Heiße Spur

Neubauer, Rosenmüller, Annette Hess. Nicht die Idealbesetzung, aber durchaus reizvoll

Foto: ZDF
Foto Tilmann P. Gangloff

Klar, warum Christine Neubauer die Rolle spielen wollte! Gemessen an ihren Schmonzetten für die ARD ist der ZDF-Thriller „Heiße Spur“ fast schon Action-TV; und die seit einiger Zeit um einen Imagewechsel bemühte Hauptdarstellerin immer mittendrin. Die Spannung der Handlung trägt mühelos über 180 Minuten, Mexiko erscheint im Licht des Italo-Western und die Musik erzählt mit – doch die Besetzung (auch der Nebenrollen) hat Schwächen.

Gemeinsam haben sie schon für einigen Nervenkitzel gesorgt: Autorin Annette Hess und Regisseur Marcus O. Rosenmüller setzen für die Roman-Adaption „Heiße Spur“ eine Zusammenarbeit fort, die dem ZDF mit den Charlotte-Link-Verfilmungen „Echo der Schuld“ und „Der fremde Gast“ zwei quotenträchtige Thriller beschert hat. Initiatorin des jüngsten Zweiteilers ist allerdings Christine Neubauer, die durch Zufall auf den Roman „Cry No More“ gestoßen ist und ihre Lieblingsproduzentin Regina Ziegler überzeugen konnte, die Filmrechte zu kaufen. Damit war klar, wer die Hauptrolle spielen würde. Andere Produktionsfirmen hätten vermutlich nicht als erstes an Neubauer gedacht, die ohnehin viel zu alt für die Figur der Heldin ist: Die Geschichte erstreckt sich über eine Spanne von fast zwanzig Jahren, aber wie durch ein Wunder hinterlässt die Zeit im Gesicht von Milla Boone keinerlei Spuren.

Andererseits ist es klar, warum Neubauer die Rolle unbedingt spielen wollte: Gemessen an ihren Freitagsschmonzetten für die ARD ist „Heiße Spur“ fast schon Action-Fernsehen; und die seit einiger Zeit um einen Imagewechsel bemühte Hauptdarstellerin immer mittendrin. Das ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig, und vermutlich wäre eine athletischere Schauspielerin in den körperbetonten Szenen glaubwürdiger, zumal auch Neubauers akzentuierter Sprachduktus in einigen Momenten extrem deplatziert wirkt. Aber Rosenmüller ist viel zu sehr Thriller-Spezialist, um den Film darunter leiden zu lassen. Wichtigste Mitstreiter neben Autorin Hess sind dabei Komponist Gary Marlowe und Kameramann Roman Nowocien. Die vielschichtige Musik mit ihren klar zuzuordnenden Leitmotiven treibt die Geschichte immer weiter, und Nowocien sorgt gerade bei den mexikanischen Szenen (gedreht wurde allerdings in Chile) für ein flirrendes Licht wie aus einem Italo-Western, das einen krassen Gegensatz zu den eher kühlen Aufnahmen aus dem amerikanischen Albuquerque bietet; ganz zu schweigen von so faszinierenden Drehorten wie einem heruntergekommenen Lokomotivfriedhof.

Über allem aber steht naturgemäß die Geschichte, und auch die hat einiges zu bieten: Auf einem Marktplatz in Juárez wird Milla Boones Baby entführt. Es gelingt ihr zwar, einem der Gangster buchstäblich ein Auge auszukratzen, doch sein Kumpan sticht sie nieder. Jahre später leitet Milla in den USA eine Organisation, die dies- und jenseits des amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiets verschwundene Kinder und Jugendliche sucht, immer in der Hoffnung, irgendwann einen Hinweis auf ihren verschwundenen Sohn zu entdecken. Eines Tages gibt es tatsächlich eine heiße Spur: Offenbar haben die Entführer von damals umgesattelt und betreiben jetzt einen Organhandel, dem immer wieder junge Menschen zum Opfer fallen; und die Drahtzieher befinden sich in Millas engstem Freundeskreis.

Dank vieler Nebenschauplätze, von denen einige allerdings auch überflüssig sind, entfaltet sich eine komplexe Handlung, die die Spannung mühelos über 180 Minuten trägt. Bei den Darstellern hat Regina Ziegler aber offenbar sparen müssen. Der Amerikaner Matt Battaglia macht seine Sache als zwielichtiger Ex-Agent, der für das FBI die Drecksarbeit übernimmt, zwar prima, aber gerade Millas in Teil 2 durch die Bank potenziell verdächtige Freunde sind eher unglamourös besetzt; einzig Hannes Hellmann ragt hier heraus. Umso reizvoller ist Tonio Arango als mexikanischer Polizeichef, der wiederum dadurch irritiert, dass er im Gegensatz zu seinen radebrechenden Landsleuten makellos deutsch spricht. (Text-Stand: 5.10.2009)

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Serie & Mehrteiler

ZDF

Mit Christine Neubauer, Matt Battaglia, Leander Lichti, Gundula Rapsch, Hannes Hellmann, Rudolf Martin, Nicki von Tempelhoff, Tonio Arango

Kamera: Roman Nowocien

Schnitt: Raimund Vienken

Musik: Gary Marlowe

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Regina Ziegler

Drehbuch: Annette Hess – nach dem Roman „Cry No More“ von Linda Howard

Regie: Marcus O. Rosenmüller

EA: 05.10.2009 20:15 Uhr | ZDF

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