Anja Paerson, Anfang 30, will endlich in ihrem Leben ankommen, sie sehnt sich nach einer eigenen Familie. Nach einem Seitensprung ihres Kollegen und Langzeitverlobten findet sie den Mut zum Neubeginn. Die Reisejournalistin verlässt Stockholm und nimmt die erstbeste Stelle bei einer Lokalzeitung im Küstennest Trinntorp an. Der Ort, die Landschaft, das Meer und die Leute haben es ihr bald angetan, vor allem das Ehepaar Lödquist, dessen Klippenhäuschen mit Seeblick Anja bewohnt. Schnell verguckt sie sich in Niklas Andersson, der vor zwei Jahren seine Frau bei einem Seerettungseinsatz verloren hat. Seine Schwägerin Jessica kümmert sich seither aufopferungsvoll um ihn und seinen Sohn Kalle, der noch immer unter dem Tod der Mutter leidet. Für Anja, die spürt, dass Niklas auch Gefühle für sie hegt, ist es eine schwierige Situation. Kann sie sich einfach in dieses Glück drängen, diese Dreisamkeit zerstören?!
Foto: ZDF / Elke Werner
„Inga Lindström – Sommer der Erinnerung“ ist eines der besseren ZDF-Schwedenhäppchen. Der 42. Film der Reihe deutet eine gewisse Tiefe in Figuren und Konflikten an und die Situationen, in die die Menschen geraten, sind nicht völlig weltfremd, sie scheinen gelegentlich sogar „anschlussfähig“ an die Erfahrung der Zuschauer zu sein. Da ist das alternde Paar, das frotzelnd aneinander vorbei lebt, da ist der Wunsch, sich nach einer missglückten Beziehung gleich wieder einen Partner zu schnappen – aber da geht es auch um die Trauer eines Kindes, das seine Mutter verloren hat, es geht um nicht verzeihen können, um Schuldgefühle. Alles im Melo-Rahmen natürlich – als Mittel zum emotionalen Endzweck. Doch auch was die Machart angeht, besitzt der Film Momente, in denen sich der entscheidende, kleine Unterschied zu anderen Produktionen des Genres zeigt: Die Intrige beispielsweise wird nicht dramaturgisch ausgeschlachtet, sondern als Ausdruck der Emotion einer unglücklich Verliebten deutlich.
In „Sommer der Erinnerung“ werden die melodramatischen Augenblicke fein akzentuiert. Ein angenehm beiläufiger „Umgangston“ verleiht dem Film eine Stimmung aus Alltäglichkeit und Dauerurlaub. Den Figuren ist das Genre nicht ins Gesicht geschrieben. Sinnbildliche Situationen und Gegenstände mit Symbolcharakter (der Ring, der nicht vom Finger geht, die Fruchtbarkeitsstatue, die Bilder des Malers) geben der Erzählung eine gewisse Dichte. Stimmig ist auch die Anlage der Hauptfigur als eine Frau, die sich als Journalistin die Welt fragend erschließt. Eine neugierige, junge Frau ist überdies keine schlechte Erfindung für ein Genre, das als abgestanden und vorgestrig gilt. Wenn sie dann noch so frisch und passend (zur Figur) ernsthaft gespielt wird wie von der bezaubernden Denise Zich, dann kann nichts schief gehen. Und auch der Wettergott spielte mit – und bescherte nicht nur Sonnenschein, sondern passend zu den emotionalen Tonlagen eher einige durchwachsene Tage am Meer.