Diese verfluchte Grashoff! Rike ärgert sich mal wieder tierisch über ihre Chefin. Die Hotelmanagerin hält sie ganz schön auf Trapp – für die Assistentin nicht ganz einfach bei ihrem Übergewicht! Der Fluch wirkt Wunder. Am nächsten Morgen erwacht Rike gertenschlank und die ignorante Jessica Grashoff ist zum „Fettkloß“ mutiert. 40 Kilo haben über Nacht ihren Besitzer gewechselt. Die Ladys sind geschockt. Doch sie müssen handeln. Ihr Plan: Die attraktive Rike übernimmt nach außen den Chefposten, während Jessica, die als ihre dicke Schwester ausgegeben wird, weiterhin als Rikes Assistentin im Hintergrund die Fäden zieht. Einige Kollegen wittern ihre Chance, Jessicas intrigante Assistentin zum Beispiel, auch der Personalchef sieht für sich noch Luft nach oben. Doch alle haben den Eindruck: an dieser dicken Assistentin ist kein Vorbeikommen. Irritiert ist vor allem Gastronomie-Manager Carl. Seiner Chefin Jessica wusste er als einziger im Hotel etwas entgegenzusetzen. Aber bei dieser unverschämten Assistentin Marie, die ihm so bekannt vorkommt, zieht er häufig den Kürzeren. Er ahnt nicht, dass sie die Frau ist, mit der er unlängst eine Liebesnacht verbrachte.
Eine gewagte Setzung, diese phantastische Ausgangslage für die Comedy-Serie „Es kommt noch dicker“. Aber weshalb sollte das, was im TV-Movie etabliert ist, nicht auch in einer Serie funktionieren?! Und überhaupt: War die (geklaute) Prämisse von „Der letzte Bulle“ nicht auch ungewöhnlich fürs deutsche Fernsehen?! Zu kritisieren gibt es anderes an diesem – um im Bild zu bleiben – zur Serie aufgeblasenen TV-Movie-Stoff. Die Figuren sind als Karikaturen angelegt. Entspricht das dem Genre oder ist das einfach nur platt? Die Schauspieler verziehen unentwegt ihre Gesichter, nicht „Stromberg„-like, sondern so, dass hinter jeder Szene „Achtung, Comedy!“ stehen könnte. Ist das witzig oder billig? Die unterschwellige Botschaft: Auch Dicke können Erfolg haben – Sie müssen nur etwas mehr tun dafür als attraktive Menschen. Ist das gesellschaftlich relevant oder nur banal? Durchgängiger Sprachwitz ist schwer zu erkennen. Dass man einer ansehnlichen deutschen Jungschauspielerin ein äußerliches Handikap verpasst, ist nicht ganz neu („Verliebt in Berlin“), zeigt aber vor allem, dass es hier weniger um Gesellschaftskritik, sondern in erster Linie um den Effekt geht.
Den Beweis, dass in den vorerst sieben Mal 40 Minuten ungute soziale Muster karikiert und in Frage gestellt werden und sich durch den plötzlichen Perspektivwechsel eingefahrene Haltungen und Vorurteile verändern können, muss diese Serie erst erbringen. Bisher ist das nur zu erahnen. In der Folge, in der Steffen Groth als internationaler „Hairstylist mit den göttlichen Haaren“ in Wahrheit „eine Fleischmütze“ trägt, wirkt der Appell, zu sich zu stehen, ziemlich naiv. „Es kommt noch dicker“ fehlt es an Esprit, an Ironie, an Intelligenz. So der erste Eindruck. Die Serie lässt noch viele Fragen offen (kein Wunder, wenn einem der Sender nur eine Folge zur Verfügung stellt). Es bleibt abzuwarten, wie bei Hegenbarth & Co das serielle Prinzip durchschlägt. Auf Anhieb jedenfalls überzeugt diese Sat-1-Serie nicht.