Weil einige Online-Thriller beim Zuschauer recht gut ankamen zum Ausgang der 90er Jahre, folgte nun mit “Falsche Liebe” erwartungsgemäß das nächste kalt kalkulierte TV-Movie zum Thema. Sat 1, dem meist die Rolle zukommt, als letzter Sender auf eine Welle zu springen, machte seiner Nachreiter-Rolle mal wieder alle Ehre. Doch der Film wartete auch mit einigen Innovationen auf: im Hier und Heute wurde Science-Fiction entworfen, kühl und – was die Geschichte angeht vom Hacker-Girlie, das in die Fänge einer Geldgeschäft-Mafia gerät – technologiekritisch. Doch andererseits war eine unhinterfragte Faszination, eine bizarre Lust zu spüren an jenen Hochglanzbildern von Überwachung und totaler Medien-Präsenz.
Die Story: Als Hobby-Hackerin Alissa (Gerat) von dem attraktiven Baumann (Brandrup), Hersteller für Sicherheitssoftware, einen lukrativen Job angeboten bekommt, glaubt sie, das große Los gezogen zu haben. Doch ein Blick hinter die Kulissen öffnet ihr die Augen: Mit ihrer Hilfe manipuliert Baumann die Konten von Fremdfirmen. Für einen Ausstieg ist es zu spät: Alissa soll eliminiert werden.
Ein Thriller also für die “Big Brother”-Generation, die sich freiwillig dem “Großen Bruder” unterordnet, wenn’s nur den nötigen Kick verspricht. Dramaturgisch war’s das übliche Duell zwischen Gut und Böse, David und Goliath. Wer nicht an der glatten Oberfläche kratzte und wer keine Aversion gegen den affigen Technologie-Fetischismus hegte und bisschen was vom Hacker-Einmaleins versteht, der musste schon bangen um die goldig-naive Heldin, die (man mochte es kaum glauben!) im Online-Tricksen ganz groß sein sollte. Spannend also war’s mitunter schon. Hannelore Hoger als Oma Italiana schien der Text wohl so nichtig zu sein, dass sie ihn gleich auf Italienisch parlierte. Jasmin Gerat zog sich gut aus der gefährlichen Affäre. Der Stoff hatte durchaus “1984”-Potenzial, der allumfassende Einsatz der Medien war überaus konsequent im Drehbuch angelegt. Doch ein Unbehagen blieb. (Text-Stand: 2000)