Jesus liebt mich

Jessica Schwarz & Florian David Fitz. Jesus von Nazareth als „Kuschelgott“?

Foto: ZDF / Gordon Mühle
Foto Sophie Charlotte Rieger

Florian David Fitz hatte schon mit seinem Drehbuch zu „Vincent will Meer“ sein Multitalent unter Beweis gestellt und so wunderte es wohl niemanden mehr, als er 2012 für „Jesus liebt mich“, die Verfilmung des Romans von David Safier, erstmalig auf dem Regiestuhl Platz nahm, erneut das Drehbuch schrieb und auch die Hauptrolle spielte. Das Ergebnis ist eine liebevolle Komödie, bei der auch Agnostikern und Atheisten warm ums Herz wird. Eine unterhaltsame, teilweise kluge Charakterkomödie, die es sich nicht zu einfach macht…

Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um Jesus Christus. Nun lehrt ja das Christentum, dass im Grunde jeder Mensch vom menschgewordenen Gott geliebt wird. Aber in diesem Film schwingt bei dem Satz „Jesus liebt mich“ noch etwas anderes mit. Hauptfigur Marie (Jessica Schwarz) verliebt sich nach der Trennung von ihrem Verlobten Hals über Kopf in einen Unbekannten (Florian David Fitz), bei dem es sich um niemand Geringeren als Jesus selbst handelt. Der ist auf der Erde unterwegs, um vor der anstehenden Apokalypse noch eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Sein Begleiter ist Engel Gabriel (Henry Hübchen), der schon vor vielen Jahren der Liebe willen seine Flügel gegen ein Erdenleben eingetauscht hat. Indes will Satan (Nicholas Ofcarek) der biblischen Vorhersage zum Trotz seinem Niedergang nicht tatenlos zusehen und beginnt zu intrigieren, so dass schließlich niemand mehr weiß, ob nach der Apokalypse – wie von Johannes in der Offenbarung versprochen – wirklich das Reich Gottes oder nicht vielleicht doch das des Teufels steht. Und Marie? Die hat inzwischen herausgefunden, dass es sich bei ihrem neuen Schwarm um Gottes Sohn handelt. Was nun? Darf sie Jesus überhaupt auf diese Weise lieben? Und was sagt der Messias selbst dazu?

Einige Christen kritisieren an David Safiers Roman, dass Jesus zu stark vermenschlicht werde. Gerade aber um jene Gratwanderung zwischen der Respektperson Jesus von Nazareth und einem „Kuschelgott“, dem der Mensch – hier die junge Frau namens Marie – auf Augenhöhe gegenübertreten kann, geht es in der Geschichte. Wer Jesus zu stark als Menschen interpretiere, drohe den Respekt vor ihm und seiner Lehre zu verlieren, so das Argument der Frömmler. Aber wer ihn ins Unendliche überhöht, so ein mögliches Gegen-Argument, verliert den Kontakt und an die Stelle der persönlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben droht das Dogma zu treten, das oft größere Gefahren birgt als der gefürchtete Unglaube. „Jesus liebt mich“ wirft eben jene Frage nach dem Umgang mit Religion allgemein und dem Gott der Bibel im Konkreten auf. Dem christlichen Publikum wird hier allerdings eine gehörige Portion Selbstironie abverlangt, um sich bei der Darstellung von musizierenden Hippie-Jesus-Jüngern nicht auf den Schlips getreten zu fühlen.

Jesus liebt michFoto: ZDF / Gordon Mühle
Fünf Jünger müsst Ihr sein. Palina Rojinski, Peter Prager, Hannelore Elsner, Florian David Fitz, Jessica Schwarz, Henry Hübchen

Aber auch Religionsskeptiker werden herausgefordert. Wenn Jesus in seiner biblischen Erscheinungsform auftritt, dürfte das so manchem Zuschauer unangenehm pathetisch erscheinen. Dabei kann Jesus‘ bedingungslose Nächstenliebe – wie ja auch in den biblischen Geschichten – durchaus anrührend wirken. Florian David Fitz gelingt eine treffende Inszenierung der Messias-Figur. Er verwendet Motive, die auch über die Grenzen des strengen Christentums hinaus bekannt und Teil unserer Kultur geworden sind. Gleichzeitig scheut er nicht davor zurück, den Wiedererkennungswert dieser Bilder für die komödiantische Seite seines Konzepts zu nutzen. Es ist dieser direkte Umgang mit der Bibel, der dazu führt, dass „Jesus liebt mich“ trotz aller Scherze niemals den Respekt vor der Religion verliert. Der Zuschauer wird nicht dazu angestiftet über das Christentum zu lachen, sondern über das Aufeinandertreffen einer 2000 Jahre alten Figur mit der modernen Welt. Des Weiteren wird der Humor – wie übrigens auch in der Romanvorlage – größtenteils aus den Charakteren entwickelt. Maries Vater, der mit einer Russin aus dem Katalog (Palina Rojinski) seinen zweiten Frühling erlebt, oder Maries Hippie-Mutter Silvia (Hannelore Elsner), die extra für die Hochzeit der Tochter ihren indischen Ashram hinter sich gelassen hat, entfalten ihre komödiantische Dimension jenseits der religiösen Komponente.

Fitz erweist sich als ideale Besetzung für den Erlöser. Er wirkt sanft, friedlich, liebevoll und strahlt von innen – und das nicht nur wegen des nachträglich illuminierten weißen Gewandes. Kurzum: Wir nehmen ihm die Rolle ab. Hauptdarstellerin Jessica Schwarz ist gerade deshalb eine so gute Besetzung, weil sie mit der ihr eigenen Kraft und Energie die Frustration der am Leben gescheiterten Marie glaubwürdig darzustellen vermag. Auch wenn ihre Figur in der Literaturvorlage ein wenig zarter wirkte, braucht die Leinwand-Marie Ecken und Kanten, um ein kontrastierendes menschliches Gegenüber für die göttliche Figur Jesu zu bilden.

Der Autor-Regisseur-Hauptdarsteller hat den Roman ausgezeichnet für die Leinwand adaptiert, die Geschichte an den richtigen Stellen verändert und bei all dem den Humor der Vorlage beibehalten. Der Film macht schlicht und einfach Spaß. Dass das Ende nicht so recht zum Anfang passen will, ist indes nicht seine Schuld. Dieses Problem bestand bereits bei David Safiers Roman. Und das vom Buch abweichende Filmfinale ist der Vorlage in mancherlei Hinsicht sogar überlegen. Statt großangelegter Actionszenen, die man allgemein mit dem Begriff Apokalypse verknüpft, setzt Fitz hier auf Emotionen. Letztlich geht es bei der Apokalypse, wie die deutsche Bedeutung des griechisch-stämmigen Wortes anzeigt, ohnehin um etwas anderes als den Weltuntergang, nämlich um eine Enthüllung oder wie die Bibel es nennt: Offenbarung. Und diese findet am Ende dieser Geschichte definitiv statt. Ästhetisch ist „Jesus liebt mich“ zwar keine Offenbarung, aber doch die filmische Entsprechung guter Trivialliteratur: unterhaltsam, aber nicht substanzlos. Leichte Kost für Zwischendurch.

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Kinofilm

ZDF

Mit Jessica Schwarz, Florian David Fitz, Henry Hübchen, Peter Prager, Hannelore Elsner, Palina Rojinski, Nicholas Ofczarek, Marc Ben Puch, Christine Schorn

Kamera: Stefan Unterberger

Szenenbild: Christian Eisele

Soundtrack: Marcel Barsotti (Main Theme), Lena („Stardust“)

Produktionsfirma: UFA Cinema

Drehbuch: Florian David Fitz – Nach dem Roman von David Safier

Regie: Florian David Fitz

EA: 07.08.2014 20:15 Uhr | ZDF

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