Im Alleingang – Die Stunde der Krähen

Stefanie Stappenbeck, Jaenicke, Zehrfeld. Konkurrenz für Danni Lowinski?

Foto: Sat 1 / Maria Krumwiede
Foto Rainer Tittelbach

Anwältin Maria will’s wissen. Als sie nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, schiebt sie ihr Chef aufs Abstellgleis. Sie kündigt, klagt gegen eine Klinik und zieht gegen ihren alten Partner vor Gericht. „Im Alleingang – Die Stunde der Krähen“ beginnt wie ein stereotypes TV-Movie, doch der Film fängt sich rasch, belebt das David-gegen-Goliath-Prinzip, setzt sympathisch auf Läuterung und ist mit Stappenbeck, Jaenicke & Zehrfeld gut besetzt. So macht der Gang vor Gericht Laune. Kein behindertengerechtes Behindertendrama. Denkbar als Serie!

Da haben sich zwei gefunden: Maria Schwadorf und ihr Chef Georg Actis. Zwei skrupellose Anwälte, die am liebsten die Täter rausboxen – weil es die höchsten Honorare verspricht. „Es geht allein ums Gewinnen“, so ihre Devise. Gelegentlich teilen die beiden auch das Bett miteinander. Alles ändert sich, als Maria einen Autounfall hat. Die junge Frau sitzt fortan im Rollstuhl. „Der Querschnitt geht nicht nur durch Ihren Rücken – der geht durch Ihr ganzes Leben“, bringt es ihr Physiotherapeut Matthias auf den Punkt, für den sie bald mehr empfindet. Dennoch: So etwas will die ehrgeizige Anwältin nicht hören. Weil ihr Chef sie nach der Reha aufs Abstellgleis schiebt, zieht sie gegen ihren alten Partner vor Gericht. In der Klinik, in der sie lag, gab es einen vertuschten Gasbranderreger-Vorfall, der einer Patientin das Leben kostete. Maria will den Fall aufrollen und den Klienten ihrer alten Kanzlei, den Chefarzt der Klinik, verklagen. Sie übernimmt das Mandat für den Ehemann der verstorbenen Patientin. Der erste Fall als selbstständige Anwältin soll Maria eine gewisse Genugtuung verschaffen.

Diese Anwälte will man nicht zum Feind haben. „Im Alleingang – Die Stunde der Krähen“ beginnt auch dramaturgisch mit der knallharten Tour. Ausgerechnet am Vorabend von Marias Geburtstag bietet ihr Chef ihr die Teilhaberschaft an. Sie lehnt ab. Punkt 24 Uhr ereignet sich ihr folgenschwerer Unfall, ausgerechnet an ihrem Geburtstag. Das ist TV-Movie-Style alter Tage. Doch dann schlägt der Film eine andere Tonlage an. Nicht, dass aus der toughen Rechtsanwältin plötzlich ein romantisches Weichei würde, das sich grundsätzliche Gedanken über den Sinn des Lebens macht, aber etwas nachvollziehbarer und stärker charaktergeleitet geht die Handlung daraufhin schon vonstatten. Da geht es um Rache, um den versteckten Wunsch, vielleicht doch lieber ein guter Anwalt und zugleich auch guter Mensch zu sein, es geht in Maßen auch um das sich wieder verlieben, um das sich öffnen, um das etwas spüren.

Der Rollstuhl wird zur Metapher des Körperpanzers der Heldin. Diese kleinen Nuancen der Geschichte, die stark davon lebt, dass es Spaß macht, David gegen Goliath siegen zu sehen, werden dramaturgisch getragen von dem vorhersehbaren Schlussakt vor Gericht (hackt da doch eine Krähe der anderen die Augen aus?) und emotional zusammengehalten von Stefanie Stappenbeck. Mit ihr rollt man gern durch die gläsernen Flure – auch wenn „Im Alleingang“ kein behindertengerechtes Behindertendrama ist. Die Realität im Rollstuhl sieht anders aus. Das gilt es zu akzeptieren. Dann ist so ein Film wie dieser möglich – und sogar noch mehr. Die Schlusskonstellation schreit geradezu nach einer Serie. Stappenbeck, Jaenicke, Zehrfeld – wir wären dabei! Aber ob neben „Danni Lowinski“ bei Sat 1 dafür noch Platz ist?!

Im Alleingang – Die Stunde der KrähenFoto: Sat 1 / Maria Krumwiede
Erst die Liebe führt langsam zur Läuterung. Ronald Zehrfeld & Stefanie Stappenbeck in „Die Stunde der Krähen“

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Stefanie Stappenbeck, Hannes Jaenicke, Ronald Zehrfeld, Roy Peter Link, Godehard Giese, Leslie Malton, Rolf Kanies, Christian Maria Goebel, Proschat Madani

Kamera: Reiner Lauter

Szenenbild: Jost Brand-Hübner

Soundtrack: Aimee Mann, Patti Smith

Produktionsfirma: Magic Flight Film

Drehbuch: Hardi Sturm – Vorlage: Eva von Schirach

Regie: Thomas Nennstiel

Quote: 4,05 Mio. Zuschauer (12,5% MA)

EA: 21.02.2012 20:15 Uhr | Sat 1

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach