Gefangen im Jemen

Maffay, Knizka & Deutschmann in Patzaks zwiespältiger Geiselnahme-Mär (1999)

Foto: Pro Sieben
Foto Rainer Tittelbach

Eineinhalb Jahre nach der realen Geiselnahme präsentierte Pro Sieben 1999 den Abenteuerfilm „Gefangen im Jemen“. Für diesen Abenteuer-Urlaub nach dem politisch unbedarften Buch von Timo Berndt legte Pe­ter Maffay zum zweiten Mal die Gitarre aus der Hand, um in einem Spielfilm als Hauptdarsteller zu agieren und cool in Rrrrichtung Sonne zu blinzeln.

Es war ein realer Fall: Vier junge Deutsche wurden im Jemen ent­führt und 24 Tage gefangen ge­halten. Ein jemenitischer Stamm wollte Geld von der eigenen Re­gierung erpressen. Eineinhalb Jahre ist das her – und schon prä­sentiert der Privatsender Pro Sieben den Film zu diesem rea­len Abenteuer-Urlaub. Aus juris­tischen Gründen sehr frei hat Drehbuchautor Timo Berndt diesen Reality-Stoff in ein Wüs­tenmärchen transportiert. Für „Gefangen im Jemen“ legte Pe­ter Maffay zum zweiten Mal in seiner Karriere die Gitarre aus der Hand, um in einem Spielfilm als Hauptdarsteller zu agieren.

Kritische Stimmen:
„Statt Gas zu geben, rollt die Story im Leerlauf“ (TV-Spielfilm)
„Da sich der Film eine Serie realer Geiselnahmen in dem Land für Unterhaltungszwecke nutzbar macht, erweist sich der Aufhänger der Geschichte als ebenso fragwürdig wie die undurchdachte Entwicklung der aufgesetzten Handlung.“ (Lexikon des Internationalen Films)

Der Musiker spielt jenen Mare, der in Afrika lebt. Dort kreuzt plötzlich sein Sohn Jan, den er seit Jahren nicht gesehen hat, mit seiner Clique auf. Mare begleitet die jungen Leute auf ihrer Motorradtour durch die Wüste. Trotz heftiger Spannungen zeigt sich schnell, dass es gut ist, jemanden dabei­ zu haben, der mit den Gepflogenheiten der Einheimischen ver­traut ist. Als bewaffnete Stam­meskrieger die Biker-Gruppe ge­fangen nehmen und ein Lösegeld von zehn Millionen Dollar fordern, ist Mare der einzige, der einen klaren Kopf bewahrt.

Kurzinhalt: Jan plant mit einigen Freunden eine Motorradtour durch den Jemen. Im Flughafen von Sanaa treffen sie auf Jans Vater Marc, der sich dort eine neue Existenz aufgebaut hat. Vater und Sohn verstehen sich nicht, trotzdem will Marc die Gruppe begleiten. Bald stecken sie alle in Schwierigkeiten: Bewaffnete Krieger nehmen sie als Geiseln und fordern von der Regierung zehn Millionen Dollar Lösegeld. Die Lage spitzt sich immer mehr zu, das Unglück nimmt seinen Lauf.

Timo Berndt („Die Handschrift des Mörders“) war niemals im Jemen. Das Drehbuch hat der 32 Jahre alte Kieler Shooting-Star der Autoren-Szene (15 Bücher in weniger als drei Jahren) hoch oben im Norden, hinter dem Deich, geschrieben. Hilfreiche Dienste leisteten ihm Reisefüh­rer, Reiseberichte und afrikani­sche Musik zur Einstimmung. Der reale Fall war nicht mehr als In­spirationsquelle. „Es sollte nicht das Buch aus dem dpa-Ticker werden“, so Berndt, „die Realität genügt den dramaturgischen Erfordernissen einfach oft nicht.“ Für ihn geht es um zwei Reisen: „die durch die Fremde, durch die Landschaft, und die innere Reise zweier Menschen, die sich nah, aber eigentlich fremd sind“.

Für Peter Maffay und Regis­seur Peter Patzak („Kottan“), die bereits bei „Der Joker“ 1987 ge­meinsame Sache machten, war klar, dass die Geschichte die richtige Botschaft haben musste. „Kein Rambo Sieben, keine Beleidigungen für den fremden Kulturkreis“ betont Berndt. Sonst gab es keine Auflagen vom Star. Der sprach brav seine meist kurzen, markigen Sätze („Ich bin hier zu Hause“), schaute mit dem berühmten Maffay-Blinzelblick in die aufgehende Sonne und die Weite der Wüste. Die Darstellung solcher sinnlichen Natur-Schön­heit (gedreht wurde im Atlas-Ge­birge) vermittelt den Respekt vor der fremden Kultur nicht weni­ger als die politisch korrekte Ge­schichte. (Text-Stand: 12.9.1999)

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Fernsehfilm

Pro Sieben

Mit Peter Maffay, Roman Knizka, Heikko Deutschmann, Simon Licht, Claudine Wilde, Dieter Laser

Kamera: Andreas Köfer

Schnitt: Michou Hutter

Soundtrack: Tony Carey („World without you“, „Going away“, „The sun got in my eyes“)

Produktionsfirma: HDTV Entertainment

Drehbuch: Timo Berndt

Regie: Peter Patzak

EA: 12.09.1999 20:15 Uhr | Pro Sieben

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