Die Mittwochsfilme vom Mitteldeutschen Rundfunk sind in der Regel kaum anspruchsvoller als viele Freitagsfilme der ARD-Tochter Degeto. Wie verwechselbar die Produktionen sind, zeigen zwei Geschichten über drei nicht mehr ganz junge Damen, die finsteren männlichen Gegenspielern trotzen. „Herzdamen“ ist vor einigen Jahren im Auftrag des MDR entstanden, „Herzdamen an der Elbe“ ist ein Degeto-Werk. Die Unterschiede sind marginal; sieht man davon ab, dass die Fortsetzung um Klassen schlechter ist.
„Herzdamen“, 2008 ausgestrahlt, erzählte eine hübsche Wohlfühlgeschichte, die als innige Frauenfreundschaft begann, zwischendurch viel Chaos produzierte und schließlich als multiple Romanze endete. Drehbuch damals wie heute: Cornelia Willinger. Da sie wie bei vielen Filmen dieser Art in der Fortsetzung im Grunde die gleiche Handlung noch einmal erzählt, bleibt die Verantwortung für den Qualitätsverlust ausgerechnet an Thomas Nennstiel hängen. Die Filmografie des Regie-Routiniers hat zwar nicht ausschließlich preisverdächtige Produktionen zu bieten, aber Zeitverschwendung sind seine Arbeiten (darunter „Im Alleingang – Die Stunde der Krähen“ sowie mehrere Folgen „Der letzte Bulle“ und „Mit Herz und Handschellen“) eigentlich nie. Zwar zeichnete sich schon „Herzdamen“ (Regie: Karola Hattop) nicht gerade durch Temporeichtum aus, aber das fiel nicht weiter auf, schließlich waren die Hauptfiguren auch nicht mehr die Jüngsten. Die Fortsetzung leidet jedoch vor allem darunter, dass ausgerechnet das Titeltrio grimassiert, als gelte es, wie bei einem Bühnenstück auch das Publikum auf den weit entfernten Plätzen zu erreichen. Ständig werden Mund und Augen aufgerissen, als hätten die Schauspielerinnen noch nie eine Großaufnahme gesehen. Und so ist „Herzdamen an der Elbe“ eine der schwächsten Degeto-Produktionen seit langem.
Der Inhalt trägt ebenfalls nicht zur Qualitätssteigerung bei. In Teil eins sind die Freundinnen Maria (Thekla Carola Wied), Steffi (Mona Seefried) und Carola (Katerina Jacob) aus Wien nach Dresden geflüchtet und haben der Sabotageakte von Marias schuftigem Gatten zum Trotz ein heruntergekommenes Elbschlösschen liebevoll zum Restaurant renoviert. Nun brauchen sie dringend Geld, weshalb Hermann Augartner (Michael Greiling) wie gerufen kommt: Das attraktive Mannsbild betreibt eine Flotte von Ausflugsbooten, für die Küchenchefin Maria ein anspruchsvolles Catering liefern soll. Was die drei Damen im Gegensatz zum Zuschauer nicht ahnen, obwohl dem ölig charmanten Reeder der Schurke quasi ins Gesicht geschrieben steht: Augartner hat gemeinsam mit einem fiesen Banker ein Komplott geschmiedet, um sich das Elbschlösschen billig unter den Nagel zu reißen.
Ungleich kantiger ist der Kontrahent ausgefallen: Rolf Kanies, sonst selbst der Bösewicht vom Dienst, darf das Dreimädelhaus als Koch mit Marineerfahrung aufmischen. Da kann selbst die distinguierte Maria nicht widerstehen. Das ist zwar völlig unglaubwürdig, sorgt aber für die wenigen heiteren Höhepunkte des Films. Die sonstigen Pointen verpuffen völlig wirkungslos, weil sie entweder schlecht gespielt oder ohne das richtige Timing inszeniert sind. Auch die Bildgestaltung ist mit ihrer schlichten Schuss/Gegenschuss-Dramaturgie weitgehend einfallslos. Daher wirkt es fast schon wagemutig, wenn Carola beim Zwiegespräch mit einer geschenkten Forelle, die sie in der Badewanne zwischengelagert hat, aus ungewöhnlichem Blickwinkel gezeigt wird: Kameramann Reiner Lauter ergänzt die bekannten Perspektiven (Frosch und Vogel) um die Fischperspektive. Dass am Ende jeder Topf seinen Deckel findet, versteht sich im Übrigen von selbst, das ist Degeto-Gesetz! (Text-Stand: 21.3.2013)