Endlich auch im ZDF mal ein Film, der nicht im gediegenen Mittelstand spielt, sondern sich mit den Sorgen und Wünschen der sogenannten “kleinen Leute“ beschäftigt. “Geht nicht gibt’s nicht” ist die Geschichte einer Träumerin, die auf ihren Prinzen wartet um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen. Großartige Schauspieler wie Bernadette Heerwagen und Axel Prahl sowie die miterzählende Kamera von Gunnar Fuß machen aus dem vermeintlich kleinen Stoff von Nachwuchsautorin Britta Stöckl einen Fernsehfilm, der in seinen Situationen viel Alltägliches zeigt und zugleich in jedem seiner Bild “bigger than life” ist.
Conny ist 18, hat nur Mittlere Reife und arbeitet an der Kasse einer Tankstelle. Ihre Zukunftsaussichten sind nicht rosig, ihr Alltag ist eintönig. Vor allem ihr Stiefvater geht ihr auf die Nerven. Sie wartet auf den Retter, der sie aus der Enge ihres Lebens befreit. Der kommt zwar nicht auf dem weißen Schimmel geritten, dafür im blauen Mustang vorgefahren. Er heißt Mike und ist Automechaniker. Sie verlieben sich. Was Conny nicht weiß: Er kann noch weniger als sie mit Geld umgehen, er hat Schulden und auch sein Job ist nicht sicher. Was Mike nicht weiß: Conny ist von ihm schwanger. Zu einer klärenden Aussprache kommt es nicht. Die unbezahlten Rechnungen stapeln sich, das junge Glück scheint zu verfliegen.
„Der TV-Film von René Heisig ist einer der ersten, die das immer drängendere Thema ‚Jungverschuldung‘ aufgreifen. Komplexe Charakterzeichnungen und der burschikose Charme von Bernadette Heerwagen machen das allzu naive Ende wieder wett. Klasse gespielte Kleine-Leute-Story“ (TV-Spielfilm)
Autorin Britta Stöckle wurde mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
„Eine düstere, aber dennoch beeindruckende Milieustudie über leichtsinniges Fehlverhalten, das ein ganzes Leben ruinieren kann.“ (Prisma)
Foto: ZDF
Eine junge Frau gerät mit ihrem Freund in die Schuldenfalle. Britta Stöckle sah eine jener jungen Erwachsenen vor sich, mit denen sie als Dokumentarfilmregisseurin oft zu tun hatte. “Conny ist eine von diesen jungen Frauen, die noch nicht erwachsen sind, die in der Provinz leben, auf bescheidene Art um Anerkennung kämpfen, keine großen Pläne und Ziele haben und deren einzige Fluchtstrategie die eigene Familiengründung ist”, so die Autorin. Als es endlich zu klappen scheint mit ihrem “Traumtyp”, verklärt sich ihr Blick auf die Wirklichkeit und lockt das süße Leben so sehr, dass sie den Überblick verliert.
Regisseur René Heisig (“Stahlnetz”) wollte “kein Sozialdrama drehen, in dem alles grau ist und schon deshalb Tristesse herrscht, weil die Leute nicht begütert sind”. Die Tonlage des Films schließen er und Kameramann Fuß kurz mit den Befindlichkeiten der jungen Helden, die mitunter nach dem James-Dean-Motto “Denn sie wissen nicht, was sie tun” zu leben scheinen. Rasch wechseln die Stimmungen: himmel-hochjauchzend, dann zu Tode betrübt. Ob Glück oder sozialer Abstieg – oft suchen die Helden im Rausch ihr Heil. Die Kamera bleibt ihnen immer auf den Fersen. Hautnah spürt der Zuschauer deren Fieber. Dennoch bezeichnet Stöckle “Geht nicht gibt’s nicht” als Familienfilm. “Es geht um Verletzungen untereinander und zwischen den Generationen.” Sie werden sichtbar auf den Gesichtern von Bernadette Heerwagen, Axel Prahl, Saskia Vester, Sebastian Ströbel. Da muss nicht viel geredet werden. Der Zuschauer fühlt mit ihnen, weil sie nicht perfekt sind, aber das Beste zu geben versuchen.