Dieser Film ist so harmlos, dass er problemlos im Kika laufen könnte. Dazu passt auch die Heldin: Sina Tkotsch würde ohne weiteres als Mitglied der Hamburger Kinderdetektive „Die Pfefferkörner“ durchgehen. Damit entspricht die junge Schauspielerin allerdings perfekt der Rolle, denn Titelfigur Lilli, Mitte zwanzig und frisch von der Polizeiakademie, erhält trotz ihrer Jugend einen Chefposten; allerdings auf Öland, einer beschaulichen schwedischen Ostseeinsel. Angesichts der gegen Null tendierenden Kriminalitätsrate fühlt sich Lilli, Beste ihres Jahrgangs und entsprechend ambitioniert, ziemlich überflüssig. Außerdem muss sie mit ihrem eigenwilligen Vorgänger klarkommen: Hermann Lund (Filip Peeters) ist degradiert worden, weil er gegenüber einem Vorgesetzten vom Festland ein wenig ausfallend geworden ist. Für die Einheimischen bleibt er natürlich trotzdem der Polizeichef, weshalb sich Lilli nicht sonderlich ernst genommen fühlt. Darüber hinaus hat Lund eine völlig andere Auffassung von Recht und Ordnung als sie; er regelt die Dinge lieber außerhalb des Gesetzes. Für Abwechslung in der Idylle sorgen allein die Flirts mit Nachbar Malte (Leopold Hornung), der allerdings längst nicht so harmlos ist, wie er sich gibt. Und als schließlich ein wertvolles Gemälde verschwindet, ist endlich auch Lillis Scharfsinn gefragt.
Im Grunde wäre „Leg dich nicht mit Lilli an“ auch nicht weiter der Rede wert, aber Regisseur Ulli Baumann, für Comedy-Erfolge wie „Nikola“ oder „Ritas Welt“ mit vielen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, weiß, wie man diese Gute-Laune-Geschichte von „Inga Lindström“-Autorin Christiane Sadlo umsetzt. Die Handlung spielt zur Mittsommerzeit, die Bilder sind sonnendurchflutet, und wenn das Licht auf den Wellen glitzert, wirkt die „Herzkino“-Produktion wie eine Urlaubsromanze; die luftig-lockere und stets stimmige Musik (Karim Sebastian Elias) trägt ebenso ihren Teil zum allgemeinen Wohlbefinden bei.
Foto: ZDF / Arvid Uhlig
Aber es macht auch Spaß, den Hauptdarstellern zuzuschauen. Sina Tkotsch spielt die junge Kommissarin sehr erfrischend und sympathisch; die Momente mit Malte sind heiter und von einer ansteckenden Romantik, zumal Sadlo dem Paar sehr nette Dialoge geschrieben hat. Dass der Nachbar nicht vollends Vertrauen zur jungen Polizistin fasst, obwohl er sie aufrichtig mag, ist ein bisschen konstruiert, soll aber natürlich die Spannung erhöhen: Er hat Angst um seine Schwester Nena (Sinha Gierke), die sich einem Hallodri mit Diplomatenpass (Nicolas Artajo) an den Hals geworfen hat. Malte fürchtet, dass der junge Mann irgendwas im Schilde führt, und weil der Schnösel dank seiner Immunität davonkäme, würde sich Lilli an Nena halten. Aber Lilli hat vorerst ohnehin genug mit ihrer Mutter (Marie-Theres Kroetz-Relin) zu tun, die ihr beim Einleben auf Öland helfen will und sich in den alleinstehenden Lund verguckt.
Am Ende kommt dann tatsächlich beinahe so etwas wie Krimispannung auf, als das Gemälde geklaut wird, aber das geht auch rasch wieder vorüber. Zumindest den Menschen hinter der Kamera lag eindeutig mehr daran, die optischen Vorzüge von Öland zu betonen, zumal dank der Drehzeit im späten Frühjahr alles grünt und blüht. Zwar machen nicht alle Schauspieler ihre Sache so gut wie Sina Tkotsch, die braungebrannt und mit strahlend blauen Augen perfekt auf die Insel passt, aber Filip Peeters verkörpert den ehemaligen Polizeichef, der für all die kleinen Vergehen seiner Mitbürger großes Verständnis hat, ungemein tiefenentspannt. Heimliche Hauptdarstellerin ist ohnehin die Insel mit ihren schönen Schauplätzen; typisches Fernweh-TV eben, und für viele der richtige Film, wenn’s draußen eher ungemütlich ist.