Es war ein realer Fall: Vier junge Deutsche wurden im Jemen entführt und 24 Tage gefangen gehalten. Ein jemenitischer Stamm wollte Geld von der eigenen Regierung erpressen. Eineinhalb Jahre ist das her – und schon präsentiert der Privatsender Pro Sieben den Film zu diesem realen Abenteuer-Urlaub. Aus juristischen Gründen sehr frei hat Drehbuchautor Timo Berndt diesen Reality-Stoff in ein Wüstenmärchen transportiert. Für „Gefangen im Jemen“ legte Peter Maffay zum zweiten Mal in seiner Karriere die Gitarre aus der Hand, um in einem Spielfilm als Hauptdarsteller zu agieren.
Kritische Stimmen:
„Statt Gas zu geben, rollt die Story im Leerlauf“ (TV-Spielfilm)
„Da sich der Film eine Serie realer Geiselnahmen in dem Land für Unterhaltungszwecke nutzbar macht, erweist sich der Aufhänger der Geschichte als ebenso fragwürdig wie die undurchdachte Entwicklung der aufgesetzten Handlung.“ (Lexikon des Internationalen Films)
Der Musiker spielt jenen Mare, der in Afrika lebt. Dort kreuzt plötzlich sein Sohn Jan, den er seit Jahren nicht gesehen hat, mit seiner Clique auf. Mare begleitet die jungen Leute auf ihrer Motorradtour durch die Wüste. Trotz heftiger Spannungen zeigt sich schnell, dass es gut ist, jemanden dabei zu haben, der mit den Gepflogenheiten der Einheimischen vertraut ist. Als bewaffnete Stammeskrieger die Biker-Gruppe gefangen nehmen und ein Lösegeld von zehn Millionen Dollar fordern, ist Mare der einzige, der einen klaren Kopf bewahrt.
Kurzinhalt: Jan plant mit einigen Freunden eine Motorradtour durch den Jemen. Im Flughafen von Sanaa treffen sie auf Jans Vater Marc, der sich dort eine neue Existenz aufgebaut hat. Vater und Sohn verstehen sich nicht, trotzdem will Marc die Gruppe begleiten. Bald stecken sie alle in Schwierigkeiten: Bewaffnete Krieger nehmen sie als Geiseln und fordern von der Regierung zehn Millionen Dollar Lösegeld. Die Lage spitzt sich immer mehr zu, das Unglück nimmt seinen Lauf.
Timo Berndt („Die Handschrift des Mörders“) war niemals im Jemen. Das Drehbuch hat der 32 Jahre alte Kieler Shooting-Star der Autoren-Szene (15 Bücher in weniger als drei Jahren) hoch oben im Norden, hinter dem Deich, geschrieben. Hilfreiche Dienste leisteten ihm Reiseführer, Reiseberichte und afrikanische Musik zur Einstimmung. Der reale Fall war nicht mehr als Inspirationsquelle. „Es sollte nicht das Buch aus dem dpa-Ticker werden“, so Berndt, „die Realität genügt den dramaturgischen Erfordernissen einfach oft nicht.“ Für ihn geht es um zwei Reisen: „die durch die Fremde, durch die Landschaft, und die innere Reise zweier Menschen, die sich nah, aber eigentlich fremd sind“.
Für Peter Maffay und Regisseur Peter Patzak („Kottan“), die bereits bei „Der Joker“ 1987 gemeinsame Sache machten, war klar, dass die Geschichte die richtige Botschaft haben musste. „Kein Rambo Sieben, keine Beleidigungen für den fremden Kulturkreis“ betont Berndt. Sonst gab es keine Auflagen vom Star. Der sprach brav seine meist kurzen, markigen Sätze („Ich bin hier zu Hause“), schaute mit dem berühmten Maffay-Blinzelblick in die aufgehende Sonne und die Weite der Wüste. Die Darstellung solcher sinnlichen Natur-Schönheit (gedreht wurde im Atlas-Gebirge) vermittelt den Respekt vor der fremden Kultur nicht weniger als die politisch korrekte Geschichte. (Text-Stand: 12.9.1999)