Bevor ein frischer Wind den Muff aus der Degeto geblasen hat, orientierte sich der Freitagsfilm im „Ersten“ seit der „Süßstoffoffensive“ zur Jahrtausendwende kompromisslos an der Maxime einer allenfalls kalkulierten Nonkonformität: Die Erzählweise war weitgehend kantenlos, Hauptfiguren mussten moralisch integer sein, und wenn Normen in Frage gestellt wurden, dann nur deshalb, um hernach um so gefestigter aus der Geschichte hervorzugehen. Deshalb dürfen zwar beispielsweise die beiden Ehepartner aus dem Melodram „Hindernisse des Herzens“ (2008) von Dietmar Klein kurz mit dem Feuer spielen, doch der allenfalls angedachte Seitensprung führt letztlich nur dazu, die angeschlagene Ehe zu retten.
Heldin der Geschichte ist Andrea (Christina Plate), eine talentierte Vielseitigkeitsreiterin, für die das Glück dieser Erde in der Tat auf dem Rücken der Pferde liegt; deshalb sieht man sie gleich zu Beginn mit entrücktem Lächeln durch das landschaftlich durchaus reizvolle Mitteldeutschland reiten. Während Andrea ihr Dasein ihrem Reitstall gewidmet hat, führt Gatte Thomas (Pierre Besson) ein angegliedertes, offenbar gutgehendes Hotel. Beide haben alle Hände voll zu tun, kaum noch Zeit füreinander und außerdem zwei halb erwachsene Kinder, die mit ihren Problemen (erste Liebe!) etwas zu kurz kommen; von der Beziehung ganz zu schweigen. Zu allem Überfluss ist Thomas auch noch alltäglich dem drallen Charme von Andreas Schwester (Petra Berndt) ausgesetzt. Andrea wiederum verguckt sich in Hans (Sven Martinek), einen alten Schulfreund von Thomas, der sie mit einem markigen Marlboro-Auftritt beeindruckt. Weil Andreas Lieblingspferd Magic beim letzten Turnier mitten im Ritt einen Herzinfarkt erlitt und sie seither voller Gram das Gestüt vernachlässigt, hat Thomas den alten Freund eingeladen, nach dem Rechten zu sehen; und das, obwohl der Schwerenöter ihm einst die Freundin ausgespannt hatte. Prompt dehnt Hans seinen Aufgabenbereich eigenmächtig aus und kümmert sich intensiver um Andrea, als Thomas lieb ist.
Immerhin wartet die Geschichte von Drehbuchautorin Annette Simon gelegentlich mit unverhofften Momenten auf, und Martinek darf sich durch einige trocken vorgebrachte Bosheiten hervortun. Während Christina Plate, vom Buch großzügig um mehrere Jahre verjüngt, Andrea vorzugsweise als Spielball ihrer Gefühle verkörpert, sorgen Besson und Martinek für einen gewissen Ausgleich: Auf diesem ausgesprochen weiblichen Sendeplatz gelingt es ihnen, den männlichen Ansätzen, Herausforderungen des Schicksals zu meistern, zumindest eine gewisse Berücksichtigung angedeihen zu lassen.