Alles läuft perfekt bei Nika Kreschinski: als PR-Assistentin in der renommierten Seckbach-Bank stehen ihr alle Türen offen, zumal sie der akkurat planende Juniorchef als Mutter seiner Kinder auserkoren hat. Doch plötzlich rauscht ihr Vater, ein durchgeknallter Alt-Hippie, in ihr aufgeräumtes Leben. “Fast perfekt verlobt” von Rolf Silber ist eine leicht schräge Romantic Comedy, bei der alles vorhersehbar ist, die aber dennoch Laune macht.
“Deine Welt ist mausgrau, meine ist bunt”, hält ihr Papa Herby vor – und zieht sich einen Joint rein. Vor sechs Jahren nach dem Tod der Mutter verließ die Halbgriechin das Inselparadies Kalanera, um im kühlen Deutschland Karriere zu machen. Mit dem Dauerkarneval des Vaters hat die Tochter abgeschlossen. Doch sie kommt ins Grübeln. Denn ausgerechnet “ihre” Bank soll nun “sein” Eiland profitabel zubetonieren. Außerdem läuft ihr ein Taxifahrer dauernd über den Weg, der in ihr Gefühle weckt, die sie bisher perfekt unter Kontrolle hatte.
“Kinder haften für ihre Eltern”, titelte unlängst der “Spiegel”. “Good Bye, Lenin” sei der Beweis – die Entzweiung der Generationen scheint passé! “Fast perfekt verlobt” zielt in eine ähnliche Richtung. Anfangs will die Heldin ihren “peinlichen” Vater so schnell wie möglich wieder loswerden, um ihr vollkommen erscheinendes Leben ungestört fortführen zu können. Doch dann wird die Erinnerung wach – und sie sieht in der 68er-Attitüde plötzlich mehr als nur Ballast aus einer überholten Zeit. Als sie dann noch in dem Lebenskünstler Patrick die personifizierte Versöhnung von “Peace” und Ich-AG kennenlernt, weiß sie, wo sie hingehört.
“Fast perfekt verlobt” ist gegenüber Wolfgang Beckers Kinohit nur ein Filmchen. Plakativ und naiv prallen die beiden Lebensmodelle, hier seelenlose Bankerwelt, dort Flower-Power-Party, aufeinander, um am Ende den Blick für einen dritten Weg frei zu machen. Unterhaltsam ist diese TV-Komödie um Werte, Liebe und Zeitgeist aber allemal. Rolf Silber blickt immerhin auf 20 gute Komödienjahre zurück. Und eine Sympathieträgerin wie Maria Simon, die in “Good Bye, Lenin” die Schwester des Helden spielte, ist die halbe Miete. (Text-Stand: 17.4.2003)