Rechte er gern zurückhätte; daher die nächtliche Heimsuchung, daher auch die Überweisung, die jedoch keineswegs Will vorgenommen hat.
Soundtrack:
Frank Sinatra („Santa Claus Is Comin’ To Town“, “Jingle Bells”), Aretha Franklin (“Winter Wonderland”), Jeff Buckley (“Hallelujah”), Louis Armstrong (“Cool Yule”), Tony Bennett (“Christmasland”), Carolin Fortenbacher (“That Time Of Year”)
„Das Weihnachtswunder von New York“ hat allerdings ein viel größeres Problem als bloß eine dünne Handlung: Die Figuren sind oberflächlich, weshalb die Darbietungen Fassade bleiben und zwischen den handelnden Personen keinerlei Spannung entsteht. Außerdem ist Marek Erhardt als männliche Hauptfigur viel zu blass und ausstrahlungsarm; für die Rolle hätte es eines Darstellers bedurft, dem man auch ansieht, dass er eine bewegte Vergangenheit hat. Es hat aber sowieso den Anschein, als sei Serienregisseur Felix Herzogenrath („Großstadtrevier“ / „Ein Fall für zwei“) von New York viel faszinierter gewesen als von seinen Schauspielern. Die Kamera (Meinolf Schmitz) schwelgt geradezu im Anblick der weihnachtlich glitzernden Großstadt. Immer wieder gibt es spektakuläre Luftaufnahmen und Schwenks über festlich dekorierte Straßenzüge. Dass dazu die Weihnachtslieder von Frank Sinatra gespielt werden, die in ausnahmslos allen Filmen dieser Art erklingen, passt perfekt ins Gesamtbild.
Hübsch sind allerdings zwei kleine Rollen für Rolf Becker und Dietrich Hollinderbäumer. Bei Becker wird zwar nicht ganz klar, welchen Bezug er zu Will und Linus hat, aber er darf kluge Sätze sagen und Alicia auf den richtigen Lebensweg schubsen. Hollinderbäumer spielt einen unleidlichen Richter, der keine Lust auf den Fall hat und die Beteiligten am Ende zu einer einvernehmlichen Lösung drängt. Kurz drauf taucht tatsächlich noch der Weihnachtsmann auf und sorgt dafür, dass der Film zumindest in dieser Hinsicht seinem Titel gerecht wird.