Natürlich hatte er die englische Krimi-Reihe „Fitz“ im Kopf, als es hieß, eine Serie über einen Kriminalpsychologen zu schreiben. „Mein Held sollte aber auf keinen Fall noch ein Profiler mehr sein, nicht einmal ein klassischer forensischer Psychologe wie Fitz“, erinnert sich Gregor Edelmann („Der letzte Zeuge“). „Ich wollte einen herkömmlichen Therapeuten, der die Polizei bei der Aufklärung von Tötungsverbrechen berät und unterstützt.“ Außerdem wollte der Autor seinem Helden einen ständigen Konflikt mit dem Polizeiapparat nicht nur ins Drehbuch schreiben, sondern einen Abdruck davon auch seinem Herzen und seiner Seele mitgeben. Und so verzichtet Edelmanns „Erfindung“ auf das alttestamentarische Rache-Strafkonzept: „Heilung geht vor Überführung“, so das Credo des eigenwilligen Seelendoktors.
Der neue Psychologe im ZDF heißt Dr. Vincent Flemming. Edelmann hat ihn angelegt als Anti-Bloch, als einen, der zur Psychologie verführt, der die nonverbalen Zeichen eines Menschen liest und davon auf dessen inneren Zustand schließt. Das macht ihm und seinen Nächsten das Leben nicht immer leicht. Im Pilotfilm hat nicht nur sein Chef genug von seiner besserwisserischen Art, auch seine Frau zieht die Reißleine. Trotz Scheidung und Kündigung bleiben die drei sich allerdings verbunden: denn sie ist Kriminalhauptkommissarin und er wird als kriminalpsychologischer Sachverständiger nach wie vor von der Berliner Polizei zu Rate gezogen. Flemming verführt auch durch sein Wesen. „Er ist jemand, der bei Allem seinen Witz, Charme und Humor behält, er ist ein warmherziger, empathischer Mensch, jemand, der Lust am Leben und an Frauen hat“, charakterisiert ihn Drehbuchautor Edelmann. Sogar als Flirtberater und bissiger Beziehungsanalytiker im Radio arbeitet er. Vincent Flemming ist also ein Psychologe, der zu Vielem, nur nicht zur Schwermut neigt.
In „Glanz in deinen Augen“ zum Auftakt geht es um eine Kindesentführung. Der Sohn einer allein erziehenden Mutter wird vom Spielplatz entführt. Weil Zeugen gesehen haben, dass er unbefangen in ein Auto gestiegen ist, geht die Polizei davon aus, dass das Kind seinen Entführer gekannt hat. Der 90-minütige Pilotfilm ist ein konzentrierter Beziehungskrimi, der sich in Maßen auf die nie existente Familienkonstellation im Opfer-Haushalt einlässt. „Der Mann ist ein Trauma für die Frau“, erkennt Flemming. „Kann denn ein Mann mehr sein für eine Frau?!“, kontert die Ex. Ein bisschen überdeutlich sind sie schon, die kleinen Spitzen, die das frisch geschiedene Ehepaar austauscht. Doch Samuel Finzi und Claudia Michelsen sind zwei, denen man nicht nur gerne zuschaut, sondern denen man auch mehr in die Gesichter hinein liest, als es das rituelle Spiel einer Serie zulässt. (Text-Stand: 13.11.2009)