“Die Männer von K3” hielten ihr Kommissariat 15 Jahre frauenfrei. Die einen sagten, richtig so, die machen nicht jede Mode mit; die anderen störten sich an dem angestaubten Ambiente zwischen Männerbündelei und Macho-Muff. Mit “Auf dünnem Eis” probt der Norddeutsche Rundfunk unter dem Label “K3 – Kripo Hamburg” nun den Neuanfang für den Klassiker. Mit der ursprünglichen ARD-Krimireihe hat das nicht mehr viel zu tun. Und das ist gut so.
Zwar ist noch immer kein weibliches Wesen ins K3-Team geschleust worden – doch was bisher althergebracht wirkte, ist plötzlich ein modernes, frisches Konzept, auch ohne Frauen mit sexy-Pistolenhalfter. “Hier sitzen vier Kerle in einem Büro und kochen miteinander ein merkwürdiges Süppchen”, fasst Ulrich Pleitgen die Atmosphäre zusammen. Sein Matthias Sander ist der Erfahrene im Team, mal väterlicher Freund, aber immer Respektsperson und ein Meister des Verhörs. Seine Kollegen – das sind Murat Alpay (Oliver K. Wnuk), Deutschtürke und Fachmann für neueste Ermittlungstechniken, Paul Reisinger (Jürgen Tonkel), eine Art Münchner Schimanski zu Gast an der Waterkant, schließlich Oliver Noll (Oliver Bäßler), ein introvertierter Mann mit besten Manieren und gekleidet in feinstem Zwirn. Ein starker Club der Männer – und doch: die Frauen werden Dank Autor Norbert Ehry zum Auftakt – anders als früher – nicht nur als Leichen- und Lustobjekte vorgeführt. Maria Simon spielt eine innerlich zerrissene Frau, die von ihrem Vater nie etwas bekommen hat, weder Liebe noch Unterstützung, sogar ihr Erbe der Mutter brachte er durch. Jetzt ist er tot – und eine Menge Geld weg. Die Frau hat kein Alibi, genauso wie der professionelle Geldeintrieber, den sie engagiert hat und zu dem sie sich seltsam hingezogen fühlt. Hat er ihr Geld?
Ein klassischer Whodunit-Krimi, in dem sich Psychologie und das Tragische, die Fakten und das Geheimnisvolle reizvoll die Waage halten. “Auf dünnem Eis” ist ein spannender, dicht und atmosphärisch inszenierter Krimi und doch geht es um sehr viel mehr als nur den physischen (Krimi-)Tod: Es geht um Liebe und Vertrauen, Einsamkeit und Schuld und um die ewige Sehnsucht, sein Leben zu ändern… Der NDR hat die richtigen Leute rangelassen. Fast jeder hat schon einen Grimme-Preis. Friedemann Fromm (“Unter Verdacht” mit Senta Berger) ist einer unserer besten Krimi-Regisseure, ein Mann mit genauen visuellen Vorstellungen. Für sein “K3”-Relaunch setzte er auf Handkamera – “denn die vermittelt Authentizität der Figuren und Realismus der Fälle”, betont er. Norbert Ehry sucht trotz zahlloser Krimi-Drehbücher noch immer bei seinen Geschichten nach dem Besonderen. André Hennicke (“Toter Mann”) ist als einsamer Wolf unübertrefflich. Und von der außergewöhnlichen Maria Simon (“Good Bye, Lenin”) wird noch einiges zu erwarten sein. (Text-Stand: 24.8.2003)